Four To The Floor – mit Kerrie, Domenico Crisci, Theo Nasa & Katzengold

Wir sind zurück mit einer neuen Edition von „Four To The Floor“ und haben wieder vier spannende Acts für euch im kompakten Porträt-Format.

Foto: Annie Feng

Kerrie

Was hat deine Liebe zur elektronischen Musik entfacht?
Lokale Radiosender und Piratensender, Mixtapes, illegale Raves in Irland und erste Clubbesuche mit 13 Jahren. Tanzen war schon früh meine wichtigste Ausdrucksform.

Was machst du außerhalb von Musik, um dich zu erholen oder Inspiration zu finden?
Zum Auftanken verbringe ich Zeit mit Freunden, schaue Sci-Fi-Filme oder Dokus und nutze Gigs, um Orte kulturell zu erkunden. Pausen sind wichtig – ich lerne, mir Ruhe zu gönnen. Inspiration finde ich in verschiedensten Konzerten und Genres, nicht nur in elektronischer Musik.

Dein Sound „in a nutshell“?
„Dark Machine Funk“ – mein Label.

Gibt es ein Tool oder Gear, auf das du im Studio nicht verzichten kannst?
Im Studio sind meine Elektrons unverzichtbar. Ich nutze sie seit über 12 Jahren, live wie im Studio. Selbst die alten Modelle werden stetig geupdatet – das birgt endlose Möglichkeiten.

Hast du bestimmte Rituale vor Gigs oder im Studio?
Routine ist mir wichtig: Sport, Meditation und EFT (Emotional Freedom Techniques) helfen mir, konzentriert und ausgeglichen zu bleiben – im Studio wie vor großen Gigs. Bewegung, selbst ein Spaziergang, kann Energie und Stimmung verändern.

Etwas Seltsames oder Lustiges, das dir in deiner Karriere passiert ist?
Bei einem Festival fiel einmal meine Drummachine aus, nach 20 Minuten Chaos flog sogar ein Stein aus dem Publikum – zum Glück traf er die Maschine und nicht mich. Damals war das heftig, heute kann ich darüber lachen.

Was würdest du machen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Ich habe jahrelang im Eventmanagement und in einem Plattenladen gearbeitet. Das würde ich wohl weiterhin ausüben. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, also würde ich vielleicht auch eine Agentur oder ein Mentorenprogramm leiten.

Dein aktuelles Release?
Mein aktuelles Release ist die 7-Track-EP „Echoes of the Live Wire“ auf Tresor – vielfältig im Stil und nah an meinem Liveset. Die Zusammenarbeit mit Tresor und die Residency im Club sind für mich ein großer Traum, den ich mit Dankbarkeit lebe.

instagram.com/kerrie_music

Theo Nasa

Was hat deine Liebe zur elektronischen Musik entfacht?
1994 bereitete sich mein Bruder auf ein Jungle-Rave vor – ich erinnere mich, wie er völlig ausrastete über Breaks, Drums und Basslines. Ab 1995 war Jungle die Welt, die mich musikalisch umgab. Andere Musik hörte ich zwar auch, aber nie so intensiv wie diese Sounds.

Was machst du außerhalb von Musik, um dich zu erholen oder Inspiration zu finden?
Um neue Energie zu tanken, gehe ich gern auf Raves oder Festivals, die ich sonst nicht besuchen würde. Dort treffe ich Menschen aus allen Lebenswelten, höre Musik, die mir neu ist – das gibt sofort frische Energie. Diese Geschichten inspirieren mich zusätzlich.

Dein Sound „in a nutshell“?
SOUNDS!

Gibt es ein Tool oder Gear, auf das du im Studio nicht verzichten kannst?
Unverzichtbar im Studio sind meine Dynaudio Acoustics MK2-Monitore. Ich habe sie auf Risiko gekauft, basierend auf Meinungen aus YouTube-Videos – heute sind sie das wichtigste Werkzeug in meinem Studio.

Hast du bestimmte Rituale vor Gigs oder im Studio?
Vor Gigs rede ich mit mir selbst. Ich sage mir, dass ich wichtig bin, dass ich in meinem Bereich der Beste bin und keinen Trends folgen muss, um immer auf dem Höhepunkt zu bleiben.

Etwas Seltsames oder Lustiges, das dir in deiner Karriere passiert ist?
Kurios ist, dass es sich vor jedem Auftritt wie mein erstes Mal anfühlt. Ich lache immer darüber. Ich weiß nicht, warum es so ist, aber ich nutze dieses Gefühl und lasse meinen Kopf genau in diesen Modus gehen, anstatt ihn zu meiden.

Was würdest du machen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Ohne Musik würde ich 90s-Fashion entwerfen. Heute lebe ich das auf andere Weise: Ich reise um die Welt, jage nach den Designerstücken meiner Kindheit, archiviere oder verleihe sie für Videos. Bevor ich spiele, gehe ich immer erst auf die Jagd – erst danach kommt die Musik.

