Eklisso – eine audiovisuelle Bewegung

Eklisso – eine audiovisuelle Bewegung

Man könnte es als eine Fusion aus House-Musik, Technologie und visueller Kunst nennen, was DJ und Produzent Domenico Rondinelli, Veranstalter und Musiker Patrick Gallenmüller (bekannt als Teil von Pele & Shawnecy), sowie Multi-Instrumentalist Christian Mayr kürzlich gestartet haben. Mit Eklisso verfolgen sie gemeinsam das Ziel, Tech-House in all seinen Facetten neu zu definieren und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Während der Sound von Eklisso stark von der pulsierende Szene Münchens, Lissabons und Ibizas inspiriert ist, setzt das Label auf eine globale Künstlergemeinschaft.
Mit einer klaren Vision und bereits fixierten Releases bis Ende 2025 möchte das Trio auf dem Label sowohl Newcomer*innen als auch etablierten Artists eine Plattform bieten. Besonders im Fokus steht die Verbindung von Musik und visueller Ästhetik, inspiriert durch die Symbolik von Sonnen- und Mondfinsternissen. Neben hochkarätigen Veröffentlichungen sind bereits erste Showcases geplant – darunter ein großes Debüt auf dem renommierten Echelon Festival 2025. Warum Tech-House in Deutschland bislang unterrepräsentiert ist, wie das Label eine neue Bewegung initiieren will und welche Innovationen es mit sich bringt, verraten die drei im Interview.

Eklisso ist eurem Verständnis nach mehr als nur ein neues House-Music-Label – es ist eine Fusion aus Musik, Technologie und audiovisueller Innovation. Welche war die ursprüngliche Vision hinter diesem Konzept?

Domenico: Die Idee hinter Eklisso war, eine Plattform zu schaffen, die über klassische Musikproduktion hinausgeht. Unser Ziel ist es, Musik, Technologie und visuelle Kunst so zu vereinen, dass wir damit neue Maßstäbe setzen. Wir gründen nicht nur ein Label, sondern initiieren eine Bewegung, die Innovation in der elektronischen Musikszene vorantreibt. Besonders AI-generierte Grafiken und Visuals spielen dabei eine immer größere Rolle.

Patrick: Musik soll nicht nur gehört, sondern auch visuell und technologisch erlebt werden. Durch diese Kombination schaffen wir ein immersives Erlebnis, das Emotionen verstärkt und den Hörer in eine neue Welt eintauchen lässt.

Wie habt ihr zueinander gefunden und was hat euch dazu bewegt, dieses Label offiziell erst 2025 ins Leben zu rufen, obwohl die Vision bereits früher vollständig ausgearbeitet war? Warum habt ihr euch bewusst für diesen Vorlauf entschieden?

Domenico: Als (Ghost-)Producer und DJ bin ich seit Jahren in der Szene aktiv und habe oft talentierte Newcomer gesehen, die Schwierigkeiten hatten, ihre Musik an das richtige Publikum zu bringen. Mein Wunsch war es, eine Plattform zu schaffen, die genau diese Künstler unterstützt. 2024 habe ich meine Ideen konkretisiert und mit meinen heutigen Partnern geteilt: Patrick Gallenmüller, ein erfahrener Veranstalter und Musiker, bekannt als Hälfte des Projekts Pele & Shawnecy, und Christian Mayr, ein Multi-Instrumentalist und Ghost Producer. Unsere gebündelte Erfahrung bringt enormen Mehrwert für das Label.

Trotz unzähliger Online-Veröffentlichungsmöglichkeiten haben viele Produzenten Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Ich hätte mir früher selbst eine Plattform wie Eklisso gewünscht. Unser Netzwerk hilft Newcomern, ihre Musik direkt etablierten DJs zu präsentieren.

Christian: Der bewusste Vorlauf von einem Jahr ermöglicht uns, ein solides Fundament zu schaffen. Wir haben bereits ein starkes Netzwerk aufgebaut und intensiv an den technischen sowie visuellen Aspekten gearbeitet, um 2025 mit voller Kraft zu starten. Unser Ziel ist es, Eklisso langfristig als prägende Bewegung in der Tech-House- und Minimal/Deep-Tech-Szene zu etablieren. Unser Slogan lautet: „Eklisso – The Tech House Movement.“

München, Ibiza und Lissabon sind zentrale Inspirationsquellen für Eklisso. Dabei versteht sich das Label als internationales Kollektiv mit Künstler*innen aus der ganzen Welt. Welche Rolle spielt diese Vielfalt in eurer musikalischen Ausrichtung?

