
In der Justizvollzugsanstalt Heinsberg steht ein früherer Gefängnisseelsorger im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen.
Der Mann soll bei einer Gruppenstunde Döner mitgebracht haben, in denen Drogen, Handys und Ladegeräte versteckt waren. Der Fall wird am 12. August vor dem Amtsgericht Geilenkirchen verhandelt.
Laut Anklage wurden fünf von 13 Dönern manipuliert. Neben Haschisch – insgesamt 142,1 Gramm – fanden sich darin auch Mini-Handys und Ladegeräte. Die Drogen hatte der Beschuldigte zuvor in einem Schnellrestaurant von Unbekannten überreicht bekommen.
Bereits zuvor war er zweimal durch das Mitbringen unerlaubter Speisen aufgefallen. Der Marktwert der beschlagnahmten Betäubungsmittel liegt bei über 2.000 Euro. Aufgrund verdächtiger Verpackung in Alufolie kam es zur Kontrolle.
Das Bistum Aachen reagierte prompt auf die Vorwürfe: Der Seelsorger wurde umgehend entlassen und erhielt Hausverbot für die Anstalt. Der Vorfall hatte schon 2022 kurz nach dem Amtsantritt von Justizminister Benjamin Limbach für politische Aufmerksamkeit gesorgt.
Eine parlamentarische Anfrage hatte bereits auf schwerwiegende Mängel bei Kontrollen im Strafvollzug hingewiesen. Die Ermittlungen zur Herkunft der Drogen blieben allerdings ergebnislos.
Der Fall steht exemplarisch für ein chronisches Problem im nordrhein-westfälischen Justizvollzug: Etwa 20 % der Inhaftierten gelten als drogenabhängig, weitere 11 % konsumieren trotz fehlender Diagnose.
Das betrifft somit jeden dritten Gefangenen im größten Bundesland Deutschlands. Allein im Jahr 2023 nahmen rund 1.200 Inhaftierte an einem Drogenersatzprogramm teil. Insgesamt wurden 39.262 Drogentests durchgeführt, wovon über 7.500 positiv ausfielen.
Eine besondere Herausforderung stellen sogenannte Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) dar. Diese synthetischen Drogen werden oft auf Papier oder Textilien aufgebracht und sind sowohl schwer aufzuspüren als auch im Körper kaum nachweisbar. Sie gelten als Haupttrend im Schmuggel innerhalb von Gefängnissen.
Laut REITOX-Bericht 2024 sind Material- und Lebensmittellieferungen, Besucher, Postsendungen und sogar „Mauerüberwürfe“ gängige Methoden, um Drogen in Haftanstalten zu bringen.
Der vorliegende Fall mit dem Döner-Schmuggel zeigt, wie kreativ und gleichzeitig perfide diese Wege inzwischen geworden sind. Trotz verstärkter Sicherheitsmaßnahmen lässt sich der Drogenhandel im Justizvollzug bislang nicht unterbinden.
Quelle: Grenzecho
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