
Es war mehr als nur Musikmachen – es war eine Reise durch Freundschaft, Veränderung und ehrliche Emotionen. Wenn zwei Künstler, die seit über zwei Jahrzehnten eine tiefe Freundschaft verbindet, endlich ein gemeinsames Album veröffentlichen, ist das weit mehr als nur ein Release-Termin im Kalender. Es ist das Ergebnis einer langen Geschichte – vollgepackt mit Begegnungen, Partys, Studio-Sessions und gegenseitiger Inspiration.
Mit „Lost Echoes“, das Anfang September als Doppel-12Inch auf Techno League Records erschienen ist, präsentieren Frank Sonic und Drumcomplex ein Werk, das Gegensätze vereint: rohe, pulsierende Energie für den Dancefloor und tief schwebende Atmosphären, die fast schon cineastisch wirken. Nach Releases auf Labels wie Cocoon, Terminal M oder Second State ist dieses Album nicht nur ein logischer Schritt, sondern auch eine persönliche Momentaufnahme zweier Künstler, die ihre Stärken perfekt kombinieren.
Das folgende Gespräch ist kein klassisches Interview – es ist ein Dialog unter Freunden, ein „Artist-to-Artist“-Talk, in dem man spürt, wie sehr sich hier zwei Menschen auf Augenhöhe begegnen.
„Ich habe dich damals schon gefeiert“
Frank: Erinnerst du dich eigentlich noch, wann und wie wir uns zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind?
Arnd: (lacht) Oh ja, das habe ich noch glasklar vor Augen. Anfang der 2000er, eine dieser legendären Warehouse-Partys vom Yena in Köln. Wir standen beide an den Decks, der Bass hat den Beton zum Vibrieren gebracht – und wir hatten sofort eine musikalische Connection. Du warst damals schon ein DJ, der wusste, wie man eine Crowd fesselt. Ich habe dich direkt gefeiert. Außerdem hattest du dieses fette Release „Hoovercraft“ draußen und warst in mehreren Partyprojekten aktiv. Aber sag mal: Weißt du noch, wann wir das erste Mal wirklich zusammen Musik gemacht haben?
„Für mich war das ein Meilenstein“
Frank: Klar! 2008 – unsere erste gemeinsame EP „Infected“ auf meinem Label Techno League. Für mich war das damals ein echter Meilenstein. Du hattest schon auf großen Labels wie Intec veröffentlicht, und ich war megastolz, mit dir zusammen eine Platte zu machen. Musikalisch hat’s von Anfang an gefunkt. Wir haben uns nie groß erklären müssen – wir wussten beide sofort, wohin der Track gehen soll. Aus dieser ersten Zusammenarbeit wurde mehr: Wir haben über die Jahre immer wieder Musik gemacht, aber auch eine echte Freundschaft aufgebaut. Jetzt krönen wir das Ganze mit einem Album. Aber wann kam eigentlich der Moment, wo wir gesagt haben, „So, jetzt machen wir das“?
„Der Vibe war einfach da“
Arnd: Das war so eine Mischung aus Timing und Gefühl. Ich hatte ja schon drei Alben gemacht und liebe diesen Prozess, sich komplett in ein Projekt zu stürzen. Nach unserem Cocoon-Hype mit Lacalute habe ich dir gesagt: „Lass uns genau diesen Vibe, den wir gerade haben, in ein Album gießen.“ Du hast mir daraufhin ununterbrochen analoge Sequenzen aus deinem großartigen Studio geschickt – Basslines, Chords, modulare Experimente. Irgendwann hatten wir so viel Material, dass „Lost Echoes“ praktisch schon zwischen uns schwebte. Für mich ist es ein echtes Highlight, dein erstes Album gemeinsam aufzunehmen.
