Hardwell: neue Wege – das Interview

Hardwell: neue Wege – das Interview

 

 

Für viele war Hardwell der personifizierte EDM-Sound. Hörte man den Namen Hardwell, hatte man sofort die Bilder riesiger Mainstages vor dem geistigen Auge – mit dem niederländischen DJ und Musikproduzenten live on Stage, einer bombastischen Pyro-, Licht- und Lasershow. Und natürlich mit zehntausenden Fans in der Crowd. Der Sound: Bigroom, melodisch, fast forward, massenkompatibel. Dann: der Break. Vier Jahre zog sich Robbert van de Corput aus dem Musikbusiness zurück. Doch jetzt das Comeback. Mit einem – wenn man so will – musikalischen Facelifting. Denn Hardwell hat sein Sound-Konzept überarbeitet, ja, sogar neu erfunden, könnte man sagen. Techno, Electro, House. Zwischendurch mal ein Bigroom-Banger. „Openminded“ – so nennt Hardwell seine neue stilistische Ausrichtung. Zu hören auf dem Album „Rebels Never Die“, das diesen September erscheinen wird. Wir hatten aber schon im Vorfeld die Möglichkeit, mit dem internationalen Superstar zu reden. Über die Hintergründe seines Comebacks, über den Erfolgsdruck, über Avicii, über die deutsche Fanbase – und natürlich über sein neues Album. Please welcome: Hardwell.

 

 

Es war Ende März, als wir auf unserer Website über dein Comeback berichtet haben – im Rahmen des UNTOLD Festivals. Dort bist du Anfang August aufgetreten. Die allererste Performance nach deiner vierjährigen Pause hattest du aber schon. Bei welcher Veranstaltung? Und wie war es, nach dieser Zeit wieder live auf der Bühne zu stehen?

Zunächst einmal vielen Dank für den Support bei meinem Comeback. Also, meine Rückkehr-Show war ein spezielles Mainstage-Set beim Ultra Festival in Miami im März. Ich spielte das Abschluss-Set des Festival-Wochenendes und konnte die Fans in der Menge und die, die über den Livestream zugeschaltet waren, überraschen. Vor der Show, kann ich ehrlich sagen, war es einer der nervenaufreibendsten Momente meines Lebens, weil ich diese völlig neue Show und diesen neuen Sound hatte, den die Fans noch nie zuvor von mir gehört hatten. Es war also nicht nur ein überraschendes Comeback-Set, sondern auch ein völlig neuer Hardwell, den sie zum ersten Mal erleben sollten. Aber nach den ersten paar Tracks legte sich die Nervosität und ich fand es toll. Ich habe es wirklich verdammt geliebt. Es war eine so emotionale Erfahrung, sich wieder mit den Fans zu verbinden.

 

 

Wie hast du die letzten vier Jahre verbracht und wie hat es sich angefühlt, nicht mehr im Musikgeschäft präsent zu sein?

Am Anfang war es seltsam, denn seit ich 14 Jahre alt war, kannte ich nur mein Leben als Künstler. Aber nach einer Weile fühlte es sich gut an, in eine Routine des Musikmachens zu verfallen. Ich brauchte diese Freiheit im Studio und in meinem täglichen Leben, um den Druck abzubauen und neue Ideen zu entwickeln. Ich wollte mich als Produzent verbessern, was, wie jeder Künstler sagen wird, eine nie endende Reise ist. Es war auch eine Chance, mir eine Auszeit zu gönnen. Mehr Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen, meinen Geist und Körper wieder in Form zu bringen und mich dem Studio zu widmen.

 

 

Wenn ich mir deinen Terminkalender anschaue, dann ist er ziemlich voll, was internationale Festivals angeht. Du gehst sogar mit deiner neuen Show „Rebels Never Die“ auf Welttournee. Was ist das Konzept dahinter?

Ich habe mir eine Auszeit vom Touren genommen, nicht von der Musik. Und als es Zeit für mich war zurückzukehren, wollte ich mit etwas Frischem zurückkommen und es wieder in großem Stil machen. „Rebels Never Die“ ist ein Albumkonzept, das heute das neue Kapitel meiner Laufbahn darstellt. Ich wollte nicht einfach mit demselben Sound zurückkommen, sondern den Fans etwas Neues bieten. Dieses Mal sollte die Musik frei von jeglichem Druck sein und mir erlauben, den Fans zu zeigen, wer ich wirklich bin. Das gilt auch für die Show rund um die Musik. Deshalb spiele ich im Rahmen dieser Welttournee nur auf fünf Festivals, um sie exklusiv zu halten – denn diese Tournee hat eine ganz besondere Bühne mit eigener Produktion, Licht und visuellem Design, an der ich und mein Team lange gearbeitet haben und die wir zusammengestellt haben. Es ist mir also wichtig, es exklusiv zu halten, weil es ein einzigartiges Konzept ist, das als völlig eigene Show konzipiert wurde.

