Four To The Floor: F.E.M., Matisa, Larson und Cincity

Auch im Dezember möchten wir euch wieder vier Acts vorstellen, auf die ihr definitiv ein Auge werfen solltet. Mit von der Partie sind der Franzose F.E.M., der Belgier Larson, die Italienerin Matisa und die Niederländerin Cincity.

Foto: Laura Parize

F.E.M.

Der DJ und Produzent aus Rennes in Frankreich befindet sich schon seit geraumer Zeit auf einem aufsteigenden Ast. Zu verdanken hat er dies seinem eklektischen Mix aus Detroit Techno und Rave-Musik, den er erst kürzlich wieder auf seinem neuesten Release „Run“ zum Ausdruck brachte.

Meine Anfänge: Nach meinen Anfängen als DJ im Jahre 2011 habe ich schnell begriffen, dass es notwendig ist, auch eigene Tracks zu produzieren, um seine künstlerische Note zu unterstreichen. Ich setzte mich an Ableton und danach ging alles sehr schnell, was ich auch Laurent Garnier, der regelmäßig meine Tracks spielte, und meinem Kollektiv Social Afterwork, das mir zahlreiche Auftritte bescherte, zu verdanken habe.

Über meine neue EP „Run“: Definitiv das größte Projekt meiner Karriere. In diesem Werk wollte ich gleichzeitig meine Angst und meine Aufregung ausdrücken, den Menschen sehen, der der Maschine hinterherläuft, um sich zu unterwerfen und eine bessere Version von sich selbst abzugeben. Deshalb wollte ich meine frühen Detroit-Einflüsse mit dem brutalen Warehouse-Rave-Sound mischen.

Meine Einflüsse und Inspirationen: Wie ein Schwamm versuche ich, alles um mich herum aufzusaugen. Inspiriert werde ich von Künstler*innen und Musiktrends, aber auch von Menschen, die mir nahestehen, oder einfach von Begegnung. Das kann alles sein, von Cyberpunk bis Hypnotic Techno, von sportlichen Erfolgen, die mich inspirieren, bis hin zu meiner Angst, meine Umwelt langsam zerstört zu sehen. Von der epischen bis zur harten Realität. Ich möchte, dass sich meine Songs Schicht für Schicht weiterentwickeln und dabei so tanzbar wie möglich bleiben. Dieser spezielle Punkt ist meine kleine Hommage an Laurent Garnier.

Mein schönstes Erlebnis als Künstler: In zwölf Jahren habe ich eine ganze Reihe an Erfahrungen gemacht, von Momenten der Erfüllung bis hin zu schlechten Momenten der persönlichen Infragestellung. Ich genieße es immer wieder, wenn ich bei meinen Aufritten die Sterne in den Augen der Crowd sehen kann. Das ist die größte Belohnung, die man als Künstler haben kann.

Mein schlimmstes Erlebnis als Künstler: Natürlich hatte ich einige schlechte Auftritte, bei denen der Vibe des Publikums nicht mit meinem Set matchte. Aber ich sehe das als Lernprozess, und außerdem ist es doch auch schön, dass nicht jeder Tag gleich ist.

„Run“ ist am 28. Oktober via M.E.S. Music erschienen.

www.fem-music.com
Foto: Laura Parize

Foto: Jente Waerzeggers

Larson

Der Belgier Larson gilt als eine essenzielle Figur innerhalb Lüttichs Underground-Nachtleben und steht für einen lebendigen House-Sound voller Energie und Nuancen. Im Oktober veröffentlichte er sein neues Doppelalbum „Interlace Joy Motions“ via Hi Scores.

Meine Anfänge: Mit 16 Jahren entdeckte ich Soulwax‘ „2 Many DJs“ und kaufte mir im Anschluss zwei Plattenspieler. Parallel verbrachte ich Zeit im Studio meines Kumpels Compuphonic. In einer Lütticher Bar wurde ich wenig später Resident-DJ und konnte meinen musikalischen Geist somit frei entfalten. Mit einem Freund gründete ich dann das Label House Running, wo ich meine ersten Veröffentlichungen releaste.

Über mein neues Album „Interlace Joy Motions“: Es ist das Ergebnis eines langen Austauschs mit DJ Kong, der die LP als einen „wahren Liebesbrief an die House-Musik“ bezeichnete. Nachdem er einen Track gehört hatte, den ich während des Lockdowns auf C12s Label veröffentlicht hatte, kontaktierte er mich und wir philosophierten ausgiebig über die Entstehung des Albums.

Meine Einflüsse und Inspirationen: Ich habe versucht, Tracks, die ich liebe, neu zu erschaffen und vor allem das wiederzugeben, was ich fühle, wenn ich sie höre. Als DJ bin ich ziemlich eklektisch, ich mag es, auf eine vielseitige Weise zu spielen. Ich bin stets auf der Suche nach neuer Musik, auch wenn ich immer wieder zu meinen House-Wurzeln zurückkehre. Im Moment beeindrucken mich die Veröffentlichungen von MuscleCar, Hugo Lx und Takuya Matsumoto.

Mein schönstes Erlebnis als Künstler: Die Veröffentlichung des Albums war für mich ein echtes kreatives Vergnügen und eine echte Lebensleistung, die mich anspornt, weiterzumachen. Fast ein Jahr lang habe ich mich akribisch ausgetauscht und auf jedes Detail geachtet …

Mein schlimmstes Erlebnis als Künstler: Es gibt keine schlechten Erfahrungen, sie sind alle nützlich, um sich weiterzuentwickeln. Aber mein schlimmstes Erlebnis war, als mir vor ein paar Jahren beim Verlassen einer Party meine Platten gestohlen wurden. Es ist immer noch schmerzhaft, darüber zu sprechen.

