
Am 13. September 2024 kehrt Floating Points – alias Sam Shepherd – mit seinem lange erwarteten Album „Cascade“ zurück, das bei Ninja Tune erscheinen wird. Der Brite, bekannt für seine genreübergreifenden Erkundungen von Jazz, Klassik und elektronischer Musik, stellt erneut seine vielseitige musikalische Vision unter Beweis. „Cascade“ ist mehr als nur eine weitere Platte im Repertoire von Floating Points – es ist eine klangliche Rückkehr zu seinen Wurzeln in der Clubmusik und gleichzeitig eine Fortschreibung seiner unverkennbaren Experimentierfreude.
Entstanden ist das Album in einem Moment des Übergangs und des Nachdenkens. Ende 2022 fand sich Shepherd in der kalifornischen Wüste wieder, wo er an mehreren Projekten arbeitete – unter anderem an seiner ersten Ballettmusik für das San Francisco Ballet. Diese Arbeit mit dem Titel „Mere Mortals“ beschäftigte sich mit der antiken Pandora-Parabel im Kontext von Technologie und brachte Shepherd in ungewohnte klangliche Gefilde: „Es war eine der vielen Abbiegungen, die ich in dieser Zeit genommen habe“, sagt Shepherd. Es war eine Zeit der Vielfalt für den Produzenten – der sich nach dem orchestralen Triumph seines Albums „Promises“ im Jahr 2021, einer Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Jazz-Saxophonisten Pharoah Sanders und dem London Symphony Orchestra – in unzählige kreative Projekte stürzte. Doch trotz dieser vielfältigen Projekte, die Shepherd scheinbar weit von seinen elektronischen Wurzeln wegführten, begann es in ihm zu brodeln. Der Drang nach den treibenden Rhythmen und der intensiven Energie des Dancefloors ließ ihn nicht los: „Bei Nacht sehnte ich mich nach der verschwitzten Gemeinschaft einer Tanzfläche“, sagt Shepherd, der zwischen seinen Kompositionen für das Ballett und den Vorbereitungen für eine Anime-Vertonung von Adult Swim die Arbeit an „Cascade“ begann.Und so ist das Album eine direkte Fortsetzung von Floating Points’ 2019 erschienenem Album „Crush“, das nach seiner Veröffentlichung von Pitchfork, Mixmag und vielen anderen als eines der besten Alben des Jahres gefeiert wurde. Die weltweite Tour zu „Crush“ wurde jedoch durch die Corona-Pandemie abrupt ausgebremst, was Shepherd davon abhielt, die rave-lastigen, experimentellen Klänge dieses Albums live zu erforschen. „Cascade“ sollte nun diese Lücke füllen: Ein Album, das geschaffen wurde, um die Energie eines Clubs wieder aufleben zu lassen – geprägt von glitchenden Melodien, treibenden Rhythmen und einem pulsierenden Sound, der die Körper auf der Tanzfläche bewegen soll. „Es sollte eine Art Fortsetzung sein“, erklärt Shepherd, „eine Rückkehr zu dem, was Floating Points auf dem Dancefloor ausmacht.“
Während „Cascade“ in der Wüste Kaliforniens geschrieben wurde, zieht sich eine unsichtbare Linie zurück zu Shepherds Heimatstadt Manchester. „Es gibt etwas an Manchester, das immer wieder zu mir zurückkehrt“, erzählt der Produzent. Die Stadt, bekannt für ihre musikalische Geschichte und ihre legendären Plattenläden, prägte Shepherds musikalische Erziehung maßgeblich. Seine Schule lag unweit des Northern Quarter, und er erinnert sich lebhaft daran, wie er in der Mittagspause Plattenläden wie Pelican Neck und Fat City durchstöberte: „Ich habe meine gesamte Freizeit damit verbracht, Musik zu hören. Autechre, J Dilla, David Morales. Diese Platten gaben mir eine parallele Ausbildung zur klassischen Musik, die ich in der Schule lernte.“ Diese Einflüsse finden sich auch auf dem neuen Werk wieder, besonders im Track „Key103“, benannt nach einer legendären Radiostation in Manchester, die Shepherds musikalische Sensibilität erweitert hatte. Das Album selbst ist durchdrungen von diesen Erinnerungen an die Stadt, deren elektronische Musikszene Shepherd in den 90er-Jahren und Anfang der 2000er-Jahre prägte.
