Gibt es ein Leben nach der Musik? – Armin Johnert

Wie lange und in welchem Bereich warst du in der Musikbranche beschäftigt?
1984 – 1998 DJ (heute noch auf Anfrage und nur New Wave/Alternative/Indie /Indie-Dance)
1988 – 1989 WOM (Einkauf New Wave/Indie)
1989 – 1991 AMV/Logic (Export Vinyl, später auch CD)
1991 – 2010 Discomania (erst auch Export, später Vertriebsleitung des Exklusivertriebs DMD)

Wie bist du in der Musikindustrie gelandet?
Auch wenn ich vorher schon in diversen Bands (Ballad Bombs, The Fynecry, Bigod 20) gespielt und einige Songs und Platten aufgenommen habe und als DJ tätig war, so bin ich erst über Talla 2XLC professionell in der Musikbranche gelandet. Er hat mir sehr geholfen, hat mich im Grunde „entdeckt“ und zu Logic (AMV) gebracht. Talla verdanke ich auch den DJ-Job im Dorian Gray (Club Bizarre). Ich bin ihm bis heute sehr dankbar dafür.

Aus welchem Grund hast du dich aus der Musik zurückgezogen?
Discomania hat 2010 Insolvenz angemeldet. Das war für mich ein Zeichen aufzuhören und etwas Neues zu machen. Irgendwie passte das gut, getreu dem Motto aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“: „Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!“. 2010 bin ich auch 50 geworden, da ist man zu alt für Dance-Musik und ganz ehrlich, es wollte mich auch keiner haben …

Was machst du momentan beruflich?
Ich habe einen Weinladen namens C & C fine wine, in bester Lage in Bad Homburg. Ich bin spezialisiert auf Portwein, kalifornische und andere Übersee-Weine, habe aber auch das Beste aus Deutschland und Spitzen aus aller Welt im Programm. Einen Newsletter kann man abonnieren über meine Facebook Seite C & C fine wine! Dort einfach eine Nachricht schreiben. Ich biete auch Versand an, das wissen einige aus der Branche zu schätzen.

Inwiefern hat sich dein Tagesablauf verändert?
Völlig! Ich bin nun ganz und gar mein eigener Herr. Der Vorteil ist, das man die Weinüberbestände, im Gegensatz zu Vinyl-Überbeständen, nicht vernichten muss. Jedenfalls nicht kostenpflichtig …

Welchen Stellenwert hat Musik noch in deinem Leben?
Einen sehr hohen. Selten war ich so gut informiert wie heute! Nur mit Wissen über aktuelle Dancetracks und -labels tue ich mich etwas schwerer. Über Myspace habe ich schon früh (2006) wieder mitbekommen, was alles an neuer Musik läuft. Last.fm war Klasse – leider ist da zu viel gesperrt, obwohl ich ja willig bin zu zahlen und zu abonnieren! Aber die Branche, die so viel an mir verdient hat von 1967 bis … – will heute wohl mein Geld nicht mehr? Heute ist Facebook immer noch hilfreich und auch Spotify. Bei FB bin ich in ganz tollen Gruppen und viele alte Freunde diskutieren oder posten da immer das Neueste, oft auch altes Interessantes, was ich verpasst habe. Interessant: Die Meisten, die damals einen guten Geschmack hatten, haben den noch heute! Bei Spotify darf man nun 2011 sogar offiziell zahlen und muss wohl nicht fürchten, ins Zuchthaus zu kommen, wenn man sich etwas anhört.
Die Branche, vor allen all die Jammerer und mit Polizeigewalt nach Urheberschutz Schreienden, tun mir Leid. That was then: schnelle Mark … but this is now: Live/Streaming/Downloads. Mein Fazit über die Musik: Live is love. Nichts kann die Intensität eines Live-Auftritts oder von Live-Musik übertreffen. Ich liebe Musik! Spiele ab und an Gitarre oder Keyboard. Am 31. August lege ich in Göttingen im 1b auf: „Pink Revival Party“ – New Wave/Indie/Alternative.

Jedem der Musik liebt, kann ich nur empfehlen: Erlerne ein Instrument oder singe!