Frankey & Sandrino – Unvergänglichkeit

Frankey & Sandrino – Unvergänglichkeit / Foto: Katja Ruge

Sowohl das kreative als auch das persönliche Leben von Frank Beckers und Sandrino Tittel alias Frankey & Sandrino ist auf einzigartige Weise zwischen zwei Lebensmittelpunkten hinweg verwoben. Seit über einem Jahrzehnt arbeitet das Duo nun mittlerweile zusammen und hat in dieser Zeit mit ihrem detailverliebten Signature-Sound die renommiertesten House- und Techno-Institutionen auf diesem Planeten beehrt. Genau so gefeiert wie ihre Live- bzw. DJ-Shows sind auch ihre Veröffentlichungen auf Label wie Innervisions, Mule Musiq, Kompakt, Diynamic, Drumpoet Community, Crosstown Rebels oder Fort Romeaus Cin Cin. Ihre Diskografie listet dabei Titel wie „Cephei“, „Acamar“ und „Optical“ auf, die zu absoluten Hits avancierten. Seit 2016 führen Frankey, studierter Multiinstrumentalist aus Essen sowie Sandrino, passionierter DJ und in Berlin beheimatet, mit Sum Over Histories ihr eigenes Label, auf dem sie ihre ganz eigene, spezielle Vision und Philosophie verfolgen und dabei neben ihrem eigenen Material auch Künstlern, fernab jedweder Social-Media-Hypes, eine Plattform für futuristische, eingängige Sounds bieten. Nach einem fast zweijährigen Hiatus meldet sich das Duo nun mit „Der Sprung“ zurück und liefert in diesem Monat den offiziellen FAZEmag Download-Mix an.

Frank und Sandrino, wie waren die ersten Wochen und Monate für euch in 2023?

Sandrino: Hallo zusammen, das Jahr hat sehr gut angefangen, wir waren sehr viel unterwegs, aber haben es dennoch geschafft uns Zeit zu nehmen, um neue Musik zu schreiben. Endlich! Dies ist nämlich etwas zu kurz geraten im letzten Jahr. Das Highlight für uns war definitiv unser  Zehn-Stunden Set in meinem absoluten Lieblingsclub, dem Stereo in Montreal. Der perfekte Club, ein großartiges Soundsystem & eine Crowd die dem DJ vertraut und bereit ist mit auf eine lange Reise zu gehen. Auch habe ich es geschafft, nach einem sehr durchgetakteten letzten Jahr, mir mehr Zeit für die Familie zu nehmen. Das hat mir sehr gefehlt!

Frankey: Nach einem verrückten, aber auch guten Silvester-Event in Ägypten inkl. Stürmung der Tür und Stromausfall um 0:00 Uhr, ging das Jahr verhältnismäßig entspannt los. Etwas weniger und selektiertere Gigs, vorrangig im europäischen Raum, haben wieder etwas mehr Zeit für das Kreative und die Familie gebracht. Der Balance-Akt zwischen DJ-Nachtleben und Struktur im Alltagsleben bleibt auch nach all den Jahren eine schwierige Challenge. Gleichzeitig denke ich, dass man diese Challenge nie aus den Augen verlieren darf, da man sonst nach 20 Jahren Gefahr läuft, dem Ganzen mental oder körperlich nicht mehr standhalten zu können. Somit haben Sandrino und Ich in den ersten Monaten dieses Jahres eine Menge neuer musikalischer Ideen gesammelt und wir freuen uns, diese nun in den Clubs dieser Welt erstmalig spielen zu können. Der etwas intensivere Touring-Frühling kann also kommen…

Let’s get back into time. Kennengelernt habt ihr euch in Wuppertal, der Heimatstadt von FAZE. Ihr beiden arbeitet bereits seit über einem Jahrzehnt zusammen, mittlerweile blickt ihr auf zahlreiche, sehr erfolgreiche Tracks zurück. Wie hat sich eure Kollaboration im Laufe der Jahre entwickelt und verändert?

Sandrino: Wenn es rein um die Musik geht, ist die Arbeit im Studio immer noch dieselbe. Frank & ich lassen uns von unserer Stimmung treiben, die Musik macht Ihr Übriges. Da wir 500 km voneinander entfernt wohnen, kommen wir leider nicht so oft zusammen wie wir gerne möchten, das könnte aber auch der Grund sein, dass wir im Studio nie gelangweilt sind und Ideen sehr schnell geboren werden.