Obwohl „Cascade“ eine Fortsetzung von „Crush“ ist, geht es musikalisch neue Wege. Die neun Tracks des Albums entfachen ein Feuer, das sich über bis zu acht Minuten hinweg ausbreiten kann, und ermöglichen eine tiefere klangliche Erkundung als je zuvor. Floating Points‘ Fähigkeit, komplexe Klanglandschaften zu schaffen, die gleichzeitig introspektiv und ekstatisch sind, wird hier erneut unter Beweis gestellt. Shepherd musste das Album fast vollständig auf seinem Laptop und mit Kopfhörern produzieren, fernab von seinem Studio, was ihm eine neue Verbindung zur Essenz seiner Musik verschaffte: „Es hat mich zurückgebracht zu dem, was mich an elektronischer Musik und an meiner Heimatstadt so fasziniert.“
Die visuelle Begleitung zu „Cascade“ stammt erneut von Akiko Nakayama, mit der Shepherd bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat. Die fluiden, farbenfrohen Kunstwerke, die auf dem Cover zu sehen sind, verkörpern perfekt die Idee des Titels – eine Kaskade aus Klang und Emotion, die sich auf die Hörer*innen ergießt und sich stetig weiterentwickelt. Shepherds kreative Rastlosigkeit zeigt sich nicht nur in seinen zahlreichen Projekten, sondern auch in der Art und Weise, wie er sich mit jedem neuen Werk neu erfindet: „Ich suche ständig nach neuen Herausforderungen“, erklärt er. Das Album ist der Beweis dafür, dass Floating Points weiterhin an der Spitze elektronischer Innovation steht. Trotz seiner Ausflüge in andere Genres bleibt die Clubmusik für Shepherd das kreative Gravitationszentrum, das ihn immer wieder zu sich zieht: „Ob ich nun mit einem 100-köpfigen Orchester für ein Ballett arbeite oder allein mit meinem Laptop – ich will immer neue Dinge ausprobieren, die mich begeistern“, sagt er. „Cascade“ ist ein Album, das diese Leidenschaft in jeder Note spürbar macht.
Hier geht es zum neuen Album „Cascade“ von Floating Points, inklusive der aktuellen Single-Auskopplung „Ocotillo“:
Nach der erfolgreichen Premiere von „Mere Mortals“ und ausverkauften Shows in San Francisco wird Floating Points seine Rückkehr auf die Tanzflächen weltweit fortsetzen. Eine Tour durch Europa ist bereits angekündigt, begleitet von seinen langjährigen visuellen Kollaborateuren Hamill Industries und Nakayama, die gemeinsam eine fesselnde audiovisuelle Show versprechen. Mit dem neuen Album im Gepäck wird Shepherd ab November die Bühnen Europas erobern und beweisen, dass Floating Points immer noch ein unverzichtbarer Name auf den Line-ups der spannendsten Clubs und Festivals ist. Er ist nicht nur zurück, sondern präsentiert sich klanglich vielseitiger denn je. Das Album ist ein elektrisierendes Statement eines Künstlers, der stets danach strebt, seine kreativen Grenzen zu überschreiten – und dabei gleichzeitig mit seinen musikalischen Wurzeln verbunden bleibt. Am 28. sowie 29. November ist er im Festsaal Kreuzberg in Berlin zu sehen bzw. zu hören.
EU-Tour-Dates:
16.10.2024 I Melkweg, Amsterdam (Niederlande)
25.10.2024 I WHP, Manchester (Großbritannien)
26.10.2024 I The Prospect Building, Bristol (Großbritannien)
15.11.2024 I Melkweg, Amsterdam (Niederlande)
16.11.2024 I Le Centquatre, Paris (FR)
28.11.2024 I Festsaal Kreuzberg, Berlin
29.11.2024 I Festsaal Kreuzberg, Berlin
Zu den Tickets geht es hier.

Tracklist:
1. Vocoder (Club Mix)
2. Key103
3. Birth4000
4. Del Oro
5. Fast Forward
6. Ocotillo
7. Afflecks Palace
8. Tilt Shift
9. Ablaze
Das Album „Cascade“ von Floating Points erscheint am 13. September 2024 via Ninja Tune digital und als Vinyl.
Aus dem FAZEmag 151/09.2024
Text: Triple P
Credit: Genevieve Reeves
Web: www.instagram.com/floatingpoints