Ende März wird im Berliner E-Werk wieder geravet – ein Interview mit dem Veranstalter

Ende März wird im Berliner E-Werk wieder geravet – ein Interview mit dem Veranstalter

24.-27.03.2022 • E-Werk, Berlin / PALLAS TEMPORARY CLUB @ E-WERK BERLIN

Line-up: Alignment, Tanith, Luna City Express (Marco Reesmann), Ateq, Jerome Sydenham, Astrid Gnosis, Chris Liberator, The Chronics, Luna Vasarotti, Somewhen, Yant

 

Das E-Werk. Viele alte Hasen kennen diese Berliner Kult-Club-Institution nicht nur vom Namen, nein, sie waren auch on Location. Das E-Werk war der Technoschuppen Berlins – bis er am 24. Juli 1997 seine Pforten geschlossen hat. Jetzt, in 2022: das große Re-Opening? Nein. Oder wenn, dann nur kurzfristig. Denn es wird kein 24/7-Programm geben, sondern ein exklusives Club-Music-Event an einem auserwählten Wochenenden. Mit dem Temporary Club schafft Pallas neue Clubs an einzigartigen Orten, wie eben dem Berliner E-Werk. Pallas mietet die Venue und baut einen Club für ein ganzes Wochenende, einen Pop-up-Club, wenn man so will. Und die erste Feierei steht schon kurz bevor: Vom 24. bis 27. März 2022 wird das E-Werk mit Hilfe namhafter Labels und Veranstalter aus der Berliner Szene wiederbelebt. Diesbezüglich haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen und den Geschäftsführer von Pallas, Chams Knorr, um ein paar Antworten auf ein paar Fragen gebeten.

 

In den 90er-Jahren war das Berliner E-Werk einer der angesagtesten Techno-Schuppen Europas – zumindest aber Deutschlands. Wie kamst du auf die Idee der „Reinkarnation“ dieser Club-Institution und was genau hast du/habt ihr vor?

In Berlin existieren immer noch sehr viele Legenden über die vergangenen Zeiten und Locations. Beeindruckende Bauten im Zentrum Berlins, welche nachts zu Ravetempeln wurden. Diese Geschichten stammen von vielen Veteranen aus dieser Zeit, die man im Backstage heutiger Clubs immer mal wieder antrifft. Die Clubs werden leider immer weiter in die Randbezirke gedrängt und residieren dort in umgebauten Garagenkomplexen oder zerfallenen Werkstätten. Kein Vergleich zu den architektonischen Erlebnissen in den früheren Zeiten. So haben wir uns auf die Suche begeben und geschaut, was aus diesen Orten geworden ist. Wir haben dann schnell gemerkt, dass viele Locations neuen Kaufhäusern oder Büros gewichen sind. Einige Ort sind aber zu Eventlocation geworden, wo hauptsächlich Corporate Events laufen. Der Hauptgrund dafür ist ganz einfach die extrem gestiegenen Mieten und sehr hohen Umwelt- und Brandschutzauflagen.

Bei zahlreichen Gesprächen mit verschiedenen Location-Betreibern haben sich die Betreiber vom jetzigen E-Werk als besonders interessiert hervorgetan und auch gezeigt, dass sie die Historie des Gebäudes wertschätzen. Ein regulärer Club-Betrieb wird dort aber nicht mehr möglich sein. Wir haben daher das Konzept des „Temporary Clubs“ geschaffen, mit dem wir generell an verschiedenen Standorten in Europa großartige historische Gebäude für einen kurzen Zeitraum zu einem Club transformieren wollen. Orte, die für einzelne Events viel zu teuer sind und wo sich der Projektierungsaufwand nur lohnt, wenn man mehrere Kollektive vereint und zusammen mehrere Tage und Nächte ein Programm gestaltet. Wir haben nun die passende Location gefunden und für jede Nacht etablierte Techno-Brands gesucht, die das Programm gestalten, haben Ingenieure für Immissionsprognosen dazu geholt, die Anwohner kontaktiert sowie Brandschutzplaner ins Boot geholt. Unsere Grundidee war es nicht, das E-Werk wieder zu beleben. Unser Ziel ist es, die Techno-Kultur zurück ins Zentrum Berlins zu bringen und beeindruckende Location und unvergessliche Momente zu schaffen, die man nicht jedes Wochenende erleben kann.

