Dieser halbkugelige Käfer ist einer der größten Sympathieträger unserer heimischen Fauna: der Marienkäfer. In Europa gibt es etwa 250 verschiedene Arten. Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist in unseren Breiten ihr häufigster Vertreter. Er verdankt seine orangerote Färbung Lycopin, das auch Tomaten rot färbt, sowie α- und β-Carotin, die auch für die Farbgebung der meisten anderen Arten wichtig sind. Nicht nur bei Kindern ist er beliebt. In vielen Kulturen gilt die sieben als Glückszahl, weshalb der Siebenpunkt-Marienkäfer als Glücksbringer angesehen wird. Zudem galten Marienkäfer als geheiligte Tiere der Freya, der germanischen Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. Der Name Marienkäfer leitet sich aber von der heiligen Jungfrau Maria ab. Denn früher glaubten die Bauern, die Käfer wären in ihrem Auftrag in der Schädlingsvertilgung tätig. In den letzten Jahren wird der hiesige Marienkäfer zunehmend von dem asiatischen Marienkäfer verdrängt, der als neue Art bei uns heimisch geworden ist. Trotz asiatischer Konkurrenz kommt der alteingesessene Siebenpunkt aber weiterhin häufig vor.
Das Charakteristische an den Marienkäfern sind die symmetrisch angeordneten Punkte auf ihren Flügeldecken. Sie sind meist schwarz, es gibt aber auch Käfer, die helle, rote oder braune Punkte tragen, wobei Arten mit 2, 4, 5, 7, 10, 11, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 22 und 24 Punkten vorkommen. Die Anzahl der Punkte gibt entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht das Alter des Käfers an, vielmehr ist die Zahl der Punkte für jede Art genetisch festgelegt und ändert sich während des Lebens des Käfers nicht! Dieselbe Art kann in Unmengen Farb- und Mustervarianten auftreten, was ihre Bestimmung erschwert. Der Luzerne Marienkäfer etwa, erreicht über 4000 gezählte Varianten. Der Zweipunkt-Marienkäfer ist mal rot mit schwarzen Punkten, mal schwarz mit roten Punkten und auch manchmal ganz schwarz ohne Punkte.
Durch Hohlräume unter den Flügeldecken können Marienkäfer auf Wasser schwimmen und gehen nicht unter. Die Antennen sind kurz, mit kräftigen Keulen. Wie viele sicherlich schon selber erfahren haben, stellen sich Marienkäfer bei Bedrohung tot und sondern eine gelbe Flüssigkeit ab, zum Beispiel wenn man sie auf die Hand nimmt. Die gelbliche Flüssigkeit ist Hämolymphe und damit das, was bei uns das Blut bildet. Diese Körperflüssigkeit der Marienkäfer ist sehr bitter, weshalb sie sich sehr gut zur Feindabwehr eignet. Über die Poren der Gelenkhäute der Beine können sie diese gelbliche Flüssigkeit absondern, die Fressfeinde wie Ameisen fernhält. In Kombination mit der roten Farbe entsteht so ein sehr starkes Warnsignal. Frisst also beispielsweise ein Vogel einen Marienkäfer, verbindet er in der Folge den bitteren Geschmack mit der roten Farbe und meidet danach Marienkäfer. Aber auch in deutschen Weinbaugebieten hat man sich längere Zeit vor dem Marienkäfer gefürchtet. So wurde beobachtet wie sie Weintrauben anfraßen. Daher bestand die Sorge, die Hämolymphe würde den Geschmack des Weines verderben. Doch eine genauere Untersuchung zeigte, dass für den Geschmack des Weins keine Gefahr besteht. Im Gegenteil der Marienkäfer erweist sich als vorteilhafter Gegenspieler für Schädlinge wie Blattlaus, Schildlaus, Mehlige Apfelblattlaus oder Hopfenlaus. Denn Marienkäfer ernähren sich typischerweise von Blattläusen und von deren Larven. Etwa 100 Blattläuse am Tag kann ein Marienkäfer vertilgen. Insbesondere der Siebenpunkt-Marienkäfer ist daher ein guter Freund jeden Gärtners und wird gar für die biologische Schädlingsbekämpfung gezüchtet.
