Im Studio mit Florian Meindl

Die Entstehung des Debütalbums „Waves“

Das Album „Waves“ ist über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden, intensiv daran gearbeitet habe ich jedoch nur die letzten zehn Monate. Anfangs wollte ich ein Konzeptalbum mit einem interessanten Thema machen, etwas Technikaffines, habe aber schnell gemerkt, dass ich mich lieber erstmal als vielseitiger Produzent beweisen will mit verschiedenen Stilistiken, aber doch mit Schwerpunkt 4/4-Beat. Es gab einen Moment, in dem es „Klick“ machte und ich bemerkte, dass ich all die Dinge, die ich bisher gemacht hatte, zu einem großen Ganzen zusammenfügen konnte — all die technischen Dinge, so wie die musikalischen Einflüsse. Diesen Moment habe ich sogar in einem Album Stück namens „It’s All Making Sense Now“ verewigt.

Die Studio-Akustik ist mir sehr wichtig, deshalb habe ich mir unter anderem einen Diffusor berechnet und gebaut — in Kombination mit den Bullfrog-Lautsprechern und Akustik-Absorbern ergibt das eine perfekte Kombination!

Meine Herangehensweise hat viel mit sogenannter „Arbeitsteilung“ zu tun. Ich versuchte zum Beispiel, keine Zeit mit Sounddesign zu verschwenden, wenn ich eine musikalische Idee habe. Deswegen teilte ich die Albumproduktion in verschiedene Sessions ein. Zuerst Synth-Presets erstellen, dann an einem anderen Tag nur Beat-Loops etc., bis ich einen riesigen Pool an eigenen Sounds hatte — wie gesagt, wenn man dann Melodien komponiert und Ideen zu Aufbau oder Effekte hat, sind all diese Sounds schon griffbereit, und bei einem großen Pool ist fast immer etwas Passendes dabei. Ich verwende hauptsächlich Native Instruments‘ MASCHINE, um Beats zu erstellen — mit der Emulation der verschiedenen MPCs in Kombination mit der 50% Quantize Funktion bekommt man wirklich groovige Beats hin. Für Synths nehme ich zum Großteil den Virus TI Desktop. Ich möchte besonders den Klang des Reverbs hervorheben und das Tape Delay. Auch die Verarbeitung und das Handling finde ich sehr gut.
Ich muss dazusagen, dass ich das schon etwas routinierter mache, weil ich mein eigenes Loops & Samples Label namens Riemann Kollektion betreibe und regelmäßig meine Sound Library zur Verfügung stelle. Viele Loops und Sounds, die ich für „Waves“ verwendet habe, sind also oder werden bald auf den Riemann Kollektionen erhältlich sein. Ich finde es einfach effizient, die eigenen Sounds anderen Produzenten zu verkaufen, denn mit Musik-Downloads selbst verdient man, dank der Leute, die nichts für Musik zahlen wollen, oft nicht einmal genug, um die Kosten decken zu können. Eigentlich ein Skandal, aber man gilt ja als „uncool“, wenn man die Meinung vertritt, dass Musik etwas wert ist – so weit sind wir schon. Die, die am lautesten für die „Gratiskultur“ schreien sind oft die, die absolut keine Ahnung haben, wie viel Arbeit, Zeit und Geld es kostet, auf Dauer gute Musik zu machen.

Zurück zum eigentlichen Thema. Als ich für einen Gig in Basel war, sagte mir Steve Cole, dass ich mir unbedingt das sogenannte Neopren Box Studio ansehen sollte — er hat mit Philippe Alioth und ein paar Freunden, eine große Synth-Sammlung zur Verfügung mit einer Vielzahl von modularen Systemen, teilweise schon 30 Jahre alt. Dieser Empfehlung folgte ich natürlich mit hohem Interesse, und was ich dort sah, übertraf meine Erwartungen bei Weitem.. Es bringt nichts, aufzuzählen, was sie alles dort haben, es ist besser man fängt mit dem an, was sie nicht haben.
Wie man auf den Fotos erkennen kann, fehlt es hier an nichts und deswegen hatte ich sofort die Idee MIDI Files von meinen Tracks zu schicken, die dann Steve mit seinem Kollegen Philippe nachspielt und aufnimmt. Genau das haben wir auch gleich mit vier von meinen Albumtracks getestet, und das Resultat was erstaunlich gut. Bei „Monochord of Creation“ ist z.B. der Memory Moog zu hören. Vielleicht wird es sogar einen Service von ihnen geben, der sich MIDI 2 Analogue nennt — ich finde das sehr toll, weil man vielleicht selbst den Platz und das Geld für diese analogen Schätze nicht hat, und weil die beiden die MIDI-Datei immer etwas anders interpretieren als man es selbst macht und deswegen etwas Überraschendes herauskommen kann. Meiner Erfahrung nach ist es am besten, am Ende den digitalen Synth mit dem Analogen zu mischen, so hat man etwas Noise und Pitch-Schwankungen vom analogen Synth, aber auch die Genauigkeit und Klangfarbe vom digitalen — eine gute Mischung, wie ich finde!

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