Dein aktuelles Release?
Mein aktuelles Release auf Mind Medizin ist ein Stück einzigartiger Sinnlichkeit, das seit Jahren in mir reifte. Jeder Track trägt Erfahrungen und Geschichten, bleibt dabei roh, unverdünnt und tief im Underground verankert.

instagram.com/theo__nasa

Domenico Crisci

Was hat deine Liebe zur elektronischen Musik entfacht?
Depeche Mode war meine erste große Liebe. Sie haben mir die Ohren für elektronische Klänge geöffnet. Diese Mischung aus Emotion und Maschine war einzigartig.

Was machst du außerhalb von Musik, um dich zu erholen oder Inspiration zu finden?
Neue Kraft schöpfe ich aus dem Meer und der Natur. In der Nähe von Wasser oder umgeben von Bäumen finde ich Ruhe und den Raum für kreative Gedanken.

Dein Sound „in a nutshell“?
Mein Sound entwickelt sich ständig weiter. Im Moment bewege ich mich auf einer weicheren, emotionaleren Welle – tiefhypnotischer Techno, der Herz und Verstand anspricht.

Gibt es ein Tool oder Gear, auf das du im Studio nicht verzichten kannst?
Unverzichtbar im Studio sind die Roland TR-909 und mein Modularsystem. Beide haben meinen Workflow und meinen Sound nachhaltig geprägt.

Hast du bestimmte Rituale vor Gigs oder im Studio?
Vor Auftritten esse ich gut, entspanne und stimme mich mental darauf ein, die bestmögliche Atmosphäre für den jeweiligen Ort zu schaffen. Es geht darum, in den richtigen Mood zu kommen – nicht nur auf Play zu drücken.

Etwas Seltsames oder Lustiges, das dir in deiner Karriere passiert ist?
Ein skurriles Erlebnis hatte ich vor Jahren in L.A.: Ich spielte in einem Club, der tagsüber ein Pornostudio war. Völlig surreal – aber genau das macht die Underground-Kultur aus.

Was würdest du machen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Ohne die Musik würde ich wohl trotzdem etwas mit ihr zu tun haben – vielleicht einen Plattenladen führen (wie ich es in London ohnehin tue) oder einen Club eröffnen. Musik war immer ein Teil von mir.

Dein aktuelles Release?
Mein aktuelles Release ist ein Herzensprojekt mit meinen Freunden Retina.it. Nach Jahren gemeinsamer Sessions in ihrem Studio in Pompeji entstand daraus ein Album voller Experimente, schlafloser Nächte und purer Klangliebe. Unsere erste Zusammenarbeit erschien auf Semantica, nun hat sich das Ganze zu einem Album entwickelt, das der Szene Neapels Tribut zollt. Wir sind stolz darauf – und noch lange nicht am Ende.

instagram.com/domenicocriscimusic

Katzengold

Was hat deine Liebe zur elektronischen Musik entfacht?
Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe mich schon als Teenager in Technoclubs geschlichen. Wahrscheinlich waren es diese Nächte, in denen ich bei Sonnenaufgang merkte, dass ich immer noch tanze. Dieses Gefühl, die Zeit existiere nicht mehr, völlig in der Musik versunken und gleichzeitig mit allen verbunden zu sein, hat mich nie wieder losgelassen.

Was machst du außerhalb von Musik, um dich zu erholen oder Inspiration zu finden?
Um neue Energie zu sammeln, gehe ich raus in die Natur: Spaziergänge, Radfahren oder einfach im Grünen sitzen. Yoga oder Sport helfen mir, den Kopf frei zu bekommen. Inspiration finde ich aber auch in Begegnungen – kleine Momente oder Gespräche, die überraschend viel in sich tragen.

Dein Sound „in a nutshell“?
Dreamer Techno – melodisch, verspielt, treibend und oft mit einem Hauch Melancholie. Ein Set soll für mich immer eine kleine Reise erzählen, mit Höhen, Tiefen und unerwarteten Wendungen.

Gibt es ein Tool oder Gear, auf das du im Studio nicht verzichten kannst?
Unverzichtbar sind meine Kopfhörer. Sie begleiten mich überall und lassen mich jederzeit in die Musik eintauchen.

Hast du bestimmte Rituale vor Gigs oder im Studio?
Vor Gigs tanze ich kurz allein hinterm Pult, um locker zu werden. Im Studio starte ich oft mit einer Playlist, die nichts mit Techno zu tun hat – das öffnet den Kopf.

Etwas Seltsames oder Lustiges, das dir in deiner Karriere passiert ist?
Ein lustiger Moment war im Mensch Meier: Zum Closing-Track sprang ich voller Euphorie ins Publikum. Eine betrunkene Freundin folgte mir und riss mich direkt um. Wir lagen lachend auf dem Boden – ein unvergesslicher Abschluss.

Was würdest du machen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Ohne Musik? Sie hätte ihren Weg in mein Leben immer gefunden, ob als Beruf oder nur für mich selbst. Dass daraus etwas geworden ist, das wie eine Karriere wirkt, war nie geplant – vielleicht fühlt es sich deshalb noch immer unwirklich an. Und ich bin unendlich dankbar dafür.

Dein aktuelles Release?
„Delirium“, zusammen mit Lapaka auf 3000Grad. Dazu gibt’s Remixe von Onory, Unseen. Und Mark Synth.

instagram.com/katzen_gold

Aus dem FAZEmag 164/10.2025