Kann KI eine Gefahr für Komponisten werden?

Kann KI eine Gefahr für Komponisten werden?

Ist es erlaubt, Künstliche Intelligenz – KI – mit Werken zu trainieren, die urheberrechtlich geschützt sind? Eine Frage, die gerade in England gerichtlich behandelt wird – in der EU gibt es bereits eine Antwort.

In der EU ist die Rechtslage bereits klar

Elton John, Dua Lipa und Ed Sheeran haben ein Album veröffentlicht, auf dem nichts zu hören war. Ihre Art, Protest auszudrücken, wenn es um ein geplantes Gesetz der britischen Regierung geht, das davon handelt, dass der Musikschaffende aktiv widersprechen muss, sofern er dagegen ist, dass mit seinen Werken die KI trainiert wird.

Die KI, Fluch und Segen zugleich? Tatsächlich hat die KI in den letzten Jahren viele Branchen nachhaltig verändert. So beispielsweise den Bereich des Gamings. Nicht spielbare Charaktere reagieren so realitätsnah wie noch, auch gehen sie auf die Handlungen und Entscheidungen des Spielers ein. Der Kundendienst im Online Shop wird von einem Chatbot betreut und erst dann, wenn der Chat Bot keine Idee mehr hat, schreitet der menschliche Support ein. Auch im Online Glücksspiel hat sich die KI in den Mittelpunkt gedrängt: Viele Online Casinos werden ohne eine Sperrdatei auskommen können, weil hier die KI erkennt, ob der Spieler ein auffälliges Spielverhalten zeigt oder nicht. Mitunter kann so direkt von der KI eingegriffen werden. Aber auch spezielle Bonusangebote kann die KI schaffen, die dann extra auf das Spielverhalten angepasst ist – wer dann gerne Roulette spielt, erhält in erster Linie Angebot für Roulette. Genau jene nachhaltigen Veränderungen sind es, die der Musikbranche – allen voran den Komponisten – Sorge bereiten.

Doch was in Großbritannien erst diskutiert wird, ist in der EU bzw. in Deutschland schon längst die Realität. Das heißt: Der Urheber des Werks muss aktiv widersprechen, wenn er nicht will, dass die KI seine Werke zu Trainingszwecken zur Verfügung gestellt bekommt. In den letzten Monaten hat die GEMA zwei Klagen eingereicht, in denen KI-Tools mit GEMA-pflichtigen Werken trainiert worden sind. Kai Welp von der GEMA: „Es darf nicht sein, dass Produkte hergestellt werden, die den menschlichen Produkten Konkurrenz machen, das kann man dann natürlich nicht mehr hinnehmen“. Vor allem auch deshalb nicht, weil es um viel Geld geht. Von Seiten der GEMA geht man davon aus, dass die generative KI durchaus das Potenzial hat, rund ein Drittel der urheberrechtlichen Erträge zu beseitigen.

 

KI als Unterstützung wahrnehmen, nicht als Ersatz sehen

„Die ganze Musikgeschichte besteht daraus, dass man Dinge aufgreift und weiterentwickelt. Und ich habe davor auch keine Angst. Ich finde Klauen kann nur denjenigen gefährlich werden, die ihre eigene Musik labeln“, so die Komponistin Isabel Mundry auf die Frage, ob die KI-generierte Kunst dem Menschen das Handwerk wegnehmen darf.

Es geht in erster Linie um Klangeffekte. Erkennt man einen Effekt, der stark an sein künstlerisches Schaffen erinnert, fühlt man sich mitunter schnell betrogen. Wenn jedoch die KI Teile von ihr nimmt, damit was Anderes damit gemacht wird, ist es für die Komponistin in Ordnung.

Der Komponist Leon Zmelty, eine Generation jünger als Mundry, hat bereits für ein Projekt der Münchner Philharmoniker ein Klavierkonzert mit KI komponiert. Er weiß: KI mag unterstützend sein, dennoch braucht es noch viel menschliches Gehirn, damit am Ende des Tages etwas Hör- und auch Spielbares herauskommt. Zmelty will auch eine Pauschale als Vergütung, wenn seine Werke verwendet werden, um KI zu trainieren.

 

Komponisten haben keine Sorge, ersetzt zu werden

Ein Vorschlag, den die GEMA als Ziel anstrebt. „Wir haben ein Lizenzmodell aufgestellt, bei dem wir jedem Dienst eine Lizenz verkaufen würden, um unser Repertoire zum Training zu nutzen. Das ist unser Ziel“, so Kai Welp. „Wir müssen unser Verhältnis zu KI und Musik neu denken, ganz abgesehen vom Urheberrecht und der Vergütung“.

Am Ende wird es auch um die Frage gehen, wie von Seiten der KI die menschliche Seele berührt werden kann. Vor allem, wie wird sich die Kunst in weiterer Folge verändern können? Können Komponisten tatsächlich „aussterben“? Diese Sorgen haben Zmelty und Mundry übrigens nicht.