Kid Koala – Spiel & Spaß

Foto: CM

Kid Koala – passender wäre wohl der Name Kid Cangaroo gewesen, denn die Art und Weise, wie Eric San seit nunmehr 30 Jahren unbefangen zwischen Electronica, Hip-Hop, Ambient, Alternative, Blues & Co. hin und her hüpft, erinnert dann doch eher an das sprunghafte Wesen der Beuteltiere, als an die gemächliche Gangart ihrer Kontinent-Mitbewohner.  Sei’s drum. Name hin oder her, jener Kid Koala, der auf ein schier unbegrenztes Portfolio an virtuosen Fähigkeiten zurückgreifen kann, hat es wieder einmal getan und schickt mit „Creatures Of The Late Afternoon“ sein mittlerweile neuntes Studioalbum ins Rennen. Nach multiplen Ausflügen auf Ninja Tune und Arts & Crafts kehrt der Kanadier mit einem LP-Debüt auf Envision Records zurück, wo er im vergangenen Jahr bereits die EPs „Creature Disc One“ und „Creature Disc Two“ veröffentlicht hatte. Wir wollten mehr erfahren über das laut Eigenaussage „spielerischste und dynamischste Album“, das er bis dato produziert habe.

„Spielerisch“ trifft den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Komponiert wurde „Creatures Of The Late Afternoon“ als Soundtrack zum gleichnamigen Brettspiel, das in die Hülle des Vinyls integriert ist. Das muss man sich mal vorstellen: ein Konzept-Doppelalbum mit 20 Tracks als Soundtrack für ein Board Game! Kid Koala eben.

„Die aufklappbare Hülle des Albums wird zum Spielbrett. Das Paket enthält mehr als 150 Kreaturenkarten, die man während des Spiels sammelt, um eigene Kreaturengruppen zu gründen, Songs zu schreiben und das Naturkundemuseum zu retten.“

Und musikalisch? Der 48-Jährige hat erneut in seiner gigantischen Instrumentenkiste gewühlt und Gebrauch von so ziemlich jedem Klangerzeuger gemacht, der einem Normalsterblichen auf die Schnelle einfällt: Klavier, Schlagzeug, Bass, Synthesizer, Saxophon, Trompete, Klarinette, Vibraphon, Hammond-Orgel, E-Gitarre, Clavinet, Drummachine, Tremoloa, Banjo, Kontrabass, Pauken, Mundharmonika, Theremin, und, und, und. Die Stems der modulierten und mit üppigen Effekten überlagerten Aufnahmen hat Kid Koala dann auf seiner eigens konzipierten Vinyl-Schneidemaschine auf Vinyl geschnitten, um sie im Anschluss zu dem gleichermaßen monumentalen wie sentimentalen Klangabenteuer zusammenzusetzen, das er ab diesem Monat nicht länger vorenthält.

„Das ist das spielerischste und dynamischste Album, das ich bis jetzt gemacht habe. Es war eine lustige Zeit im Studio, den Schreib- und Aufnahmeprozess auf diese Weise zu erkunden. Es gibt eine große Bandbreite an Stimmungen auf den Tracks, sowohl was die Energie als auch die Emotionen angeht, und ich bin begeistert, wie die Musik geworden ist. Jetzt kann ich es kaum erwarten, mit der Arbeit an der Bühnenproduktion zu beginnen“, sagt Kid Koala über „Creatures Of The Late Afternoon“.

Bühnenproduktion? Ganz recht. „Creatures Of The Late Afternoon“ kann nicht nur als Brettspiel, sondern ab dem 15. April auch auf der Theaterbühne erlebt werden. Vorerst ist Eric San aber noch mit „The Storyville Mosquito“ beschäftigt, einer Art Live-Film, der mit einem Team aus 15 Darsteller*innen, acht Kameras, Miniaturkulissen, Puppen, einem Streichtrio und Kid Koala am Klavier und den Turntables bei jeder Aufführung von Grund auf neu entsteht: „Es ist eine Show für alle Generationen, und ich freue mich sehr, wenn ich manchmal Familien sehe, die mit drei verschiedenen Generationen anreisen, um zusammen zu lachen und die Darbietung zu genießen. Was für ein Spaß!“

„Creatures Of The Late Afternoon“ ist ab dem 14. April via Envision Records erhältlich. Hier könnt ihr das Album vorbestellen.

 

Aus dem FAZEmag 134/04.2023
Text: Hugo Slawien
Foto: CM
www.kidkoala.com