Marienkäfer und vor allem ihre Larven sind auch Kannibalen. Besonders bei Massenauftreten fressen sich die Tiere gegenseitig. Die zuerst schlüpfenden Larven fressen regelmäßig ihre noch nicht geschlüpften Artgenossen, wodurch oft über die Hälfte der Eier verloren gehen. Als natürliche Feinde des Marienkäfers gelten Parasiten und Ameisen. Einige Arten der Marienkäfer haben einen besonderen, nur auf sie spezialisierten Feind, die Marienkäfer-Brackwespe. Mit ihrem Legeapparat legt die Brackwespe dem Käfer ein Ei unter die Deckflügel. Die geschlüpfte Larve ernährt sich zunächst nur von den Körpersäften und vom Fettgewebe des Käfers, um in ihm parasitär heranzuwachsen. Sie überwintert sogar mit ihm und tötet ihn erst im darauf folgenden Frühling, indem sie seine lebenswichtigen Organe frisst. Danach bricht sie durch die Hülle und verpuppt sich unter dem verendeten Käfer. Zudem fallen Marienkäfer trotz ihrer roten Warnfarbe und ihres bitteren Geschmacks immer wieder Fröschen, Spitzmäusen, Spinnen, Reptilien und Vögeln zum Opfer.
Nach der Überwinterung beginnen die Marienkäferpaare mit der Kopulation. Diese kann auch mal bis zu 18 Stunden dauern. Ein Mal würde zwar genügen, um das Weibchen zu befruchten, aber meist findet die Begattung mehrfach statt, häufig auch von unterschiedlichen Männchen. Nach der Befruchtung legen die Weibchen um die 400 Eier an Zweigen oder Blattunterseiten ab. Hierbei achten sie darauf, dass immer unterschiedliche Standorte gewählt werden, damit die Chance erhöht ist, dass mindestens ein Gelege unentdeckt bleibt. Etwa eine Woche später schlüpfen die bereits gefleckten und gut beweglichen Larven, die sich von riesigen Mengen an Pflanzenläusen und Spinnenmilben ernähren. Bis zu 3000 davon, haben Wissenschaftler gezählt, vertilgen sie in ihrem Larvendasein. Bei den größeren Arten wie dem Siebenpunkt-Marienkäfer sind die Larven erst ganz schwarz und absolvieren dann mehrere Häutungen zu grau mit gelben oder orangen Punkten. Wenn die Larven genügend Blattläuse gefressen haben, etwa nach 3 bis 6 Wochen, verpuppen sie sich und hängen dann mit dem Kopf nach unten unter einem Blatt. Etwa zwei Wochen später schlüpfen dann die jungen Marienkäfer. Die jeweils typische Färbung entwickelt sich aber erst nach einigen Stunden nach dem Schlüpfen, wenn sich die Flügeldecken ausgehärtet haben. Pro Jahr entstehen so zwei Generationen an Marienkäfern.
Marienkäfer sind wechselwarme Tiere, das heißt ihre Körpertemperatur wird maßgeblich durch Sonnenwärme bestimmt. Im Winter benötigen sie daher auch einen Platz zum überwintern. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort sieht man sie häufig im Herbst auch in Massen an Hauswänden. Meistens begeben sich die Schwärme aber unter Baumrinden, Blättern, Moos oder Felsspalten in die Winterstarre. Damit sie dabei nicht einfrieren, verfügen sie wie auch einige andere Insekten über körpereigene Frostschutzmittel. Im Frühjahr kommen sie mit den ersten warmen Sonnenstrahlen wieder hervorgekrochen.
Der Marienkäfer wird wegen seiner Nützlichkeit geschätzt und gilt als Glückssymbol. Deshalb ist er ein beliebtes Motiv auf Glückwunschkarten, Briefmarken und in der Kunst. Auch kulturhistorisch hat er seine Spuren hinterlassen: In der Provence etwa steht einem Mann die Heirat bevor, sollte ein Käfer auf ihm landen. Sind die Frauen ungeduldig, setzen sie einen Käfer auf den Zeigefinger und zählen die Sekunden bis zum Abflug. Jede Sekunde bedeutet ein Jahr warten bis zur Hochzeit. Auf Grund seiner Beliebtheit, seiner Häufigkeit und seines markanten Aussehens gibt es über 1500 regionale Bezeichnungen für den Marienkäfer wie zum Beispiel Muttergotteskäfer, Herrgottswürmchen, Jesuskäferlein, Glückskäferle oder Himmelmietzchen. Den wohl ältesten Beleg als Glückssymbol bietet ein etwa 20.000 Jahre alter, 1,5 cm großer aus Mammutelfenbein geschnitzter Marienkäfer, der durch eine Bohrung wahrscheinlich mit einer Schnur um den Hals getragen wurde. Er wurde in Laugerie-Basse im Südwesten Frankreichs gefunden.
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