FAZEmag präsentiert: RÖYKSOPP in Berlin

Foto: Stian Anderen

Kennt ihr das: Ihr seid gerade mit irgendetwas beschäftigt – Staub saugen, Reifen wechseln, Spülmaschine ausräumen … – und plötzlich haltet ihr inne. Das, was da auf eurer Amazon-Music-Playlist im Random-Modus gerade läuft, catcht euch gerade so richtig. Ihr unterbrecht eure Tätigkeit und dreht die Volume auf.

So ist es mir ergangen, als aus den Speakern meiner Wohnzimmer-Soundanlage der Titel „Speed Kings“ von Röyksopp erklang. „Speed King“ – das ist der Track einer fast 10-minütigen musikalischen Reise durch die vielfältigsten Sound-Landscapes der Synthesizer-Welt. Ein episches Meisterwerk – wie ich finde – durch die kunterbunten Facetten einer klanglichen Einzigartigkeit, die Röyksopp ausmachen. Zugleich ist „Speed King“ eine Nummer aus dem Album „Profound Mysteries III“, das am 18. November 2022 erschienen ist. Und mit diesem Album finalisiert das norwegische Elektronik-Projekt rund um Svein Berge und Torbjørn Brundtland seine Trilogie, die step by step im Laufe dieses Jahres mit Part I und Part II Fahrt aufnahm.

Teil 1 wurde am 29. April 2022 auf den Markt gebracht und dessen Fortsetzung im Hochsommer, am 19. August dieses Jahres. Und auf allen drei Parts ist deutlich hörbar, dass der Sound von Röyksopp so unique ist, dass man stets einen Wiedererkennungseffekt hat – und das, obwohl die Tracks teilweise soundstilistisch so unterschiedlich geprägt sind. Röyksopp können nämlich sowohl bombastisch als theatralisch rüberkommen. Mal mit donnerndem Bass, und mal ganz liebevoll, verspielt, mit sanften Vocals und balladeartigen Klangstrukturen.

„This Tims, This Place …“ beispielsweise ist ein Titel, der direkt mit stompin‘ Beats startet. Keineswegs übertrieben, sogar leicht Electronica-angehaucht. Dennoch wird man sofort dazu verleitet, mit dem rechten Fuß zum Takt des Beats zu wippen – oder man macht seine Homebase diekt zum Dancefloor. „If You Want Me“ andererseits gehört in eine ganz andere Soundschublade. In die mit der Beschriftung „einfühlsam & melancholisch“. Denn die Nummer mit der zarten, kristallklaren Stimme von Susannde Sundfør ist alles andere als ein Techno-Wummer. Beides übrigens Titel aus dem zweiten Part von „Profound Mysteries“.

Und Teil 3? Hier findet man nebst des Ausnahmetracks „Speed Kings“ auch noch viele weitere Hörerlebnisse, wie beispielsweise den Opener „So Ambigious“, was so viel heißt wie „so mehrdeutig“. Eine breakbeatartige Downtempo-Nummer mit einprägsamen Vocals und sich langsam aufbauenden Synthie-Sounds, die einen gut sechs Minuten in ihren Bann zieht. „Me&Youphoria“ hingegen könnte einen im entferntesten Sinne an Erasure erinnern. Ein Dance-Pop-Titel, der auch in den Airplaylists der Radiostationen auftauchen könnte. Absolut fernab der kommerziellen Charts dürfte sich „The Night“ tummeln. Der Track mit Alison Goldfrapp als Kooperations-Gesangspartnerin ist definitiv deeper Underground, bei dem man spontan an New Yorker Clubs denken könnte.

Röyksopp. Sie sind also zurück. Nachdem man eigentlich 2014 verkündet hatte, kein weiteres Album mehr zu veröffentlichen, kamen acht Jahre später gleich drei Releases. Und wie sich das Ganze live on stage anhört – das können die Fans am 23. Februar 2023 in Berlin erleben. Dann nämlich spielen Röyksopp im Berliner Tempodrom. Mit im Gepäck dann sicherlich nicht nur die neuen Geschichten, sondern auch Klassiker wie „Eple“, „What Else Is There?“ und „49 Percent“.

23.02.2023 • Tempodrom, Berlin

 

Aus dem FAZEmag 131/01.2023
Foto: Stian Anderen
www.royksopp.com