Techno aus Russland – damit assoziieren wir erst einmal Künstler*innen wie Nina Kraviz, Julia Govor oder auch Buttechno. Die ehemalige Sowjetunion hat schon so einige Musikproduzent*innen hervorgebracht. Doch wer hätte gedacht, dass sich aus dem Sound, der in den 90er Jahren von Amerika über Westeuropa nach Russland schwappte, eine Stilrichtung entwickelte, die erst rund 20 Jahre später durch das Internet richtig erfolgreich wurde. Künstler wie The Prodigy, The Shamen, Grid und – ja, wer hätte es gedacht – Scooter haben maßgeblich das Genre, um das es in diesem Artikel geht, beeinflusst.
Hardbass nennt sich diese Form von Techno aus dem Ostblock. Die Zutaten, die eine erfolgreiche Hardbass-Produktion benötigt, bestehen in der Regel aus folgenden Klangelementen: Ein geshuffelter bzw. geschwungener Techno-Beat in einem Tempo von 150 bis 170 bpm, der eine enorm durchsetzungsfähige Kickdrum aufweist, eine tieffrequente Bassline und metallische „Donk“ Samples, die sich mit einem FM-Synthesizer, wie z.B. dem Yamaha DX-7 kreieren lassen und welche sich auch im Scouse House bzw. im Hard House wiederfinden. Teilweise hört man in Hardbass Stücken auch triviale Rap-Einlagen und simpel gehaltene Vocal Aufnahmen.
Den Ursprung hat Hardbass im Sankt Petersburg der frühen 2000er. Mithilfe der russischen Interpretation des Hard House hat sich durch das Internet ein virales Phänomen entwickelt, das sich auf eine spezielle Subkultur bezieht – nämlich Gopnik.
Gopnik oder auch Gopniza, ist ein herablassender Ausdruck, der im russischen Jargon die proletarische kriminelle Jugend, deren Vertreter oft keine Ausbildung vorweisen können, beschreibt. Doch der Terminus ist mehr als nur ein Wort. Es ist vor allem ein Lifestyle, den man schon anhand von klischeehaften Äußerlichkeiten bemerkt. Der Fokus liegt hierbei ganz klar auf Trainingsanzügen, Spirituosen und dem sogenannten Slav-Squat – also der Russenhocke.
Die postsowjetische Jugend adaptierte gegen Ende der 90er Jahre das PLUR-Motto der Rave-Bewegung Westeuropas, das aus den Rängen der Gopniks nicht gefördert wurde, mit dem großen Unterschied, dass anstatt Schlaghosen, Adidas Jogging-Printen angesagt waren.
Im Verlauf der 2010er wurde Hardbass dank Youtube ein Teil des globalen Internet-Kollektivs. So erschien 2010 mit „School Of Sausage“ ein Video, das untermalt von Hardbass-Musik, die komischen Bewegungen von Rave-Gopniks parodierte. Ein neues Internet-Meme war geboren.
Doch nicht jeder begriff dieses Meme und den Gedanken dahinter. Im Jahr 2011 machten ukrainische Fans der Hardbass-Bewegung den eigentlich parodierenden Tanz zu einem Symbol für die nationalistische Bewegung. In manchen Stücken finden sich sogar rechtsradikale Texte.
Mit aktuell 37 Millionen Klicks ist „Cheeki Breeki Hardbass Anthem“ von einem deutschen Künstler namens apartje das Aushängeschild für diese Art von Musik. Artists wie DJ Blyatman oder Boris sind ebenfalls große Namen in dieser Kategorie. Letzterer bietet auf seinem Youtube Kanal neben Musik, auch humorvolle Videos für Leute an, die sich für slawische Stereotypen interessieren. Falls ihr also ein Tutorial sucht, das erläutert, wie man die Russenhocke perfektioniert, dann seid ihr auf seinem Kanal genau richtig.
Mittlerweile wurde der klassische Gopnik abseits vom Internet, auch in vielen Filmen und Serien verspottet, sodass das eigentlich negativ behaftete Bild, was man von dieser Randgruppe hat, ein unterhaltsames Image bekommen hat.
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