„Interlace Joy Motions“ ist am 28. Oktober via Hi Scores erschienen.

www.instagram.com/larson.sounds
Foto: Jente Waerzeggers

Matisa

Auf der Suche nach grenzenlosem kreativem Ausdruck hat die Italienerin Matisa ihre Reise als DJ und Produzentin aufgenommen und seither immer wieder innovative Wege gefunden, um sich künstlerisch zu verwirklichen. Jüngstes Resultat ist ihre neue pumpende House-Scheibe „Wonder“, die mit einem Mall-Grab-Remix daherkommt.

Meine Anfänge: Ich habe schon immer eine Leidenschaft für Musik gehabt und viele Instrumente gespielt. 2014 begann ich mit dem Auflegen, als ein Freund sein Equipment für mehrere Monate bei mir bunkerte. Ich brachte mir alles also nahezu autodidaktisch bei und durfte wenig später sogar in einem (geschlossenen) Club regelmäßig üben. 2018 fing ich an, eigene Tracks zu produzieren und feierte mein Debüt auf Optimo Music.

Über meine neue EP „Wonder“: Die Platte liegt mir sehr am Herzen, denn sie repräsentiert mich und meinen Drang zur konstanten Neuerfindung zu 100 Prozent. Ich habe wochenlang recherchiert, habe mich durch Discogs, Bandcamp, Beatport gekämpft und in meiner Vinylsammlung nach Inspiration gesucht. Das Release auf Steel City Dance Discs und der Remix von Mall Grab sind hoffentlich der verdiente Lohn.

Meine Einflüsse und Inspirationen: Ich glaube, meine Inspiration hat neben ständiger Innovation ein weiteres Hauptthema: Energie. Die Einflüsse für „Wonder“ kamen in Wellen und stammen aus drei Stilen: Jungle, Lo-Fi und Oper. Jungle war neu für mich, ich hatte mich noch nie wirklich mit diesem Sound beschäftigt, aber das Sprechen und Spielen mit Künstler*innen wie Skream hat mir wirklich geholfen, die Musik zu verstehen, und mich dazu inspiriert, die EP zu produzieren.

Mein schönstes Erlebnis als Künstlerin: Einer meiner schönsten Momente war bei einem Auftritt in Lettland. Das Land ist so wunderbar und ich habe die Tage vor dem Gig genutzt, um die Menschen und die Umgebung kennenzulernen. Die gesamte Atmosphäre war sehr familiär und aufgeschlossen. Es sind diese Momente, die mich glücklich machen.

Mein schlimmstes Erlebnis als Künstlerin: Da gab es ein paar. Während eines Gigs wurden mir mal meine Platten geklaut, aber das schlimmste Erlebnis hatte ich diesen Sommer in Italien. Die Show war eigentlich super, jedoch hat am Ende jemand grundlos Tränengas und Pfefferspray im Club verbreitet. Ich war danach mehrere Tage lang krank und hatte Schmerzen in der Brust sowie Atembeschwerden.

„Wonder“ ist am 14. Oktober via Steel City Dance Discs erschienen.

www.instagram.com/matisa.dj

                                            

Cincity

Die afro-niederländische Künstlerin Cincity feierte diesen Sommer ihren großen Durchbruch mit Auftritten beim Fusion Festival, Tomorrowland, Awakenings und vielen weiteren. Ihr breit gefächerter House-Sound ist unter anderem auf Floyd Lavines Label Afrikan Tales zu hören, wo Cincity jüngst mit ihrer „Kijiji“-EP debütierte.

Meine Anfänge: Wegen meines Sounds und der Track-Selection wurde ich damals gedrängt, in einem großen Club aufzulegen, obwohl ich noch nicht bereit war. Es war der klassische Sprung ins kalte Wasser. Seither habe ich eine wunderschöne Reise hingelegt mit vielen Highlights auf der ganzen Welt. Außerdem freue ich mich, mein eigenes Eventkonzept Agartha erfolgreich etabliert zu haben.

Über meine neue EP „Kijiji“: Afrikan-Tales-Labelhead Floyd Lavine war einer der Leute, die mich immer motiviert haben, weiter zu produzieren. Ich habe mich mit talentierten Produzent*innen und Sänger*innen aus Südafrika und den Niederlanden zusammengetan, darunter B’utiza, TorQue MuziQ und Jody Vivian. Enoo Napa und William Djoko waren als Remixer an dem Projekt beteiligt.

Meine Einflüsse und Inspirationen: Die Kunst des Tanzes und meine große Liebe für elektronische und afrikanische Musik. Aufgrund meiner afrikanischen Wurzeln (ich bin Kongolesin) wurde ich von kongolesischer Musik und Künstler*innen wie Franco, OK Jazz, Papa Wemba, Koffi Olomidi und Zaïko Langa Langa inspiriert. Was die House-Musik angeht: Kerri Chandler, Atjazz, Black Coffee, Culoe de Song, Manoo, Seth Troxler und Dennis Ferrer.

Mein schönstes Erlebnis als Künstlerin: Ein Auftritt in Niger, wo ich bei Sonnenuntergang an einem märchenhaft aussehenden Fluss mitten in der Wildnis gespielt habe.

Mein schlimmstes Erlebnis als Künstlerin: Bei einem großen Gig auf Ibiza spielte ich das Warm-up für Black Coffee, als plötzlich mein USB-Stick nicht mehr funktionierte. Mein Ersatz-USB-Stick war schon sehr alt, aber es ist alles gut ausgegangen. So einen psychischen Stress will ich nie wieder haben.

„Kijiji“ ist am 18. November via Afrikan Tales erschienen.

www.instagram.com/cincityofficial

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022