Frank: Natürlich hat es über diesen Zeitraum individuelle Änderungen oder Entwicklungen bei uns gegeben, jedoch denke ich das die Grundlage unserer Zusammenarbeit nach wie vor die Gleiche ist: Bei der Entstehung unserer Musik ist die erste kreative Phase die Wichtigste: Hier versuchen wir so gedankenfrei und organisch wie möglich Ideen einzufangen. Es gibt so eine Art gesunden Dualismus bei Sandrino und mir, da wir beide recht anders Musik wahrnehmen, bzw. unser Fokus bei Musik häufig auf unterschiedlichen Elementen eines Stückes liegt.

Wie würdest du das beschreiben?

Frankey: Sandrino hat z.B. eine sehr genaue Vorstellung von Klangästhetik und Soundauswahl, oder generell der emotionalen Ebene in Musik, während ich z.B. eher den Fokus auf Groove Elemente oder interessante harmonische Zusammenhänge lege. Diese unterschiedliche Wahrnehmung von Musik führt bei uns zu fast täglichen fruchtbaren Diskussionen über Musik, während wir interessanterweise bei wirklich herausragender Musik uns meist direkt einig sind. Und manchmal kommen wir halt auch im Studio in einen selbstlaufenden, uns ergänzenden Flow, der manchmal (so hoffe ich zumindest) das musikalisch Besondere entstehen lassen kann. Verändert hat sich evtl., dass unsere aktuelle Wohn- und Lebenssituation etwas weniger Studiozeit zulässt, was wir wiederum versuchen auszugleichen durch spontane Sessions, wo immer wir gerade auf der Welt sind und Zeit finden.

„SOH001“ ist im April 2016 erschienen. Erzählt uns über die Vision eures Labels Sum Over Histories.

Sandrino: „Contemporary electronic music for the closed eyes dancers“. Ich möchte ehrlich sein, es gab Zeiten da konnte ich mich bei einigen Label immer auf Ihren Output verlassen, mittlerweile ist das alles sehr sporadisch geworden und ich kann kaum noch ein Label aufzählen, bei dem ich fast jede Veröffentlichung gut finde. Die Idee zu Sum Over Histories ist geboren, um uns eben diese Konstante zu geben, jedoch losgelöst von jeglichen Genre-Gedanken. Wir ermutigen unsere Künstler uns das unerwartete zu zeigen, Musik die eventuell nicht unbedingt auf ein Dance-Label passt, Musik zum Träumen.

Wie hat sich das Label im Laufe der letzten sieben Jahre in euren Augen entwickelt?

Sandrino: Ganz klar entwickelt hat sich das Thema Professionalität. Unsere Labelmanagerin Marina Zakharevitch macht einen sensationellen Job und bringt Ordnung hinein wo Chaos herrscht und Struktur in unsere Vision. Musikalisch gesehen sind wir auf jedes Release stolz. Unsere Künstler wie z.B. Impérieux, Colouour, boys be kko oder Onur Ozman, um einige zu nennen, haben einen stilistisch extrem einmaligen und wiedererkennbaren Sound, der zur Entwicklung des Labels beigetragen hat und uns motiviert, noch tiefer zu graben.

Frankey: Wir blicken manchmal beide zurück und denken „Wow, was für ein Katalog!“. Auch wenn ich die Auswirkung von „Meilensteinen“ schwieriger als Sandrino beurteilen kann, hatte ich das Gefühl im persönlichen Austausch mit Liebhabern des Labels, dass der einmalige und futuristische Sound von Impérieux, welcher auf SOH erstmalig veröffentlicht wurde, einen prägenden Einfluss auf unser Label gehabt hat.

Wie genau geht ihr bei diesem speziellen Ansatz bei der Kuration und auch Selektion der Musik vor?

Sandrino: Die Musik muss mich emotional bewegen und den Test der Zeit überstehen. Zweites ist natürlich schwierig und auch nicht immer erreichbar, da manchmal ein Release eben einen zeitlich begrenzten Abschnitt abbildet, dafür sind auch die ‘Path Integral Compilations’ auf dem Label gedacht. Dennoch möchten wir in Summe erreichen, dass die Musik auch noch nach zehn Jahren etwas in uns auslöst. Auch freuen wir uns neue Künstler zu entdecken und vorzustellen oder bei altbekannten eine neue Seite zu zeigen. Oftmals finden wir so die schönere Musik. Äußere Einflüsse wie z.B. Social Media & Hypes verunsichern leider viele Künstler und die Musik klingt eben „made to sell“ or „made to fit“, das ist sehr schade. Wir versuchen die Authentizität und Ehrlichkeit eines Künstlers die oftmals im Verborgenen ist, heraus zu kitzeln.

