Fred Again.. – Der dritte Akt

Foto: Theo Batterham

Mit seiner bisherigen Album-Serie „Actual Life“ hat Fred Again.. sowohl Fans als auch Kritiker*innen weltweit beeindruckt. Gleiches gilt für seinen Live-Act, den er zu einem gemeinschaftlichen, immersiven „Real Life“-Erlebnis umarbeitete. Nach unzähligen ausverkauften Shows in Großbritannien und den USA wurde er von Mixmag zu einem der „Top 10 Live Acts Of 2021“ gekürt. Zuletzt hatte Fred John Philip Gibson, wie der 29 Jahre junge Londoner mit bürgerlichem Namen heißt, mit einer Reihe Club-orientierter Singles von sich Reden gemacht, die im Rahmen seiner Playlist-Serie „USB“ erschienen. Ende Juli erschien mit „Turn On The Lights again..“ seine Kollaboration mit der Swedish House Mafia. Darüber hinaus gab es Features mit HAAi, Romy und I. Jordan. Nun ist Ende Oktober mit „Actual Life 3 (January 1 – September 9 2022)“ der dritte Teil seiner Album-Trilogie auf Atlantic erschienen.

Darauf führt Fred das Konzept seiner beiden bisher veröffentlichten Langspieler „Actual Life (April 14 – December 17 2020)” und „Actual Life 2 (February 2 – October 15 2021)“ fort. Basierend auf Sprachnotizen von Freund*innen, Videos, die er beim Scrollen auf Social-Media-Netzwerken wie Instagram und Facebook fand, und Samples von prägenden Platten, produziert der Brite tagebuchartige Songs, die seine persönlichen Erfahrungen in dem erwähnten Zeitraum dokumentieren und einen Einblick in seine persönliche Welt bieten. Bereits vor Album-Veröffentlichung wurden die Singles „Danielle (smile on my face)“ – das das A-cappella von 070 Shakes „Nice To Have“ sampelt und quasi als Soundtrack seines „actual life“ gilt – sowie „Bleu (better with time) und „Delilah (pull me out of this) veröffentlicht.

Schon bei unserem Interview zu seinem zweiten Werk äußerte er die Absicht, aus dem Konzept eine Reihe zu machen: „Für mich war am Anfang dieser Reise recht schnell klar, dass ich eine gewisse Regelmäßigkeit verfolgen möchte bzw. diese Chronologie fortführe, sofern ich diese Art Sound-Tagebuch starte, von dem ich tatsächlich irgendwie besessen bin. Ansonsten wäre das erste Werk einfach nur ein willkürliches Resultat. Ich liebe es einfach, selbst in den Augen vieler total irrelevante Momente auf der gesamten Welt aufzufangen und sie – wie auch immer – einfließen zu lassen. Mir ist es unheimlich wichtig, dass die Songs atmen können und Leben versprühen. Nichts ist schlimmer für mich, als Musik ausschließlich am Computer zu machen. Alle meine Stücke sind extrem von den Orten beeinflusst, an denen ich sie initiiere oder umsetze. Meist beginnt das mit Recordings auf meinem iPhone, wenn ich durch Straßen laufe oder mit Freunden zusammen bin. Diese Recordings sind für mich mittlerweile zum Alltag geworden und geschehen total natürlich.“ Somit ist auch der dritte und abschließende Teil dieser Serie ein äußerst autobiografisches Projekt, das sowohl eine kathartische als auch heilende Kraft von Musik zeigt. Denn auch auf dem neuen Werk thematisiert der Brite Themen wie Freundschaft, Liebe und Leben.

Am 14. September twitterte Four Tet kurz und knapp: „I made the new Fred Again.. track.“ Kurze Zeit späte wurden von den Verantwortlichen Details verkündet. Der Titel „Jungle“ enthält ein Sample von Elley Duhés im Jahr 2017 erschienenen Stück „Immortal“ und könnte als Synonym der vergangenen Shows von Fred Again.. stehen – nach einem bedachten Start steigert sich der Track zu einem energetischen und überraschenden Drop. Einem Instagram-Video zufolge, in dem Fred Again.. mit Kieran Hebden (wie Four Tet mit bürgerlichem Namen heißt) in einem Park sitzt, hat Letzterer auch bei weiteren Songs auf dem Album geholfen, darunter „Delilah“, basierend auf einem Sample aus dem Track „Lost Keys“ aus 2021 von Sängerin Delilah Montagu. Zu dem Song schrieb Fred Again.. auf seinen Kanälen: „Für mich handelt der Song von einer Zeit, in der ich in einem Club eine Art Panikattacke hatte und ich eine Person brauchte, die mich da rausholte“. Dies dürfte wohl weniger für die abertausenden Besucher*innen, die sich in Rekordzeit Tickets für die bereits zelebrierten oder aber noch anstehenden Tour-Dates besorgten, gelten.

In diesem Jahr spielte er eine ausverkaufte Show in Berlin sowie ein frenetisch gefeiertes Konzert beim Melt! Festival. Sein Boiler-Room-Set von Ende Juli zählt aktuell knapp über 7,5 Millionen Views und hat damit Boiler-Room-Ausgaben von Acts wie Disclosure, Richie Hawtin, Skream und Fatboy Slim übertroffen. Fester Bestandteil seiner aktuellen Live-Show, die für Besucher*innen eine audiovisuelle Reise durch Freds Leben bedeutet, sind neben den neuen Albumtiteln auch seine überaus erfolgreichen Kollaborationen aus diesem Jahr. Nach einer längeren Sommertour mit Shows auf renommierten Festivals wie Coachella, Primavera, Way Out West, Rock En Seine, All Points East und, wie bereits erwähnt, Melt! bereitet sich Fred Again.. derzeit für weitere Termine im Herbst und Winter vor. An drei Abenden wird Fred auch in Deutschland gastieren, so am 27. November im UFO Velodrom in Berlin, am 28. November im Uebel & Gefaehrlich in Hamburg und am 30. November im Carlswerk Victoria in Köln. Alle drei Shows waren binnen weniger Minuten ausverkauft, genauso wie die ihm bevorstehenden drei Abende im New Yorker Terminal 5 mit 3.000 Besucher*innen pro Show sowie im Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles. Zum Abschluss der Tour steht am 8. Dezember ein Konzert in der O2 Acadamy in Brixton auf der Agenda.

Aus dem FAZEmag 129/11.2022
Text: Lisa Bonn
Foto: Theo Batterham
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