Domenico: Diese Städte prägen unser Label auf verschiedene Weise. München, wo Patrick und Christian leben, ist mit seiner lebendigen Clubszene eine wichtige Basis für unseren urbanen und energetischen Sound. Vor allem die wärmeren Länder haben es uns angetan – die Magie von Sonnenuntergängen, eine vibrierende Open-Air-Atmosphäre und die natürliche Schönheit dieser Orte spiegeln sich in unserer Musik wider. Ich selbst lebe in Lissabon und pendle zwischen dort, Ibiza und Deutschland. Jedes dieser Elemente – Großstadt-Flair, Nachtleben, Festivals, Natur und Technik – ist ein essenzieller Bestandteil unserer Philosophie. Unsere Künstler kommen aus aller Welt, wodurch wir eine immense Vielfalt an Einflüssen haben. Diese kulturelle Diversität macht den Sound von Eklisso einzigartig. Gleichzeitig wollen wir Subgenres wie Groove-Tech-House, Latin-House und Minimal/Deep-Tech für ein breiteres Publikum in Deutschland etablieren.

Eklisso setzt auf Tech-House in all seinen Facetten. Inwiefern seht ihr den aktuellen Tech-House-Hype in den USA als Vorbild, und warum fehlt dieser Trend eurer Meinung nach in Deutschland?

Domenico: Ich muss gestehen, dass ich selbst ein riesiger Fan dieser Musikrichtung bin. In Amerika erlebt Tech-House derzeit einen unglaublichen Boom. Künstler wie John Summit, Fisher, Mau P, Gordo, Dom Dolla oder Chris Lake füllen dort riesige Stadien. Es gibt eine regelrechte Bewegung, die diesen Sound feiert und kommerzialisiert – vergleichbar mit dem aktuellen Hard-Techno- oder Bounce-Trend in Deutschland. Im technoiden Bereich ist er in Deutschland, gerade mit Vorzeigestädten wie Berlin, komplett vorhanden, jedoch fehlt mir dieser Trend im kommerzielleren und energetischeren Tech-House-Bereich, weil die elektronische Musikszene in Deutschland stärker auf Techno und andere Subgenres fokussiert ist. Tech-House bleibt hier oft unterrepräsentiert, vor allem in der kommerzielleren und energetischeren Variante. Häufig treten dieselben etablierten Acts auf, während es Newcomer schwer haben. Mit Eklisso wollen wir diese Lücke schließen und Tech-House in Deutschland stärker präsentieren.

Jede Künstlerin und jeder Künstler bei Eklisso bringt seine eigene Wahrnehmung und Interpretation ein. Wie sorgt ihr dafür, dass diese Individualität erhalten bleibt, während das Label eine klare Identität bewahrt?

Christian: Eklisso legt großen Wert auf die individuelle Kreativität jedes Künstlers, während es gleichzeitig eine klare Identität als Label wahrt. Dies erreichen wir, indem der kreative Prozess innerhalb des Labels unterstützt wird, ohne dass der künstlerische Ausdruck eingeschränkt wird. Im Vordergrund steht immer die Musik – Musik, die einen durchtanzen lässt, Musik, die einen mitsingen lässt, Musik, die einen emotional berührt. Gleichzeitig sorgt das gemeinsame Verständnis der Werte des Labels – die Verschmelzung von Musik, Technologie und visueller Kunst – dafür, dass alle Veröffentlichungen eine erkennbare musikalische Linie beibehalten, die unsere Label-Identität prägt.

Die Dualitäts-Symbolik der Sonnen- und Mondfinsternis spielt eine große Rolle für Eklisso. Welche Bedeutung haben diese Übergänge für euch, wie beeinflussen sie eure künstlerische Ausrichtung und wie spiegelt sich das Kernkonzept in eurer Musik und eurem Label wieder?

Domenico: Die Sonnen- und Mondfinsternis symbolisieren Übergänge, Veränderungen und das Mystische. Diese Phänomene stehen für die Dualität von Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, was eine tiefere Bedeutung für das kreative Schaffen hat. Sie repräsentieren die Balance zwischen verschiedenen musikalischen und emotionalen Elementen und werden in der künstlerischen Ausrichtung genutzt, um die Konzepte von Transformation und Verbindung zu vermitteln. Da haben wir auf der einen Seite die Sonne: Festivals, Wärme, Sonnenstrahlen, Euphorie, Strand, Meer usw. – einige der Elemente, die wir mit unserem kommerziellerem Tech-House widerspiegeln wollen.
Auf der anderen Seite haben wir den Mond: Clubkultur, Partys in der Nacht, enge Räume, Dunkelheit usw. – mit diesen Elementen spielen wir in unseren mehr „undergroundigeren“ Releases. Dieser Moment, in dem die Erde kurz stillsteht, ist einzigartig und hat eine unglaubliche Energie, sei es bei der- Mond oder der Sonnenfinsternis. Ein Ereignis, das in der Natur nur zweimal jährlich pro Finsternis stattfindet: der Schatten des anderen Planeten überdeckt den anderen.
Diese verschiedenen Ereignisse aus der Natur wollen wir auf dem Planeten Erde musikalisch greifbar machen. Zudem war Schubladendenken noch nie mein Ding. Wir wollen das Beste aus allen Nischen herausfiltern, sprich: Bei uns gibt es kein „zu Kommerz“ oder „zu Underground“. Die Musik steht an erster Stelle, und wenn diese uns und die Menschen, mit der wir sie teilen, berührt, haben wir einen großen Schritt gemacht, um diese Musikrichtung mit allen Subgenres für die deutschen Hörer zugänglicher zu machen. Das Design hat somit einen sehr hohen Stellenwert. Die Symbolik hilft uns dabei, die Vision des Labels visuell zu kommunizieren und eine kohärente Identität mit der Musik zu schaffen. Vom Logo bis hin zu den Cover-Artworks und Stage-Designs wird jedes Element sorgfältig durchdacht, um die Atmosphäre der Musik zu ergänzen und eine immersive Erfahrung zu bieten.