Frankey: Da Sandrino in Sachen Track-Hunting und soziale Interaktion eindeutig die Nase vorne hat, kommt, bis auf einige Ausnahmen die meiste Musik bei ihm an. Hier findet dann häufig schon eine Vorselektion statt und ich bekomme die Perlen davon vorgelegt. Trotz der schon angesprochenen leicht unterschiedlichen Geschmäcker, sind wir uns hier aber meistens schnell einig. Es gibt für mich eine „goldene Regel“, und wenn diese zutrifft, dann kann ich sogar auch meine eigenen subjektiven Präferenzen unterordnen. Und zwar: Ist die Musik zeitlos? Steht sie für sich in ihrer Aussage? Sandrino hat in unseren vielen Gesprächen diesen Begriff für mich geprägt, und in den Jahren ist mir zunehmend klarer geworden, wie sehr dieser Ausdruck eigentlich alle für uns wichtigen Aspekte von Musik in sich vereint. Ist die Musik zeitlos oder ist sie evtl. nur ein austauschbares Tool eines Hypes? Und da wir uns diese Frage immer wieder stellen, hoffe ich, dass wir das qualitative Level unserer Release hoch halten können.

Eine schöne Philosophie. Mit „Der Sprung“ meldet ihr euch nach fast zwei Jahren wieder mit einer eigenen EP auf eurem Label zurück.

Sandrino: Im letzten Jahr haben wir leider nicht so viel Studio-Zeit gehabt und nur wenige Sachen fertig bekommen. „Brainscan“ auf Radio Slaves REKIDS war eigentlich für Sum Over Histories geplant, allerdings konnte ich Matt und seine Absicht, den Track auf seinem so renommierten Label zu signen nicht widerstehen. Am Ende sind wir froh, das so gemacht zu haben, da unsere Musik so einer etwas anderen Audience gezeigt wurde.

Frankey: Da wir in unterschiedlichen Städten wohnen, hat uns die Pandemie ein wenig aus der normalen Routine genommen. Es gab aber auch eine Zunahme an Remix-Anfragen und ich war noch in anderen zeitaufwendigen Projekten verwickelt. Jetzt ist alles eigentlich alles wieder „back to normal“, was sich auch an der Anzahl eigener Kompositionen ablesen lässt, welche jetzt noch in der Pipeline liegen.

Wie entstand die Idee zur Balllade auf der EP?

Vor einer Weile erzählte mir Sandrino in Mexiko von einer Remix-Anfrage und spielte mir eine Clubnummer vor. Er erzählte mir etwas von einer interessanten Stimme. Ich erkannte auch direkt die ‘Magie’ in Tone of Arcs Stimme, fand sie aber irgendwie deplatziert in einem Club-Track. Ich sagte zu Sandrino: ‘Lass uns das machen, aber ohne Beats, einfach mit einem Piano und Sounds, die eher an Filmmusik erinnern’. Die Idee hat mich dann Vorort nicht mehr losgelassen und es formte sich schon der fast fertige Track in meinem Kopf, während ich mich ärgerte kein Studio zur Hand zu haben. In der Folgewoche, zurück in Deutschland, war das Stück dann in wenigen Stunden umgesetzt. Solche klaren Momente von Inspiration sind Geschenke und ich empfinde daher irgendwie eine tiefe Dankbarkeit und Zufriedenheit mit diesem Stück.

Das Label hat aktuell eine Art Refresh in Sachen Design bekommen vom großartigen Guiseppe Pepe.

Sandrino: Von Anfang an spielt das Visuelle bei uns eine wichtige Rolle, deshalb haben wir immer nach einer bestimmten Veröffentlichungsfrequenz den Künstler gewechselt um neue Visuelle Reize zu schaffen. Wir haben jetzt lange Zeit mit Tiziana Alocci gearbeitet, da Sie die Musik einmalig Visuell dargestellt hat, nämlich die Audiodatei zu extrahieren und mit einem von Ihr entwickeltes Verfahren zu visualisieren. Nun ist es aber an der Zeit, weiter zu ziehen und Neues zu probieren. Immer wichtig für uns ist es, mit Künstlern zu arbeiten, die die Musik verstehen und leben. So kamen wir auf Giuseppe, einen alten Freund und Fan des Labels. Er hat das neue Logo kreiert. Für die Artworks konnten wir Paolo Manganaro verpflichten, er hat auf Anhieb unsere Vision verstanden und umgesetzt, eben Reize zu schaffen, die die Fantasie beflügeln.