 

Wer genau steckt hinter Pallas und welche Verbindungen und Erinnerungen hast du privat an das E-Werk?

Hinter dem Projekt stecken am Ende viele Leute. Geschäftsführer bin ich, Chams Knorr. Aktiv bin ich seit ca. vier Jahren in Berlin mit meinem Kunst-Musik-Projekt Nautilus. Hinter mir stehen Booker, PR-Manager, Technik-Experten und viele mehr. Am Ende werden bis zu 100 Leute mitwirken an diesem Projekt. Verbindungen zum E-Werk bestanden bisher nur aus Kontakten zu ehemaligen Residenz des E-Werk Clubs wie zum Beispiel Woody. Natürlich hört man viele Geschichten und ich habe auch zahlreiche Dokus gesehen.

 

Vom 24. bis 27. März 2022 steigt die erste Veranstaltungs-Reihe. Erzähl doch vielleicht kurz etwas zum Duktus, zum Vorhaben, zur Zielgruppe und zur musikalischen Bandbreite.

Musikalisch wird das Pallas-Wochenende auf elektronische Musik ausgerichtet sein. In der Nacht Techno und tagsüber moderne House-Musik. Im Fokus steht hohe Musikqualität durch eine extrem hochwertige Anlage und angesagt Acts. Zu den Highlights werden natürlich Auftritte ehemaliger E-Werk- Residenz gehören, wie DJ Tanith. Aber ich weise ausdrücklich darauf hin, dass es kein Retro-Rave sein wird und wir nur Musik-Opas reaktivieren, um einen kurzfristigen Hype zu kreieren. Alle Acts sind aktuell erfolgreiche Musiker, und wir wollen die Location in die aktuelle Zeit bringen.

 

Ich persönlich war zur Peaktime das ein oder andere Mal im E-Werk – seither aber nicht mehr. Wie hat sich die Location optisch, visuell und soundtechnisch verändert?

Die Location ist sehr clean und beinhaltet weiterhin viele Industrieelemente, wie Kräne und Schaltanlagen. Es ist eine genehmigte Versammlungsstätte mit beeindruckender Architektur und mit sicherlich sehr teurer Brandschutzanlage und vielen Fluchtweg-Schildern. Das E-Werk übernehmen wir komplett uneingerichtet und ohne Soundanlage. Wir haben im Februar bereits unsere Musikanlage komplett aufgebaut und eine Immissionsprognose gemacht. Dabei konnten wir mitten auf der Tanzfläche eine maximale Lautstärke erreichen, ohne dass wir die zulässigen Werte in der Nacht bei den Anwohnern überschreiten würden. Wir sind gerade dabei, mit weiteren Schallschutzmaßnahmen sowie Raumakustik-Elementen zu planen, um einen hochwertigen Sound zu ermöglichen.

 

Ihr sprecht euch für die Cashless-Payment-Methode aus und setzt auf CO2-Neutralität. Erläutere doch gerne kurz die Hintergründe.

Cashless-Payment ist unserer Meinung nach in der aktuellen Zeit die sicherste Zahlungsoption. Wir digitalisieren auch das Bezahlen im Bar- und Foodbereich. So haben die Gäste die Möglichkeit, digital zu ordern und nach Erhalt einer Push-Nachricht die Getränke an der Bar abzuholen. So bilden sich keine Schlangen und so werden Warte und Tanz-Zeiten ausgedehnt.
Bis 2050 soll Berlin klimaneutral sein, bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wir wollen bereits heute mit den Partnern von Clubtopia, der TU Berlin und der Organisation TeamTrees, die Bäume in Europa pflanzen, unser Wochenende klimafreundlich gestalten. Ein Teil des Erlöses wird für diesen Zweck gespendet.