Vier spannende Acts im Kurzporträt: Diesmal mit tiefschichtigem Atmospheric-Techno von Dycide, filigranen Grooves von STEYA, Deep-&-Chunky-House von Steve Kelley und Disco-House mit Indie-Ästhetik von Alyssa & Gia.
Dycide

Deine Anfänge als DJ/Producer:
Ich habe im Alter von 13 oder 14 Jahren angefangen, elektronische Musik zu produzieren, nachdem ich bereits einige Jahre Klavier gespielt hatte. In dieser Zeit hatte ich auch meine ersten Gigs, die meist auf illegalen Raves stattfanden. Zunächst lag mein Fokus auf Drum & Bass und Ambient, ehe ich mich allmählich in Richtung Techno entwickelte.
Über dein neuestes Release:
Meine „Carnyx“-EP auf QEONE. Ich bin wieder zu meinen Anfängen zurückgekehrt und habe Elemente aus Dubstep, Drum ’n‘ Bass und Techno zusammengeführt.
Dein bisher denkwürdigster Moment als Künstler?
In letzter Zeit ist mir vor allem mein Closing-Set auf dem La Vallé Electrique Festival zusammen mit meinem Freund MTRL in Erinnerung geblieben. Es waren viele Freunde vor Ort, was dem Ganzen eine besondere Atmosphäre verlieh und zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.
Dein Lieblingsgear, und warum?
Definitiv mein Computer. Als hauptberuflicher Programmierer schreibe ich gerne meine eigenen Tools und bin daher sehr digital fokussiert. Obwohl ich einige analoge Synthesizer besitze, benutze ich sie selten. Manchmal sample ich sie ab, wenn mir die Ideen ausgehen.
Dein Sound in a nutshell?
Atmosphärisch, dunkel und immersiv, geprägt von tiefen und hypnotischen sowie vielschichtigen Klängen, die ich mit Ambient-Elementen kombiniere. In letzter Zeit richte ich meinen Fokus wieder stärker auf Bassmusik und rhythmische Komplexität und lege großen Wert auf ein detailliertes Sounddesign mit texturierten Klanglandschaften und ausgefeilten Rhythmen, die eine meditative und nachdenkliche Stimmung erzeugen.
Deine größten Inspirationen und Einflüsse?
Musikalisch bin ich von vielen Genres beeinflusst, besonders von Metal und Bassmusik. Eine große Inspiration ist für mich Photek mit seinen Drum ’n‘ Bass-Releases aus den 90ern. Sie klingen für mich auch heute noch sehr modern.
In die EP „Carnyx“ von Dycide reinhören und diese digital erwerben:

Tracklist:
1. Tribale
2. Smut
3. Carnyx
4. Din
5. Secret Ingredient
6. Front
STEYA

Deine Anfänge als DJ/Producerin:
Meinen ersten „öffentlichen Gig“ hatte ich 2019 auf meiner Geburtstagsparty in der Kantine am Berghain. Es war ein grandioser Einstand mit vielen Freunden und hat unendlich viel Lust auf mehr gemacht. Die darauffolgende Pandemie war sehr herausfordernd, verleitete mich gleichzeitig aber auch zum Produzieren eigener Tracks, die im Laufe der Zeit auf diversen Compilations landeten.
Über dein neuestes Release:
Die kürzlich auf Marcel Fenglers Label IMF erschienene „Dopamine“-EP markiert nach zwei Jahren intensiver Studioarbeit mein erstes eigenes Release und einen großen Meilenstein für mich. Jeder Track auf der EP erzählt eine eigene Geschichte und spiegelt die verschiedenen Phasen meiner musikalischen Entwicklung wider. Besonders stolz bin ich auf die Remixe von Hertz und DJ Rolando, die dem Release mehr Tiefe und Vielfalt verleihen.
Dein bisher denkwürdigster Moment als Künstlerin?
Es gab viele tolle Momente. Einer der denkwürdigsten war mein b2b-Set mit Marcel Fengler bei der diesjährigen CSD-Parade in Berlin. Als jemand, der sich ebenfalls für Gleichheit und die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft einsetzt, hatte ich Gänsehaut, als ich all die Menschen auf den Straßen sah, die sich für dasselbe Ziel starkmachen.
Dein Lieblingsgear, und warum?
Mein Lieblingsgerät im Studio ist der Moog Sub 37 Synthesizer. Sein satter analoger Klang, die vielseitigen Modulationsmöglichkeiten und die intuitive Bedienung machen ihn ideal für tiefe, vielschichtige Basslines und Leads, die jeder Produktion Wärme und Charakter verleihen. Ich liebe das Teil.
Dein Sound in a nutshell?
Groovy, sexy, aber trotzdem „Ballett“.
Deine größten Inspirationen und Einflüsse?
Meine größten Inspirationen kommen eigentlich aus der Energie und Atmosphäre, die ich auf dem Dancefloor erlebe. Künstler wie Aphex Twin und Jeff Mills haben mich stark beeinflusst, besonders durch ihre Fähigkeit, Musik auf eine völlig neue und innovative Weise zu gestalten. Auch die Techno-Szene in Berlin hat meine musikalische Ausrichtung maßgeblich geprägt, ebenso wie meine frühen Erfahrungen in den Clubs von Antwerpen.
In die aktuelle „Dopamine EP“ von STEYA, erschienen am am 12. Juli 2024 via Index Marcel Fengler, reinhören und diese digital oder als Vinyl erwerben:

Tracklist:
1. Dopamine
2. Fast Life
3. Dopamine (Hertz Remix)
4. Things You Never Said
5. Things You Never Said (Rolando Remix)
Steve Kelley

Deine Anfänge als DJ/Producer:
Ich habe 1996 mit dem Auflegen und zwei riemengetriebenen Plattenspielern von Soundlab (DLP1600) begonnen. Meine ersten Auftritte hatte ich in einem Snooker- und Pool-Club. Mein Cousin war dort der Manager und bot mir an, regelmäßig eine Studentennacht zu bespielen. Ich brachte meinen Plattenspieler und meine Vinylsammlung mit und hatte schnell eine große Fangemeinde. Noch im selben Jahr hatte ich dann meinen ersten echten Club-Gig in Birmingham. Der Auftritt und der zweite Platz bei einem DJ-Contest vom M8 Magazine öffneten mir anschließend viele Türen im gesamten Vereinigten Königreich.
Über dein neuestes Release:
Ich freue mich sehr auf meine kommenden Veröffentlichungen in den nächsten drei Monaten. Ich habe Tracks, die auf einigen unglaublichen Labels erscheinen, darunter Sudbeat von Hernan Cattaneo, Viva Music von Steve Lawler und Sublease Music von Steve Bug. Drei echte Meilensteine für mich.
Dein bisher denkwürdigster Moment als Künstler?
Ich hatte das Glück, einige denkwürdige Momente zu erleben, vom zweiten Platz beim M8-Magazine-DJ-Wettbewerb bis hin zu einer Nachricht von Nick Warren, der mir mitteilte, dass ihm einer meiner Tracks gefällt und er ihn an Sasha weitergeben möchte.
Dein Lieblingsgear, und warum?
Meine Technics-Plattenspieler, mein Pioneer-Mischpult und Ableton. Das sind essenzielle Werkzeuge in meinem Setup, auf die ich mich sowohl bei der Performance als auch bei der Produktion verlasse.
Dein Sound in a nutshell?
Deep, chunky House.
Deine größten Inspirationen und Einflüsse?
Musikalisch werde ich von Künstlern wie H-Foundation und Peace Division inspiriert. Als DJ haben Roger Sanchez und Yousef einen großen Einfluss auf meinen technischen Ansatz gehabt.
Die aktuelle Single „Celestial Harmony“ von Steve Kelley, erschienen am 17. August 2024 via Sudbeat Music:
Tracklist:
1. Celestial Harmony (Original Mix)
2. Deep Down (Original Mix)
3. Those Things (Original Mix)
www.instagram.com/alyssa_gia_music
Alyssa & Gia

Eure Anfänge als DJs/Producerinnen:
Wir waren schon als Kids musikverrückt und haben später auf Haus- und Afterpartys immer die Tracks selektiert. Ein befreundeter Clubbesitzer, Michel Niknafs, hat uns dann die Chance gegeben aufzulegen. Wir haben es so sehr geliebt, dass wir uns immer mehr reingefuchst und von befreundeten DJs gelernt haben. In der Corona-Zeit haben wir angefangen, zu produzieren und einen Remix („Remember Me“) herausgebracht.
Über euer neuestes Release:
„Track Your Steps“ auf Watergate Records ist ein Track, der gute Laune macht und dazu motiviert, sein authentischstes, schamlosestes Selbst zu sein. Ein kleiner Dopamin-Boost für den Dancefloor, oder wo auch immer man sich gerade auf der Welt befindet. Wir sind Fans von radikalem Optimismus und haben versucht, mit dem Track unsere Stimmung beim Auflegen zu einzufangen.
Euer bisher denkwürdigster Moment als Künstlerinnen?
Bei einem Festival wurden wir mal kurz vor dem Auftritt gefragt, ob wir die Freundinnen der spielenden DJs seien. Das war lustig, aber nicht weiter schlimm, haha!
Euer Lieblingsgear, und warum?
Für unsere Sets nutzen wir den Pioneer DJM-900 und die Nexus-2000-CDJs. Wir mögen die mittelschweren Fader und haben damals mit diesem Setup gelernt aufzulegen. Beim Produzieren greifen wir gerne auf analoge Synths und Drummachines wie z.B. den Korg Electribe EMX-1, den Minilogue oder die Loop Machine Boss RC-505 zurück.
Euer Sound in a nutshell?
Eine Mischung aus Nu Disco/French-House mit Indie-Dance-Ästhetik und harten Basslines. Wir nennen es „Retro Future Disco“, weil wir denken, dass sich die Leute in den 70ern und 80ern so den Sound der Zukunft vorgestellt haben. Synths aus Science-Fiction-Scores wie von Vangelis und Disco-Gitarren à la Nile Rodgers stehen bei uns hoch im Kurs. Ein typisches Alyssa-&-Gia-Set ist energiegeladen, gefühlvoll und voller Positivität.
Eure größten Inspirationen und Einflüsse?
Der frühe Zugang zur Musik durch unsere Eltern und Künstler wie Jamiroquai, Daft Punk, Pet Shop Boys, David Bowie und Iggy Pop. Später gesellten sich Justice und weitere Ed-Banger-Artists wie Breakbot & Irfane oder DJ Mehdi als Inspirationsquelle dazu. Modernere Einflüsse sind Sofia Kourtesis, Omar S, Steffi, Dixon, Âme, Jimi Jules, Butch oder WhoMadeWho.

Die aktuelle Single „Track Your Steps“, am 30. August 2024 via Watergate Records erschienen:
Aus dem FAZEmag 151/09.2024