
Manchmal braucht es nur den richtigen Moment, um eine künstlerische Verbindung zu entfachen. Für Julien und Vivien begann alles 2009 in Paris, bei einer DJ-Coaching-Session. „Wir haben uns sofort verstanden“, erinnert sich Vivien. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine musikalische Partnerschaft, die nun als Jackinjesterz Gestalt annimmt. Ihr Sound bewegt sich zwischen kraftvollem Melodic-Techno und cineastischen Klanglandschaften – eine Fusion, die nicht nur auf dem Dancefloor funktioniert, sondern auch wie ein Soundtrack für innere Bilder wirkt.
Julien blickt dabei auf eine lange Historie zurück: „Ich habe Ende der Neunziger angefangen aufzulegen, inspiriert von der French-Touch-Ära – Daft Punk, Cassius, Dax Riders.“ Während er zunächst Hip-Hop- und Funk-Platten auflegte, zog es ihn schnell in Richtung Melodic-House. Vivien wiederum entdeckte früh das Produzieren, geprägt von Deep- und Tech-House. Zusammen vereinten sie ihre Erfahrungen zu einer klaren Vision: Musik mit Identität, die Emotion und Rhythmus gleichwertig trägt.
Ein Begriff taucht im Gespräch immer wieder auf: Storytelling. Für Julien ist jeder Track „wie eine Szene mit Spannung, Atempausen und einem Höhepunkt“. Vivien ergänzt: „Wir bauen Stücke wie Filme – mit Texturen, Stille, Struktur. Es geht darum, ein vollständiges Eintauchen zu ermöglichen.“ Genau diese Herangehensweise macht ihre Produktionen unverwechselbar: Jackinjesterz komponieren nicht nur für den Club, sondern auch für das Kopfkino. Ihr Debüt-Release „Jesterland“, das am 26. September auf Dear Deer White erschien, begreifen beide als eine Art künstlerisches Manifest. „Es ist kraftvoll, melancholisch, rhythmusgetrieben – und hat eine starke visuelle Identität“, so Julien. Vivien weist auf den Produktionsprozess zwischen Paris und Marseille hin, bei dem häufig ein Wort, ein Gefühl oder ein Bild den Ausgangspunkt bildete. So entstanden narrative Tracks, die den Club als Bühne nutzen, aber über ihn hinausweisen.
Die Referenzen des Duos reichen von Tale of Us, ARTBAT, Bodzin und Adriatique bis hin zu Filmkomponisten wie etwa von Hans Zimmer oder elektronischen Pionieren wie Moderat. Julien zieht außerdem Inspiration aus den Welten von Denis Villeneuve: „dieses Sci-Fi- und Cyberpunk-Feeling“. Vivien führt Sounddesign in Filmen und Games, aber auch Acts wie Agents Of Time, Recondite oder Massano an. Gemeinsam suchen sie nach Sounds, die emotional berühren und körperlich wirken: Musik, die Gänsehaut und Groove zugleich erzeugt. Besonders ambitioniert wirkt das Projekt SkySens, das die Grenzen klassischer Clubperformances sprengt. Gemeinsam mit dem französischen Künstler Gabriel Yung entwickeln Jackinjesterz ein Live-Format mit Drohnenaufnahmen, immersiven Masken für das Publikum und großflächigen Projektionen. „Das Auge der Drohne verbindet Künstler, Publikum und den Raum über ihnen“, erklärt Yung. Für Julien und Vivien bedeutet das, ihr musikalisches Universum in eine multisensorische Erfahrung zu erweitern – vom Track zum Gesamtkunstwerk.
Mit „Jesterland“ setzen Jackinjesterz nun einen ersten offiziellen Meilenstein. Doch für die beiden ist es nur der Anfang: Weitere Tracks sind fertig, neue Kollaborationen in Planung, und die Suche nach Partnern für Management und Booking läuft. „Jackinjesterz ist mit Geduld und Absicht gebaut“, sagt Vivien. „Jetzt sind wir bereit, das Projekt auf die nächste Ebene zu bringen.“
„Jesterland“ ist am 26. September via Dear Deer White erschienen.
Aus dem FAZEmag 164/10.2025
Text: Hugo Slawien
www.deardeermusic.com