Frühling: Das bringt mich direkt zu Frühlingsgefühlen. In „Good Boy“ (Splendid) funkt es bei einem Tinder-Date zwischen Sigrid und Christian sofort. Schon am ersten Abend begleitet Sigrid Christian nach Hause. Der wohnt in einer luxuriösen Villa zusammen mit seinem „Hund“ Frank – nur dass Frank alles andere als ein gewöhnlicher Hund ist. Tatsächlich handelt es sich um einen erwachsenen Mann in einem Hundekostüm, der in Christians Haushalt wie ein echter Vierbeiner lebt. Sigrid ist zutiefst schockiert und verwirrt, doch als sie erfährt, dass Christian der alleinige Erbe eines Multimillionärs ist, wirft sie ihre Bedenken wieder über Bord. Während eines gemeinsamen Wochenendes in Christians abgelegenem Ferienhaus im Wald beginnen die Ereignisse jedoch eine beängstigende Wendung zu nehmen. Klingt sehr schräg, ist es auch.
Aber was rede ich von schräg, wenn der nächste Blockbuster „Godzilla x Kong: The New Empire“ (Warner) heißt. Was früher Trash aus Japan war, ist jetzt Hollywood-Mainstream. Dann soll es so sein. Kong dringt auf der Suche nach seinen Artgenossen tief in die unentdeckten Schichten der Hohlerde ein. Was er dort findet, entfesselt unbeabsichtigt die tödlichste Bedrohung, die die Menschheit jemals gesehen hat – eine Gefahr, die nur die vereinten und immer gewaltiger werdenden Kräfte von Kong und Godzilla abwehren können. Popcorn machen und zurücklehnen. Mehr ist hier nicht vonnöten.
Ein wenig Reflexion benötigt ihr indes beim beklemmenden „The Zone of Interest“ (Leonine). Beklemmender könnten die Gegensätze nicht sein: Während die fünf glücklichen Kinder der Familie Höß lachend im wunderschönen Garten spielen, sterben hinter den Mauern des Konzentrationslagers Ausschwitz, an das das Grundstück direkt grenzt, Millionen von Menschen. Regisseur Jonathan Glazer vermittelt den Schrecken des Holocausts auf klare, unbarmherzige Weise und inszeniert eindrucksvoll mit scharfem Blick die Banalität des Bösen und das von den Nationalsozialisten verübte Grauen, ohne es explizit zu zeigen.
Mit Grauen kennt sich die Erfolgsschmiede Blumhouse aus. In „Imaginary“ (Leonine) findet Jessicas Wunsch nach einem beschaulichen Kleinstadtleben abrupt ein jähes Ende, als ihre jüngste Stieftochter Alice seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt. Seit das Kind den Teddy Chauncey gefunden hat, sind die zwei nicht nur unzertrennlich, Alice begibt sich im Spiel mit ihrem neuen Freund in immer gefährlichere Situationen und verletzt sich sogar bewusst selbst. Die Erwachsenen sind zunächst ratlos, bekommen dann aber den Verdacht, dass das vermeintlich harmlose Kuscheltier dahinter stecken könnte. Sehr spannend, auch wenn Chucky jetzt nicht nicht sooo weit weg ist.
Ebenfalls sehr spannend ist „Home Sweet Home“ (Constantin). Als die hochschwangere Maria abends allein zum entlegenen Landhaus ihres Schwiegervaters fährt, das sie mit ihrem Verlobten Viktor gerade erst bezogen hat, ahnt sie nicht, was dort im Verborgenen lauert: Erst scheint es ein ganz normaler Abend zu sein, doch während sie mit Viktor, der noch in der Kanzlei festhängt, telefoniert, gehen im Haus plötzlich alle Lichter aus. Als sie in den Keller hinuntergeht, um nach dem Sicherungskasten zu schauen, hört sie unheimliche Geräusche. Ein mysteriöses Atmen. Im weitläufigen Keller entdeckt Maria einen geheimen Raum, in dem sie auf ein schreckliches Familiengeheimnis stößt. Wow. Das habe ich auch nach „Dune: Part Two“ (Warner) ausgerufen. Ähnlich episch wie der erste Teil ist auch die neue Geschichte der mythischen Reise von Paul Atreides, der sich mithilfe von Chani und den Fremen auf einen Rachefeldzug gegen die Verschwörer begibt, die seine Familie vernichtet haben. Bildgewaltig und episch. Ein Muss.
Nach Science-Fiction begeben wir uns jetzt in die Vergangenheit und landen bei „Freiheit oder Tod“ (Pandastorm). Die anfängliche Begeisterung über die Französische Revolution von 1789 weicht schnell der Ernüchterung: Korruption, Unterdrückung und Zwangsrekrutierung durch die Regierung der Ersten Republik treiben einfache Bauern und Handwerker auf die Barrikaden. Unter dem ehemaligen Marineoffizier François de Charette formt sich innerhalb weniger Monate eine schlagkräftige, schwer fassbare Armee, die zur Gegenrevolution in einen blutigen Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit zieht. Die grausame Unterdrückung des Aufstands der Vendeé wurde von Napoleon Bonaparte als „Krieg der Giganten“ betitelt und zählt zu den düstersten Episoden der europäischen Geschichte. Für Geschichtsfreunde ein Muss.
So, jetzt muss Schluss sein. Wir lesen uns im kommenden Monat wieder.
Euer Joe d’Amato Jr.
PS: Ihr kennt das Spiel. Wir verlosen unter allen Einsender*innen einer E-Mail an win@fazemag.de die oben beschriebenen Filme entweder als Blu-Ray oder DVD oder VHS oder Betamax. Einfach euren Lieblingsfilm nennen und auf Fortuna hoffen.