Kavinsky ist zurück! Der französische Electro- und Synthie-Pop-King meldet sich neun Jahre nach seiner famosen „Outrun“-LP mit seinem zweiten Studioalbum namens „Reborn“ zurück, das, wie zu erwarten, groß aufhorchen lässt – in der Musiklandschaft, aber vor allem in unseren Ohren. Wer mit Vincent Belorgey – so sein bürgerlicher Name – vertraut ist, wird wissen, wie sehr seine Musik vom Kino inspiriert ist und wie hervorragend sie mit dem Cineastischen zusammenspielt. Das hat Kavinsky allen voran im Jahr 2010 mit seiner Single „Nightcall“ unter Beweis gestellt, die eine tragende Rolle im Soundtrack des mit einem Grammy nominierten Meisterwerks „Drive“ (2011) von Nicolas Winding Refn spielte. Dass die vorab erschienene und auf „Reborn“ zu findende Album-Single „Zenith“ Erinnerungen an „Nightcall“ wach werden lässt, ist entsprechend keine große Überraschung. Und dennoch klingt das Gesamtpaket „Reborn“ anders als sein Vorgänger – intimer und klanglich noch monumentaler.
Die LP ist zwar eindeutig von den für Kavinsky so typischen theatralischen Synthie-Pop-Landschaften – stets eindringlich und visuell faszinierend – geprägt, doch während der 46-Jährige „Outrun“ quasi im Vollgasmodus produzierte, ließ er sich für „Reborn“ mehr Zeit, um zeitloser zu wirken und mehr Raum für musikalische Raffinessen zu schaffen. Experimente mit Equipment und Instrumenten, aber auch mit seinen Feature-Künstler*innen standen dabei auf der Agenda, die im Motorbass-Studio des verstorbenen Electro-Pioniers Philippe Zdar zu Audiogold geformt wurden und letztlich Kavinskys Wiedergeburt einleiteten.
„Nach dem plötzlichen Erfolg von ,Nightcall‘ hatte ich eigentlich keine Lust, wieder etwas aufzunehmen. Ich ging zwei Schritte zurück und begann mir vorzustellen, was ich danach aufnehmen würde, in meinem eigenen Tempo. Die Pause erlaubte es den Leuten, mich für eine Weile zu vergessen, sodass ich, wenn ich mich wieder bereit fühlte, vielleicht neue Dinge ausprobieren konnte.“ – Kavinsky
Wie eingangs erwähnt, bietet „Reborn“ auch tiefere Einblicke in die Obsessionen des Franzosen, mal düster und melancholisch, mal fröhlich-erquickend und mal einfach nur episch, wie in „Trigger“. In diesem Track kommt wieder einmal Belorgeys Vorliebe fürs Kino zum Vorschein, wenn dramatische Geigen, dröhnende Synthesizer, breite Klavierakkorde und ein erhebender Chor Arm- und Nackenhaare aufsträuben lassen. Für die Übertragung seines unverwechselbaren Synthwave-Sounds in ein neues Jahrzehnt hat sich Kavinsky indes eine Brigade an hochtalentierten Sängern und Sängerinnen ins Boot geholt, wie etwa die The-Dø-Frontfrau Oliva Merilahti (alias Prudence) und den ehemaligen Justice-Sänger Morgan Phalen, die in „Zenith“ ein furioses Gesangsduett abgeben und in Verbindung mit der Gitarrenhook, dem verzerrten Lead-Sounds und den Keyboard-Crescendos an das bereits erwähnte Meisterstück „Nightcall“ (übrigens mitproduziert von Daft Punks Guy-Manuel de Homem-Christo) erinnern lassen. Großartig ist auch die Zusammenarbeit mit Cautious Clay an „Renegade“, das uns mit Clays genialer Stimme, einer messerscharfen Bassline und melodischen Arpeggios begeistert. „Der Track kommt gepaart mit Superhelden-inspirierten Visuals, die dich süchtig machen, während du die brodelnden Unterströmungen seiner musikalischen Unterwelt konsumierst“, befand etwa das Musikportal „Earmilk“. Besser kann man die Vibes wohl nicht beschreiben. Willkommen zurück, Kavinsky, schön, dich wieder bei uns zu haben.
„Reborn“ ist am 25. März via Record Makers erschienen.
Aus dem FAZEmag 122/04.22
Text: Milan Trame
Credit: André Chemetoff
www.kavinsky.com