Ihr beiden seid schon äußerst lange in der elektronischen Szene aktiv, wie würdet ihr den aktuellen Status Quo dieser beschreiben? Ein recht renommierter Schweizer Act hat vor wenigen Tagen bei Instagram gepostet „One fucking virus and the whole planet turned into Schranz.“

Frankey: Zunächst einmal: ‘Top Zitat’! Wer auch immer das gesagt hat, ich muss zugeben, dass ich mir gar nicht so sicher bin, ob die aktuell gängige Erklärung, die Entladung von Pandemie-bedingter angestauter Energie, der wirkliche Grund dafür ist. Vielleicht. Vielleicht befinden wir uns aber nur in einer Phase des Hype-Cycles, den es schon immer gab. Oder vielleicht sind wir, die ältere Generation, jetzt so alt, dass wir einfach nicht mehr checken, was bei den Jüngeren so los ist und wollen uns das aber vielleicht nicht eingestehen (lacht). Ich habe noch nie zu den ‘früher war alles besser’-Leuten gehört, daher denke ich im Moment eher: Mal abwarten wo das hinführt.

Sandrino: Ich weiß leider nicht, wer das gesagt hat, aber kann es teils verstehen. Von Anfang an gab es Movements und Konter-Movements in unserer Szene, diese finden im Moment allerdings in schnelleren Intervallen statt, wie ich finde. Heute ist es Schranz, morgen wieder Disco und so dreht sich der Kreis immer weiter. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die allgemeine Situation dort draußen etwas verwirrend ist. Social Media hat uns eine großartige Plattform gegeben um direkt in Kontakt mit dem Hörer zu treten und zu sprechen, auf der anderen Seite bietet sie eine Bühne für Selbstinszenierung in ungeahntem Ausmaß. Es findet eine kollektive Verblendung statt und dabei wird teilweise inhaltsloses extrem populär während Qualität aufgrund fehlender Selbstvermarktungsskills verborgen bleibt. Versteht mich nicht falsch, ich will nicht urteilen, allerdings habe ich das Gefühl das wir etwas vom Weg abgekommen sind. Was die Musik angeht, gibt es so viel gutes Zeug wie noch nie, es ist jedoch schwieriger geworden, diese zu finden. Durch vereinfachtere Wege Musik zu produzieren und zu vermarkten, finden immer mehr Leute zur Musik, was erstmal gut ist. Allerdings häuft sich hier auch das Gewöhnliche und Austauschbare. Das ist unsere Mission, diese für uns gute Musik zu finden, zu spielen oder zu veröffentlichen.

Eine interessante Ansicht. Nicht nur die BPM, auch die allgemeine Club-Kultur scheint sich aktuell recht schnell zu verändern. Wie seht ihr das persönlich und inwiefern wirkt sich dies auf euch als Künstler aber auch als Musik-Liebhaber aus?

Frankey: Ich muss zugeben, dass ich persönlich sehr lange an die romantische Idee geglaubt habe, dass es am Ende des Tages hauptsächlich um Musik geht, oder dass gute Musik sich immer durchsetzt. Und nun stelle ich natürlich schon im Laufe der Jahre fest, dass leider andere Dinge zunehmend in den Vordergrund rücken. Diese Entwicklungen haben mich von der ‘Szene’ schon etwas entfremdet, während aber meine eigentlich pure Liebe zur Musik gleich geblieben ist. Diese Liebe zur Musik weltweit mit Menschen zu teilen, ist somit immer noch ein Traumjob, ich kann mich halt nur nicht mehr so sehr mit allen anderen Umständen dort draußen identifizieren. Was aber ok ist.

Frankey, du bist passionierter Technik-Nerd. Wie hat sich dein Workflow im Studio verändert im Laufe der Zeit und was sind deine aktuellen Favoriten in Sachen Soft- und Hardware?

Frankey: Ja, ich war schon immer an den technischen Umsetzungen und Entwicklungen interessiert und höre nie auf, neue Arbeitswege, neue Synths oder Plugins auszuprobieren. Jedoch beschäftigt mich in den letzten Wochen eher die Reduzierung meiner Möglichkeiten. Ich stelle zunehmend fest, dass das Überangebot an Optionen, sowohl für den Workflow, als auch für die Kreativität nicht förderlich ist. Somit versuche ich für jede Aufgabe bei der Musikproduktion den gerade passenden Kandidaten zu finden und alles andere zu löschen. Auswahlkriterien sind hier Klang, Einfachheit der Bedienung und die Latenz. Darüber hinaus verhänge ich mir selbst gerade ein PlugIn Kaufverbot für mindestens ein Jahr, da ich alles, was ich benötige in mehrfacher Ausführung besitze, aber trotzdem irgendwann der kleine Mann in meinem Kopf mich versucht zu überzeugen, das nächste ‘Tape PlugIn XY’ zu kaufen. Auf der anderen Seite haben sich die Basic Klangerzeuger unserer Produktionen über die Jahre nicht so viel geändert: U-He Diva für das warm Analoge, U-He Repro-1 für das rau Analoge, Serum für digitales Sounddesign, und Omnisphere als Soundmonster für alles organische oder verrückte. Dann noch einen Moog-Minitaur für Bässe und hier und da mal einen Klassiker aus der Arturia Reihe.

