Hackler & Kuch auf „Collisionskurs“

hackler kuch

Das niederländische Duo Hackler & Kuch hat sich in den letzten Jahren einen Namen in der deutschen Techno-Szene gemacht. Gerade Freunde der härteren Gangart sind voll des Lobes, was die Arbeit von Bo Andrée und Ernst van den Berg angeht. Seit 2011 veröffentlichen sie regelmäßig auf internationalen Labels wie Nachtstrom Schallplatten und arbeiten mit anderen Produzenten wie dem Österreicher Niereich zusammen. Nun war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun: Ein eigenes Label wird an den Start gebracht und mit dem Album „5 years off“ eröffnet. Wir wollten mehr von den beiden wissen.

Beginnen wir doch am besten von vorne. Wie kam es zu eurem gemeinsamen Projekt Hackler & Kuch?

Bo:
Wir kennen uns schon sehr lange, da wir auch auf dieselbe Schule gingen. Ernst übte sich zu dieser Zeit bereits im DJing auf Schulveranstaltungen und ich produzierte Musik. Irgendwann erreichten wir den Punkt, an dem wir uns entschieden, zusammenzuarbeiten und ein gemeinsames Projekt zu starten – Hackler & Kuch war geboren.

Welche Musik hat euch zu dieser Zeit begleitet?

Bo:
Als Kind hörte ich laufend Underworld, sogar meine erste CD war von ihnen. Da war ich aber noch in der Grundschule. Das Interesse an ihrer Musik habe ich aber in all den Jahren nicht verloren. Noch immer höre ich mir regelmäßig ihre alten Werke an und schöpfe daraus viel Inspiration für mich selbst und die eigene Arbeit.
Ernst: Für mich gehörten Speedy J und Logotech zu denen, die mich am meisten inspirierten, als ich begann, mich eingehender mit Techno zu beschäftigen. Beide verkörpern diesen druckvollen und düsteren Sound – obgleich sich der Output von Logotech mittlerweile verändert hat. Außerdem begeisterten mich die Produktionen von Gary Beck. Sein Sound ist sehr professionell und groovy. Eine Spielart, die sich zuweilen auch in unseren Sets wiederfindet.

Ihr habt euch zusammengetan, viel gearbeitet, gespielt, produziert und veröffentlicht. Doch das war noch nicht genug – ihr wolltet euer eigenes Label.

Bo: Ich denke, viele Künstler möchten ihre eigene Plattform allein schon deshalb, weil das ein starkes Marketing-Tool ist. Doch abgesehen davon verschafft es einem Überblick und Kontrolle über Releasepläne oder andere organisatorische Dinge. Uns liegt außerdem viel daran, künstlerisch frei und flexibel arbeiten zu können.

Und auf diesem Label Collision erscheint nun auch das Album „5 years off“. Welcher Gedanke verbirgt sich denn hinter diesem Titel?

Bo: Es war uns sehr wichtig, dass das erste Release ein großes wird. Deshalb entschieden wir uns für das Doppel-Vinyl mit acht Original-Mixen. Der Titel selbst ist ja relativ kurz, doch wir verbinden damit eine ganze Menge. So wurde das Album mit neuen und frischen Tracks bestückt, aber auch mit bisher unveröffentlichten Arbeiten, die sich in den letzten fünf Jahren angesammelt und bewährt hatten. Für uns beide war das eine sehr ereignisreiche und intensive Zeit, die ihre Spuren hinterlassen hat. Der Albumtitel ist außerdem ein kleiner Fingerzeig auf eines meiner liebsten Underworld-Alben.

Inspiration für das Album hattet ihr durch eure bisherigen Erlebnisse also genug.

Bo: Inspiration ist eine sehr elementare Sache, die sich im wahrsten Sinne überall finden lässt. Jedoch ist das auch eine Sache der Einstellung und Denkweise. Wenn man sich zu sehr in eine Sache verstrickt, lohnt es sich oftmals, Abstand zu nehmen und abzuwarten, was passiert. Kreativität und Inspiration sind von der Stimmung abhängig. Wenn dir also danach ist, Musik zu machen, wird sich auch die Kreativität auf natürliche Weise einstellen. Auch wir versuchen, das im Studio umzusetzen und unnötigem Druck aus dem Weg zu gehen. Es gibt also auch keine bestimmte Strategie und kein Schema F, nach dem wir unsere Tracks produzieren.

Was zeichnet gute Musik in euren Augen aus? Was ist dazu nötig?

Bo: Als wir anfingen, zusammen Musik zu produzieren, hatten wir lediglich ein halbwegs funktionierendes Keyboard, das wir für wenig Geld gebraucht gekauft hatten, billige Kopfhörer und einen Computer mit Windows XP. Wir sind davon überzeugt, dass man den Fokus auf die Ideen in seinem Kopf legen sollte und nicht zu sehr auf das Equipment, das man scheinbar dafür braucht. In keinem Genre wuchsen die großen Künstler bisher in einem voll ausgestatteten Studio auf. Van Halen zum Beispiel, der wohl zu den besten Gitarristen überhaupt zählt, hat sich seine Gitarre aus billigen Einzelteilen selbst gebaut und noch heute, 40 Jahre später, versuchen Leute, seinen Sound zu reproduzieren.

Aber kommt man denn heute noch weit nur mit der passenden Idee, jedoch ohne Netzwerk, ohne Fähigkeiten im Marketing oder Projektmanagement?

Bo: Unserer Meinung nach reicht es aus, gute Musik zu produzieren und eine starke Performance im Club abzuliefern. Man muss kein richtiger Geschäftsmann sein, um es in dieser Musikszene weit zu bringen. Nichtsdestotrotz ist es von Vorteil, wenn man es versteht, sich zu organisieren. Und natürlich werden sich ein gut gepflegtes Netzwerk sowie Marketingkenntnisse auszahlen, wenn man neben dem Auflegen auch noch ein Label etablieren möchte oder Partys organisiert. Unsere Erfahrung hat uns jedoch gezeigt, dass all diejenigen, die mehr Geschäftssinn besitzen als Leidenschaft für die Musik, es schwerer haben und sich schneller zurückziehen als Musiker mit geringeren wirtschaftlichen Kenntnissen.

Verratet uns doch abschließend, was bei euch sonst noch auf dem Plan für 2016 steht?

Bo: Wir arbeiten momentan am Konzept und an den Möglichkeiten für Collision-Labelnächte in Deutschland. Davon abgesehen haben wir natürlich noch einige weitere Veröffentlichungen auf dem neuen Label in der Pipeline, die nur darauf warten, an den Start gebracht zu werden. Für die Zeit nach dem Sommer ist außerdem ein weiteres „Niereich vs. Hackler & Kuch“-Release vorgesehen. Studio-Termine sind gemacht, wir sind gespannt!

Aus dem FAZEmag 054
Text: Gutkind