„Das Album trägt auch unsere persönlichen Geschichten“
Frank: Unsere Rollenverteilung ist klar – und funktioniert perfekt. Ich bringe oft rohe, analoge Sequenzen aus meinen Maschinen, du formst daraus ein stimmiges, tanzbares Konzept. Während der Produktion warst du in einer extremen persönlichen Veränderungsphase – mental und physisch. Das hat man den Tracks angehört. Ohne diese Emotionalität gäbe es Stücke wie „Lost Echoes“ in dieser Form gar nicht. Wir haben nicht einfach Beats gebastelt, wir haben unsere Stimmungen konserviert. Das Album trägt auch unsere Geschichten in sich. Und vor allem ist es von der ersten Kickdrum bis zum letzten Pixel auf dem Artwork komplett in Eigenregie entstanden. Außer Mastering und Presswerk wurde nichts zugekauft.
Arnd: Genau das macht es so besonders. Manche Parts sind wie Momentaufnahmen aus dieser Zeit – und die höre ich heute noch heraus. Es war keine sterile Studioarbeit, sondern ein Prozess, bei dem wir beide unsere Stärken und Schwächen eingebracht haben. Für mich ist es das authentischste Projekt, das wir je gemacht haben.
„Wir sind mehr als musikalische Partner“
Frank: Was mich am meisten beeindruckt hat: Wir hatten in der ganzen Zeit keine einzige Grundsatzdiskussion. Kein Ego-Clash, kein „Das muss aber so“.
Arnd: Das liegt daran, dass wir uns immer auf Augenhöhe begegnen. Es gibt keinen Konkurrenzgedanken, nur gegenseitigen Respekt und Support. Besonders 2024, als es mir mental nicht gut ging, warst du da. Das vergesse ich dir nicht. Wir sind längst mehr als musikalische Partner – es ist eine tiefe, echte Freundschaft. Ohne diese Freundschaft hätte „Lost Echoes“ nicht so klingen können.
Studiopausen, neue Energie & Remixe
Frank: Jetzt, wo das Album fertig ist – was kommt als Nächstes?
Arnd: Nach der Produktion brauchte ich erst einmal Abstand. Wir hatten über Monate so intensiv gearbeitet, dass ich kurz raus musste aus dem Gefühl, ständig abliefern zu müssen. Ich habe mich bewusst entkoppelt, andere Dinge gemacht – und jetzt merke ich, wie die Energie zurückkommt. Das Kribbeln ist wieder da.
Frank: Zum Glück, denn da kommt ja noch etwas, sollen wir schon einmal die Namen droppen?
Arnd: Klar! Wir haben vier Remixe in der Pipeline – von Riccardo de Polo, Confidential Recipe, Mario Hammer und Uncertain. Die erscheinen ebenfalls auf Vinyl und werden dem Album nochmals eine neue Facette geben.
Frank: Und danach?
Arnd: Danach? Wieder ab ins Studio. Aber ohne Druck – einfach Musik entstehen lassen.
„Lost Echoes“ ist mehr als ein Album. Es ist nicht einfach nur ein Release. Es ist das Ergebnis von Freundschaft, Vertrauen und einer geteilten Leidenschaft für elektronische Musik. Zwischen harten, technoiden Peaks und melancholischen Tiefen erzählt das Album Geschichten – mal laut, mal leise, aber immer echt.
Hier könnt ihr in die digitale Ausgabe von „Lost Echoes” reinhören:
Tracklist Vinyl-Ausgabe:
A1: The First Whisper (Intro)
A2: Echoes In The Abyss
A3: Mirror Of Sound
B1: Lost Echoes
B2: Chamber Of Voices
C1: Resonance Of Hope
C2: Ripples Through Times
D1: Call Of The Void
D2: Bound By Reflection
D3: Last Echoes (Outro)

Die Vinyl-Ausgabe des Albums „Lost Echoes” von Drumcomplex x Frank Sonic ist am 1. September 2025 via Techno League erschienen. Hier könnt ihr euch die 2x12inch Vinyl sichern.
Aus dem FAZEmag 163/09.2025
Text:Frank Sonic & Drumcomplex
www.instagram.com/franksonic, www.instagram.com/drumcomplex