Sandrino, dich kennt man als absoluten Connaisseur und Selector. Wie sieht bei dir eine typische Woche vor einem vollen Wochenende aus?

Sandrino: Nach wie vor ist es meine Passion, neue Musik zu suchen und zu finden. Es gibt mir immer noch denselben Kick wie vor 30 Jahren im Plattenladen, wenn ich nach Stunden der Suche etwas Besonderes in der Hand halte oder wie aktuell als File auf dem Computer. Wenn ich gerade unzufrieden mit meiner Kollektion bin, kann es schon vorkommen, dass ich bis zu acht Stunden am Tag nach neuer Musik suche. Hier grabe ich wo es nur geht, meistens sind es Promos, Musik von Freunden, Demos die uns für das Label erreichen, aber auch durch das Glück eines Algorithmus wie z.B. von Spotify fündig zu werden. Auch tausche ich mich regelmäßig mit einem DJ-Kollegen meines Vertrauens aus. Immer wichtig ist es auch zurück in die Monatsordner zu schauen, ob ich nicht doch etwas überhört habe, denn leider, durch die kurzen Spielzeiten, muss man immer wieder Kompromisse eingehen, was man nun einpackt oder nicht. Ich bevorzuge deshalb auch lange Sets oder im Idealfall von Anfang bis Ende, um all die Musik zu spielen, die ich liebe, was während eines Zweistunden Sets unmöglich ist, z.B Ambient oder mal ne schnellere Drum’n’Bass Nummer. Ich bin bei meiner Suche null limitiert und versuche komplett offen für alles zu sein.

In deiner aktuellen Heimat Berlin führst du neben deiner Karriere als DJ und Produzent auch ein Side-Business, korrekt?

Sandrino: Das stimmt, mit meinem besten Freund habe ich das kleine Möbelgeschäft Einraum.Berlin eröffnet. Der Showroom ist für mich ein zusätzlicher Kanal, um mich kreativ auszudrücken und meiner Leidenschaft für Design nachzugehen. Techno & Sofas halt (lacht).

Der Sommer rückt immer näher. Was steht auf eurer Agenda für die nächsten Wochen und Monate?

Frankey: Während der April uns wieder aufwärmt für’s Touring, wird der Mai uns dann diesbezüglich wieder richtig im Griff haben. Viele Gigs, Länder und Kontinente in kurzer Zeit. Es wird einerseits hart, aber auch nach all den Jahren empfindet der Wahnsinnige in mir extreme Vorfreude (lacht).

Wie sieht eure Vision für die Zukunft aus? Was habt ihr geplant?

Frankey: Noch mehr, noch bessere Musik zu schreiben. Ansonsten werden wir Sum Over Histories noch mehr in den Fokus rücken um das Label auf die nächste Stufe zu heben.

Sandrino : Generell möchten wir der Musik noch mehr Aufmerksamkeit widmen, das bedeutet mehr Musik schreiben aber auch die Art der Performance in den Mittelpunkt stellen. Wir haben vor zwei Jahren angefangen mit einem Hybrid aus DJ & Live zu experimentieren. Der Output hat uns sehr gut gefallen und wir haben entschlossen dieses Konzept, selektiv, in unserem Touringschedule zu implementieren. Was das Label angeht haben wir weit im voraus geplant und freuen uns auf alles, was kommt. Zusätzlich zur eigenen Musik ist das Label für uns ein Kanal des kreativen Ausdrucks.

In diesem Monat liefert ihr den offiziellen FAZEmag Download-Mix, es gibt einen Ausschnitt aus eurem All-nighter im Watergate zu hören. Ein seltener Umstand, ein Live-Recording auf diesem legendären Club zu bekommen. Wie war der Abend und was bekommen wir zu hören?

Frankey: Es kann magisch sein, was auf dem Waterfloor des Watergates passiert, ganz besonders in den Morgenstunden, wenn alle quasi eingeloggt sind und auf der gleichen Welle reiten. Wir haben euch einen Ausschnitt aus den späteren Stunden ausgeschnitten.

Sandrino: Enjoy!

 

Aus dem FAZEmag 135/05.2023
Text: Triple P
Foto: Katja Ruge
www.instagram.com/frankey_and_sandrino