 

 

Deine Fans warten sicher schon sehnsüchtig auf den neuen Sound. Kannst du deiner deutschen Fangemeinde gute Neuigkeiten bezüglich neuer Produktionen oder gar eines neuen Albums mitteilen?

Ich habe mich für eine Waterfall-Veröffentlichung für das „Rebels Never Die“-Album entschieden. Ich habe das Album seit meiner Show bei Ultra Miami immer wieder gespielt. Es war mir wichtig, nicht nur mit einem neuen Sound zurückzukommen, sondern den Fans auch eine neue Show zu bieten, die nur aus meiner eigenen Musik besteht. Also machte es am meisten Sinn, das Album auf diese Weise zu veröffentlichen. Es gibt noch eine Handvoll Singles, die offiziell veröffentlicht werden sollen, und das komplette Album wird im September erhältlich sein.

 

 

Kanada, Brasilien, Spanien, UK, USA … Du kommst aber auch für einen Gig nach Frankfurt. Dort spielst du in einer sehr edlen Location: in der Festhalle. Hier passen etwa 10.000 Leute rein – ein eher kleiner Veranstaltungsort, denn normalerweise performst du auf den großen Mainstages dieser Welt … was bedeutet es, dort aufzulegen?

Deutschland ist ein Land, in dem ich seit vielen Jahren spiele, und es ist auch ein großes Land mit tollen Fans, also gefiel mir die Idee, auf dieser Tournee mehr als eine Show dort zu spielen. Das erste Ziel der Tour ist der Norden, wo ich am 21. Oktober in Hamburg spiele, und einen Monat später bin ich in der Frankfurter Festhalle. Das war ein guter Ort, um die Fans aus anderen Regionen des Landes zu erreichen, aber auch die Fans in den Nachbarregionen.

 

 

Du hast kürzlich recht offen über die Hintergründe des Todes von Avicii gesprochen. Wie gehst du persönlich mit dem Druck um, so erfolgreich zu sein?

Die Musik war schon immer meine Zuflucht vor dem Druck des Lebens. Sie ist das, was sich für mich am natürlichsten anfühlt und etwas, mit dem ich immer ausdrücken kann, wie ich mich fühle. Ich mache viel Musik, die die Fans noch nie in meinen Sets gehört haben oder die nie veröffentlicht wurde, sondern einfach nur zum Spaß oder was auch immer. Das ist meine Art, meine Gefühle loszulassen. Auch abseits der Musik ist es wichtig, sich um seine Gesundheit und seine innere Einstellung zu kümmern. Ob man sich nun einen Film ansieht, mit Freunden chillt oder einfach nur Urlaub macht – all das hilft, das Gleichgewicht im Leben zu halten.

 

 

Ich habe dich persönlich vor ein paar Jahren bei der World Club Dome Winter-Edition in Gelsenkirchen gesehen, als du eine DJ-Solo-Show vor 45.000 Leuten gespielt hast. Beschreibe doch mal unseren Leser*innen, die noch nie auf so einer großen Bühne standen: Wie fühlt es sich an, wenn 45.000 Fans zu deiner Musik feiern?

Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten, weil es so schwer ist, in Worten zu beschreiben, wie es sich anfühlt. So viele Menschen vor sich zu haben, die singen und auf deine Musik reagieren, ist ein intensives, surreales Gefühl. Es ist wie eine Elektrizität, die durch deine Adern fließt und dich genau in diesen Moment versetzt. Es gibt kein vergleichbares Gefühl auf der Welt. Ich erinnere mich an diese Show, weil die Menschenmenge in der Halle an diesem Tag riesig war, es war so ein besonderes Ereignis, der erste Künstler zu sein, der das in Deutschland macht. Das hat das Ereignis noch verstärkt. Die Nerven, die Aufregung, die Menge, all das macht die Magie der Show aus.

 

 

Was steht als nächstes für Hardwell an?

Im Moment liegt mein Fokus auf dem „Rebels Never Die“-Album und den anstehenden Terminen der Welttournee. Ich freue mich darauf, im Oktober für eine Show in Hamburg und am 26. November in Frankfurt wieder nach Deutschland zu kommen. Außerdem freue ich mich darauf, nach Ibiza und zum Creamfields zurückzukehren und im September wieder für eine Nordamerika-Tournee auf Reisen zu gehen. Es folgen einige weitere Shows in Europa, bevor es nach Asien geht. Die Fans können die vollständige Liste der verbleibenden Termine auf meiner Website www.djhardwell.com checken.

https://www.djhardwell.com/tourdates