Four To The Floor: Oliver Rosemann, Tanja Händel, Alex Bohemien & Andrømeda

Eine neue Edition von „Four To The Floor“ beschert uns wieder vier spannende Acts im kurz-knackigen Porträt. Diesmal mit düsterem Techno von Oliver Rosemann, warmen House-Chords von Tanja Händel (Teil des Duos Quadrakey), sexy Grooves von Alex Bohemien und dramatischem Hypnotic-Techno von Andrømeda.

Oliver Rosemann

Im Studio: ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Ich nutze vorwiegend eine TR 909 für die Drums. Als Drumazon 2, Roland Cloud oder TR8s. Diese wird auf jegliche Art und Weise, die mir einfällt, bearbeitet. Meine Standard-Synthies sind Elektron Digitone, Roland SH01a und diverse VSTs wie z.B. Arturia Pigments, den ich in letzter Zeit viel nutze. Prinzipiell versuche ich immer irgendetwas Neues. Mein Drang, immer wieder neue Wege finden zu wollen, lässt mich kreativ werden und führt mich zum besten Ergebnis. Grenzen und Regeln gibt es in diesem kreativen Prozess nicht.

Dein Sound „in a nutshell“?
Mein Sound kann vieles sein. Monoton, minimalistisch, groovy, hypnotisch oder melodisch. Aber ich denke, er ist niemals lustig oder fröhlich. Eher düster oder energetisch.

Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Techno der späten 90er hat mich geprägt. Außerdem sind es Stimmungen, die ich in Filmen, im Alltag oder aus der Wissenschaft und Spiritualität wahrnehme. Daraus resultieren Fantasien in meinem Kopf, die ich durch Musik sichtbar machen möchte.

Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Meine Releases auf MORD Records und Oscar Muleros Warm Up Recordings. Nennenswert sind zudem die Kollaborationen mit großartigen Künstlern und Freunden wie Pfirter, Jonas Kopp und Alexander Kowalski.
Als DJ bin ich sehr dankbar, in diversen Clubs in Europa zu spielen und, wenn auch nur für eine Nacht, in deren Technoszene einzutauchen. Das ist jedes Mal ein tolles Erlebnis. Außerdem bin ich sehr froh, bisher zweimal im Tresor Berlin gespielt zu haben.

Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Dass ich alles, was ich als Künstler bisher erreicht habe, nur mit meiner Musik geschafft habe. Dass Menschen nur wegen meiner Musik auf mich zukommen und sich dadurch Wege eröffnen.

Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Nicht, dass ich wüsste. Oder meine Toleranzgrenze ist einfach zu hoch, haha.

Dein letztes Release?
Die „3024“-EP auf Warm Up Recordings. Teil von diesem legendären Label zu sein, ist besonders für mich.

Tanja Händel (Quadrakey)

Im Studio: ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Ich arbeite mit einer Mischung aus Hardware und Software. Für Drums nutze ich die Roland TR-8S und Akai MPC, für Bässe die Novation Bass Station und den Minimoog. Ich spiele Keys und schätze den warmen Sound des Roland Juno sowie die Vielseitigkeit des Korg M1.

Dein Sound „in a nutshell“?
Ich bewege mich zwischen Deep-House und House – melodisch, groovig und voller Emotion. Rolling Basslines und funky Bassgrooves sind ein Muss, oft begleitet von warmen Piano-Chords oder soulful Rhodes. Kurz gesagt: House Music with a deep passion.

Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Grandmaster Flash, Kurtis Blow, Monie Love, Erykah Badu, Jamiroquai, Matthew Herbert, Mr. Fingers und Glenn Underground.

Dein größter Erfolg als DJ/Producerin?
Ich habe 1999 mit dem Auflegen angefangen und mache es immer noch mit Leidenschaft. Ein besonderes Highlight war das Release auf Large Music. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich mein Sound über die Jahre entwickelt hat. Jeder Schritt, sei es das erste Release oder die ersten Gigs, hat mich geprägt und inspiriert.

Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Der langanhaltende Applaus nach einem Set ist immer besonders. Es ist großartig, wenn das Publikum die Musik richtig spürt und die Stimmung passt.

Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Zu Beginn hatte ich in einem Club nur einen Plattenspieler. In einem anderen Club war der Pitch kaputt und blieb auf +8, sodass ich das Set mit fast 130 BPM spielen musste. Ein Typ wollte dann noch unbedingt einen Slayer-Track hören – ein merkwürdiger Abend!

Dein letztes Release?
„Head Over Heels“ auf Small Great Things – mit drei Originaltracks und zwei Remixen von Luca Olivotto und DJ Merci.

Alex Bohemien

Im Studio: ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Mein Workflow beginnt immer mit einem Funken der Inspiration – einem alten Sample, einer Bassline, einer Melodie oder Vocal-Parts. Ich lasse mich vom kreativen Fluss leiten – dann passiert die Magie. Ich verwende Ableton Live als meine Haupt-DAW und Logic für den Gesang. Ich mische VST-Plug-ins mit externer Hardware für die Produktion und das Abmischen, was meinen Prozess wirklich hybrid macht.

Dein Sound „in a nutshell“?
Sexy House-Musik mit reichlich Groove!

Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Inspiriert werde ich durch das Reisen, das Entdecken neuer Sounds, den Kontakt mit Menschen und durch alltägliche Erfahrungen.

Dein größter Erfolg als DJ/Producer?
Zwei Releases auf Defected Records, eine Million Streams auf Spotify und ein Track in den Beatport Top 100 für über ein Jahr.

Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Mein Gig mit Little Louie Vega beim S’Move Festival vor 20.000 Menschen. Zusehen zu dürfen, wie mein Projekt ADUNANZA wächst, ist ein weiterer Meilenstein für mich.

Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Bei einer meiner Partys kniete sich ein Typ auf der Tanzfläche plötzlich hin, legte seine Hand wie eine Haifischflosse auf den Kopf und begann, seinen Kumpel über den Floor zu jagen – das war echt schräg.

Dein letztes Release?
„Funky Fresh“ auf Motel Calypso. Inspiriert von Electro, Funk, Afrika Bambaataa aus den 80er-Jahren und US-Dance-Pop.

Andrømeda

Im Studio: ein paar Worte zu deinem Workflow und zu deinem Gear?
Mein Workflow ist intuitiv und von Experimentierfreude geprägt. Ich starte meist mit Jam-Sessions auf meinen Hardware-Synths wie Elektron Analog Rytm, MOOG Mother-32 und Korg Minilogue. Sobald etwas überzeugt, nehme ich es in Ableton auf, wo ich Details verfeinere. Ich liebe die Kombination aus analoger Haptik und digitalen Möglichkeiten.

Dein Sound „in a nutshell“?
Mein Stil ist eine Mischung aus rohem, hypnotischem Techno mit einer narrativen Dramaturgie. Meine Sets sollen das Publikum auf eine Reise mitnehmen – überraschend, energetisch und emotional.

Deine wichtigsten Einflüsse und Inspirationen?
Detroit-Techno und Chicago-House haben meine Basis gelegt, mit Künstlern wie Robert Hood, Jeff Mills und Richie Hawtin. Die UK-Szene hat meine Herangehensweise geprägt, während mein Umzug nach Barcelona neue Einflüsse brachte. Auch Künstlerinnen wie Helena Hauff oder Dasha Rush inspirieren mich mit ihrer analogen Herangehensweise.

Dein größter Erfolg als DJ/Producerin?
Der Durchbruch kam mit meiner Residency bei FOLD London 2018. Produktionstechnisch ist mein größter Erfolg, trotz aller Herausforderungen kontinuierlich zu wachsen und meinen Sound stetig weiterzuentwickeln.

Dein denkwürdigster Moment als Artist?
Mein erstes Vinyl-Only-Set beim HTBX-Event in einem Wald in Hackney. Die Energie des Publikums war magisch und markierte einen Wendepunkt in meiner Karriere.

Etwas Verrücktes oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Ein Besucher hielt mir mal eine Nachricht mit folgendem Text auf dem Handy hoch: „Nice boobs.“ Solche Situationen gehören leider dazu, wenn man als Frau auflegt. Ich habe gelacht, ihm den Mittelfinger gezeigt und weitergespielt.

Dein letztes Release?
„Dark Matter“ auf Rant & Rave. Mein erstes Vinyl-Release, bepackt mit Analog-Synthies, kosmischen Soundscapes und einer klaren Ode an den 90er-Techno.

Aus dem FAZEmag 157/03.2025