Patrick: Somit spiegelt sich die Dualität von Eklisso sowohl im Sound als auch in der visuellen Ästhetik wider. Die Musik vereint kontrastierende Elemente: die energetische, mechanische Kraft von harten sowie groovigen Tech-House-Elementen und die organische, beruhigende Seite der melodischen Klänge in den verschiedenen Tracks.

Durch die sorgfältige Mischung aus mechanischen Beats und organischen Melodien wird eine Klanglandschaft erschaffen, die sowohl im Underground-Club als auch auf großen Festivalbühnen funktioniert und das Publikum emotional anspricht. Wir laden die Zuhörer dazu ein, die Vielschichtigkeit von Musik zu erleben, die sowohl mitreißend als auch beruhigend wirken kann.

Eklisso versteht sich nicht nur als Label, sondern auch als Plattform für Kreativität. Wie fördert ihr eure Künstler*innen und wie schafft ihr Raum für Innovation?

Patrick: Wir bieten den Künstlern die Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken, ohne Einschränkungen oder gezielte Vorgaben. Das Label schafft einen Raum, in dem neue Ideen gefördert und kollaborative Projekte ermöglicht werden. Wir connecten neue Artists auch untereinander und lassen unser jahrelanges Know-how und unsere Kontakte miteinander fusionieren. Aktuell haben wir schon ein paar sehr talentierte Newcomer, die sich miteinander austauschen und auch schon einige Kollaborationen zusammen produzieren. Die Familie wächst, und wir freuen uns auf weitere kreative Musiker, die Lust haben, ein Teil unserer Vision zu sein. Für uns ist Musik mehr als nur eine Leidenschaft – sie ist ein Ausdruck von Emotionen, Kreativität und Verbindung. Musik gibt uns die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, Stimmungen zu transportieren und Menschen auf der ganzen Welt durch den kreativen Musikprozess zusammenzubringen.

Welche Pläne habt ihr für die nächsten Jahre? Können wir uns auf besondere Releases oder Events freuen? Wird es Label-Showcases, Festival-Präsenzen oder Club-Events geben?

Domenico: Durch meinen Hang zum Perfektionismus steht unsere Release-Schedule bereits bis Ende Oktober dieses Jahres mit den ersten 20 Releases von einigen Acts. Bereitet euch also schon auf unsere musikalische Vielfalt vor! In den kommenden Monaten und Jahren planen wir, das musikalische Angebot kontinuierlich auszubauen und außergewöhnliche Releases zu präsentieren. Freut euch auf Künstler, die ihre eigene Note und ihren eigenen „Tech-House“-Blickwinkel mitbringen, wie etwa Aca aus Serbien, Dennis Reif aus Deutschland, Diego Sosa aus Argentinien, Giovanni Zarzana aus Italien, Music P & Marque Aurel aus Deutschland, Pele & Shawnecy aus Deutschland, Simenga aus Griechenland, Stowawave aus Österreich, Unusual aus Deutschland oder Youree aus Deutschland. Die Artists haben bereits Releases gesignt. Unser Fokus liegt gerade in der Anfangsphase komplett auf dem Support und den Releases von neuen Künstlern. In den nächsten Monaten werden wir euch den ein oder anderen der bereits erwähnten Künstler näher vorstellen.

Eines der aktuellen Releases of Eklisso:

Patrick: Unser erstes großes Highlight wird im Sommer auf dem Echelon-Festival sein, dieses findet am 15. und 16 August in Bad Aibling statt. Hier haben wir das erste offizielle Eklisso-Showcase, bei denen die visuelle und musikalische Philosophie des Labels zum Leben erweckt wird. Von den Mittagsstunden bis in die Nacht nehmen wir euch mit auf eine Reise. Club-Events sind am Ende des Jahres, nach der Festivalsaison, geplant – zu viel wollen wir aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Für aktuelle Infos und Releases folgt uns auf unserer Website und auf Instagram, sowie auf SoundCloud und YouTube, um in unsere audiovisuelle Welt einzutauchen.

Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: Triple P
Credit: Victor Liska
Web: www.instagram.com/eklisso_ofc