Inklusion an der Tür: Tresor-Türsteher sitzt im Rollstuhl

Mike Ruppert erfüllt alle Anforderungen an einen Türsteher in einem Berliner Technoclub: Er kann sich auf Knopfdruck größer machen, deeskalieren und notfalls auch durchsetzen. Dabei sitzt er im Rollstuhl – eine Folge seiner Skoliose und Tetraspastik, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt entstanden ist. Gegenüber Zeit Online hat er Einblicke in seine Arbeit geschildert.

Im Gespräch mit Zeit Online beschreibt Tresor-Betreiber Dimitri Heggemann eine Situation, in der sein Team mit einer alkoholisierten Frau an der Tür nicht weiterkam. Mike habe die Situation übernommen, sei mit seinem Rollstuhl auf Augenhöhe gefahren und habe ihr ruhig erklärt, warum sie nicht eintreten könne. Das Problem sei damit sofort gelöst gewesen. Er könne den Job machen, brauche jedoch Arbeitgeber, die ihm das zutrauen. Dass Mike Ruppert als Türsteher arbeiten kann, ist dabei längst rechtlich abgesichert. Seit 2016 verpflichtet das Bundesteilhabegesetz Unternehmen dazu, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Durch seinen Job sei er mittlerweile finanziell unabhängig und nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen, erklärt Ruppert. Um im Sicherheitsgewerbe tätig zu sein, habe er die erforderlichen Zertifikate erworben und sei im Bewacherregister eingetragen. Über gelungene Teilhabe sagt er: „Ein Betrieb muss sich dafür entscheiden, einen behinderten Mitarbeiter einzustellen – und braucht dann dafür auch einen barrierefreien Arbeitsplatz, eine Toilette.“

Neben guter Kommunikation und psychologischem Feingefühl sei in seinem Job vor allem Durchsetzungsvermögen entscheidend. Für Ruppert kein Problem – allein sein Rollstuhl bringe rund 150 Kilogramm auf die Waage. Mittlerweile arbeitet Mike nicht nur im Tresor, sondern auch bei Konzerten, Fußballspielen und anderen Veranstaltungen, wo Sicherheitspersonal benötigt wird.

Den Begriff Inklusion finde er persönlich nicht besonders wichtig – er wolle einfach das tun, was er sich vorgenommen habe. Denn Teilhabe bedeute auch, sich nicht ständig für das rechtfertigen zu müssen, was man sein möchte.

Quelle: Zeit Online

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