Ende 2011 veröffentlichte Komponist und Pianist Volker Bertelmann sein neuestes Hauschka-Album „Salon des Amateurs“. Rund ein Jahr später steht nun eine Remix-Version der darauf zu findenden Stücke via Fat Cat/Rough Trade bereit, für das er Artists wie Ricardo Villalobos & Max Loderbauer, Matthew Herbert, Vladislav Delay und Michael Mayer gewinnen konnte. Die Idee hierzu entstand bereits während der Produktion des Originals, berichtet der Düsseldorfer Künstler im Interview.
„Ich bemerkte, dass sich das ‚Salon des Amateurs‘-Album eher abstrakt gestaltet. Daraufhin hatte ich den Wunsch, Musiker und DJs zu fragen, ob sie cubtaugliche und/oder elektronische Remixes machen können.“ Die Auswahl der nun auf der CD vertretenen Künstler entstand in Zusammenarbeit mit Fat Cat-Mann Dave Howell, eine genaue Vorstellung vom jeweiligen Ergebnis hatte Hauschka dabei nicht. „Ich habe eigentlich gar keinen Anspruch an einen Remix, sondern eher an die Person, die ihn macht. Wenn ich jemanden frage, ist er ja dafür verantwortlich, mit welchem künstlerischen Output er oder sie in Verbindung gebracht werden möchte. Deshalb hört man bei einigen Remixen so gut wie nichts vom Original. Ich empfinde das als ein Statement, und es gefällt mir ebenso wie der Remix im klassischen Sinn.“ Schon Volkers eigene Kompositionen sind einem dauernden Entwicklungsprozess unterworfen. „Ich brauche immer Zeit, um zu beurteilen, ob etwas gut ist. Wenn ich gerade komponiere, ist es wie eine Materialanhäufung, und mir fehlt oft die Distanz. Wenn alle Stücke ca. 20 Durchläufe bestanden haben – mit immer kleinen Korrekturen – dann sind sie fertig für ein Album. Bei der Zusammenstellung können dann noch mal einige rausfallen.“ Für Hauschka ist das Komponieren von Musik, der kreative Prozess an sich, eine Kombination aus Weltaneignung und Eskapismus. „Musikmachen ist eine Art Realitätsflucht, die ich aber für mein Leben brauche. Wenn ich am Klavier komponiere, bin ich in einem eigenen Raum. Auf der anderen Seite ist das Live-Konzert so real wie selten etwas. Es gibt eine unmittelbare Verbindung zwischen mir und den Menschen im Auditorium. Das ist toll.“
Volker Bertelmann kann ohne Skrupel in einer Reihe mit Komponisten wie Steve Reich, John Cage oder Philip Glass genannt werden. Künstler, die auch seine Arbeit beeinflusst haben? „Steve Reich gefällt mir sehr. Seine Kompositionen sind sehr kraftvoll und hypnotisch, und er ist darüber hinaus ein toller Mensch. John Cage ist mir vor allem wichtig in Bezug auf meinen Blick auf die Definition von Musik. Seine Anschauungen haben mir sehr geholfen, das, was ich mache, einzuordnen. Mich haben aber auch Leute beeinflusst wie Pharrell, die Neptunes, Aphex Twin, Mouse on Mars, Múm und Sigur Rós, Michael Mayer, Thomas Fehlmann, Robert Lippok, Stefan Schneider, John Adams, Oval, Wunder etc.“ Volker hat neben der Musik noch zahlreiche andere Projekte, die ihn beschäftigen – von Theater über Film und Kunst bis Tanz. Was also erwartet uns von Hauschka im Jahr 2013? „Ich arbeite gerade an zwei amerikanischen Filmen, die noch im Anfangsstadium sind. Außerdem arbeite ich an einem Tanzprojekt und habe eine CD mit afrikanischen Musikern aufgenommen, die 2013 hoffentlich veröffentlicht wird. Ich habe eine Einladung nach Boston zum MIT, wo ich ein Vorlesung halten werde. Und es gibt zwei geplante USA-Touren und natürlich weitere Hauschka-Konzerte. Im November veranstalte ich ein Festival mit vielen Freunden zusammen in Düsseldorf. Und wer weiß, vielleicht kommt noch mehr dazu.“
FAZEMAG 010/12.2013