
Eine neue Edition von „Four To The Floor“ beschert uns wieder vier spannende Acts im kurz-knackigen Porträt. Diesmal mit kontrastreichen Sounds von DJ Sun, einem Narrativ aus Techno, Acid und Trance von BLONDEX, texturgeladenem Hypnotic-Techno von Ina Kacz und dubby Tech-House von Dan Goul.
DJ Sun
Im Studio: Ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Ich halte meinen Workflow roh und instinktiv – nur das Nötigste, um das Energielevel konstant zu halten. Ich arbeite ausschließlich mit Ableton. Immer auf der Suche nach neuen Samples kreiere ich frische Sounds und schreibe mir sogar auf der Tanzfläche Ideen auf. Ich nutze auch KI-Tools, um moderne Texturen einzubringen – eine Balance aus rohen Klängen und innovativer Technik.
Dein Sound „in a nutshell“?
Kontraste. Von dunklem, rauem Techno bis hin zu helleren House-Grooves. Sonne im Namen, Schatten im Klang.
Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Meine Wurzeln liegen im Hip-Hop – Künstler wie La Cliqua, DJ Mehdi und NTM haben mich geprägt. Später beeinflussten mich Rødig, Chlär und The Chronics stark. Aktuell inspiriert mich Toobris, dessen Workflow ich sehr schätze.
Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Die Gründung meines Underground-Kollektivs OTIUM. Unsere Events waren mehr als Partys – sie waren ein Statement. Auch meine EP „Hustle & Post“ ist mir wichtig: ein ungefilterter Blick auf das Künstlerleben im digitalen Zeitalter.
Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Illegale Raves unter Autobahnbrücken – mit dem Wissen, dass jederzeit die Polizei auftauchen könnte. Der Sound, die Leute, der Adrenalinrausch … ein Gefühl, das bleibt.
Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Einmal spielte ich ein Set, während die Polizei den einzigen Ausgang blockierte. Die Energie schwankte – zwischen Euphorie und Anspannung. Techno vs. Sirenen. Wir spielten bis zur letzten Sekunde. Can you feel the pressure?
Eines deiner Lebensziele als Artist?
Eine eigene A/V-Show mit Maschinen, die über ein reguläres DJ-Set hinausgeht. Ich möchte, dass das Publikum die Musik erlebt, nicht nur hört.
Dein letztes Release?
„Hustle & Post“ – eine Reflexion über den kreativen Alltag. Jeder Track zeigt eine andere Seite davon – ungefiltert, ehrlich.
Ina Kacz
Im Studio: Ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Ich habe mit Synths und Drummachines angefangen, bin aber inzwischen komplett auf Ableton umgestiegen. Ich nutze hauptsächlich VSTs und Effekte – sie bieten endlose Möglichkeiten und ermöglichen mir präzises, effizientes Arbeiten.
Dein Sound „in a nutshell“?
Schwer zu fassen – ich sehe mich als eklektisch und genreübergreifend. Mein Sound ist texturiert, tribal, hypnotisch, groovy und manchmal trancy. In letzter Zeit habe ich auch eine Vorliebe für Oldschool-Techno entwickelt.
Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Rrose war eine große Inspiration zu Beginn. Ich schätze Artists mit frischen, visionären Ansätzen. Aktuell inspirieren mich Polygonia, Hitam und Franz Jäger. Als DJ liebe ich Vinyl – XDB und meine Freundin Laura BCR gehören zu meinen Favoriten.
Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Gigs im Berghain, Tresor, Bassiani und kürzlich im ∄ in Kiew gehören zu meinen Highlights. Als Produzentin bin ich besonders stolz auf mein Label Aneelhi Rec, meine erste EP „Endless“ und die kuratierte Veranstaltung „Fluid Visions“.
Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Definitiv mein Closing-Set im Bassiani letzten Januar. Ich lebe seit zwei Jahren in Tiflis und liebe diesen Club.
Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Ich habe mal einem DJ, der vor mir gespielt hat, geholfen, seinen USB-Stick zu suchen. Dabei habe ich aus Versehen den CDJ ausgestöpselt und die Musik mitten im Set unterbrochen.
Eines deiner Lebensziele als Artist?
Musik auf Vinyl zu veröffentlichen.
Dein letztes Release?
Im April habe ich einen Track auf der „10 Years Compilation“ von On Board und einen auf der Aneelhi-V.A. „Fluid Horizons“ veröffentlicht. Der eine Track ist sehr meditativ, der andere schneller und Teil meiner aktuellen Entwicklung.
Dan Goul
Im Studio: Ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Mein Workflow ist sehr simpel – alles digital, ohne externe Hardware. Ich starte immer mit der Percussion, die für mich das Herzstück ist. Von dort entwickelt sich der Track organisch weiter, mit Call-and-Response-Techniken und dem Füllen leerer Räume.
Dein Sound „in a nutshell“?
Eine Mischung aus Dub-Techno und Tech-House – groovig genug für den Dancefloor, aber auch entspannend für die Zugfahrt.
Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Ein breites Spektrum elektronischer Musik. Besonders prägend: Andrey Pushkarev, echospace [detroit], Lucas Rodenbush, Jay Tripwire, Janeret und viele andere.
Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Meine erste internationale Mini-Tour durch Taiwan und Hongkong letztes Jahr. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Von anderen Artists erkannt zu werden, die ich selbst bewundere – das ist ein sehr besonderes Gefühl.
Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Ich habe mal in Sydney aus Versehen den falschen CDJ gestoppt. Absolute Stille – mein Herz blieb kurz stehen. Zum Glück nahm es die Crowd gelassen.
Eines deiner Lebensziele als Artist?
Mixing und Mastering in Vollzeit. Das war immer ein Traum von mir.
Dein letztes Release?
Eine Selection von vier Tracks meiner LP auf Berg Audio – jetzt auf Vinyl. Sie stehen für all die Arbeit, die in meine Musik fließt.
BLONDEX
Im Studio: Ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Mein Workflow ist ein Mix aus Intuition und Experiment. Ich nutze Ableton Live und Synths, wie den Behringer TD-3-SR, für rohe Acid-Sounds. Ich verarbeite auch meine eigenen Vocals – begonnen bei „Dark Spell“, und auch in künftigen Releases.
Dein Sound „in a nutshell“?
Zwischen Techno, Acid und Trance. Jeder Track soll eine Geschichte erzählen. Techno ist das Gerüst, Acid bringt Energie, Trance sorgt für Deepness.
Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Oldschool-Trance und dunkler Techno. Ich liebe ethnische Vocals, hypnotische Sounds und tiefe Basslines. Charlotte de Witte und Amelie Lens inspirieren mich – musikalisch und als Community-Builderinnen.
Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Das Team um mich herum. Menschen, die an mein Projekt glauben und es wachsen lassen – unbezahlbar.
Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Die Zusage für Awakenings 2025. Als mein Manager mich anrief, war das ein surreales Gefühl. Eine Belohnung für all die Mühe.
Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Bei einem Gig schnitt ich mich mal an einer Wasserflasche – direkt zu Beginn. Es blutete echt stark und meine Freundin verarztete mich unter dem Pult, während ich spielte.
Eines deiner Lebensziele als Artist?
Mit unserem Label STORMY eine 360°-Experience für elektronische Musikliebhaber schaffen. Wir wollen einen Ort kreieren, an dem einzigartige Artists wachsen können und das Publikum Teil der Entwicklung der Szene sein kann.
Dein letztes Release?
„Dark Spell“ auf STORMY MUSIC – mein bisher erfolgreichster Track. Zum ersten Mal mit meinen eigenen Vocals und supportet von großen Artists noch vor dem offiziellen Release.
Aus dem FAZEmag 159/05.2025
Web: www.soundcloud.com/sunacab, www.soundcloud.com/inakac, www.soundcloud.com/dangoul, www.soundcloud.com/blondexmusic