Klanglos – Ein Wiedersehen, das Freude macht

März 2020. Für unsere damalige April-Ausgabe trafen wir uns zum Interview mit Lars Janas aka Klanglos. Zu diesem Zeitpunkt hatte der begehrte Mannheimer gerade sein zweites Studioalbum „The Breakdown“ auf den Weg gebracht, das später auf Platz fünf der deutschen iTunes-Dance-Charts und auf Rang 24 in den Beatport-Techno-Charts landen sollte. An Erfolge jedoch war im Frühjahr 2020 nur begrenzt zu denken. Die Corona-Pandemie hatte der Veranstaltungsbranche aus dem Nichts einen Volltreffer verpasst – Clubs wurden geschlossen, Festivals abgesagt. Ein Knockout. Und Klanglos? Auch er war von dieser Hiobsbotschaft für die Musikkultur betroffen, musste Gigs absagen und Fans vertrösten. Doch der Error-Records-Chef hatte stets zwei Trümpfe in der Hand, die er ausspielen konnte: Optimismus und seine Leidenschaft fürs Musikmachen. Zusammen halfen sie ihm, die Krise zu überstehen und seinen Traum weiterzuleben. Jetzt, rund drei Jahre später, ist die Pandemie nahezu vorbei und Klanglos hat sein drittes mit Hochspannung erwartetes Album „Incomplete“ im Gepäck. Wie geht es ihm heute? Wir haben mit ihm gesprochen.

Hallo, Lars. Zuletzt haben wir uns im Jahr 2020 gesprochen. In der Zwischenzeit ist mit Sicherheit so einiges passiert (oder eben auch nicht: Corona). Vielleicht kannst du uns ja einen kurz-knackigen Überblick über deine Erlebnisse und Highlights aus den letzten drei Jahren geben. 

Die letzten drei Jahre waren wohl für uns alle eine Herausforderung. Trotz der Schließung der Clubs und der Absagen der Festivals war es bei mir aber nicht ruhig. Neben mehreren Auftritten im Ausland hatte ich auch viel mehr Zeit, mich mit anderen Künstler*innen stärker zu vernetzen und an meiner Musik zu arbeiten, neue Dinge auszuprobieren und einfach mal Ideen und Inspirationen zu sammeln. Das spiegelt sich natürlich auch auf meinem neuen Album wider.

Mein Highlight war, dass es endlich weiterging in der Veranstaltungsbranche und dass damit auch meine Auftritte im Century Circus der Nature One und bei Rave the Planet, der Loveparade 2.0, erfolgen konnten. Außerdem feierte ich mein Debüt auf dem Ikarus Festival. Dort konnte ich einige Songs von „Incomplete“ bereits testen. Im Digitalbereich habe ich mich sehr darüber gefreut, die zehn Millionen Streams jährlich auf Spotify geknackt zu haben.

Wie lief der Start ins neue Jahr für dich?  

Entspannen konnte ich mich die letzten Pandemie-Jahre genug, deswegen war ich froh, dass das neue Jahr genauso turbulent gestartet ist, wie das alte aufgehört hat.

Wie nicht anders von dir gewohnt hast du auch 2023 wieder einen prall gefüllten Tour- und Festivalplan. Worauf freust du dich besonders?

Neben Festival-Highlights wie dem Open Beatz, Electrisize, Burning Beach, Ikarus Festival; Zucker, Brot und Peitsche; Tante Mia tanzt (viele weitere große Festivals kann ich noch nicht bekanntgeben) finden auch einige nice Clubshows statt. Dazu zählen etwa das Junkyard Dortmund, die Rakete in Nürnberg, der Fusion Club Münster, der Club Schimmerlos Regensburg, der Lokschuppen Bielefeld, das Tanzhaus West Frankfurt, das ASeven Berlin und viele mehr. Wir haben mit meiner Agentur Bassgeflüster Booking vieles auf die Beine gestellt, und ich freue mich sehr auf die bevorstehenden Events.

Du bist nicht nur in Deutschland, sondern auch regelmäßig im Ausland unterwegs. Wo würdest du gerne mal spielen?

Ja, das stimmt. Ich bin tatsächlich regelmäßig im europäischen Ausland unterwegs. Im letzten Jahr war ich unter anderem in Belgien, Ungarn, Österreich und der Schweiz. Ich würde aber liebend gerne mal im Printworks in London spielen.

Aus dem letzten Jahr ist uns allen voran dein Gig im „Rave Cave“, der Balver Höhle, in Erinnerung geblieben. Erzähl mal, wie wars? Die Akustik dort muss gewaltig sein, oder?

So eine Location sieht man echt selten. Das ist Europas größte Kulturhöhle. Es ist schon sehr mächtig, da drin zu stehen und die Musik, Lichter und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Es war eine super Erfahrung und organisatorisch super gemacht. Die Akustik in solch einer Venue ist nicht vergleichbar mit Orten, an denen ich schon gespielt habe. Alles in allem war das ein unglaublicher Genuss für Augen und Ohren.

Mit „Incomplete“ geht im Februar dein drittes Album an den Start. Wie lief der Produktionsprozess? Hast du dich an neuen Methoden probiert?

Eigentlich habe ich so schnell kein neues Album planen wollen, aber durch Corona haben sich in den letzten drei Jahren so viele unveröffentlichte Tracks gesammelt, die ich nun mit der Öffentlichkeit teilen will. Und wie kann man so etwas besser feiern als mit der Veröffentlichung eines Albums?

Außerdem konnte ich mich in der jüngsten Vergangenheit intensiver mit meiner Musik und allem, was drumherum passiert, beschäftigen und dadurch viele Prozesse optimieren, Synthesizer besser kennenlernen und meinen Sound im Allgemeinen festigen.

Was steckt hinter dem Albumtitel?

Die LP trägt den Titel „Incomplete“ wegen der gleichnamigen Single, die den Titeltrack des Albums markiert. Es geht um eine einsame Person, den Verlust der Liebe und die Suche nach dem Grund dafür. Egal, wie man sich fühlt, es muss weitergehen! ,,Still alive … but incomplete“.

Was erwartet uns soundtechnisch? Welche Tracks auf dem Album stechen deiner Meinung nach besonders hervor und warum?

Schon von Anfang an wollte ich kein Album mit Club-Bangern veröffentlichen oder irgendeinem Trend gerecht werden. Ich wollte etwas fürs Ohr, für die Seele, zum Abschalten und Eintauchen schaffen.

Die Hörer*innen erwartet also eine Reise geschmückt mit Melancholie und Tiefgründigkeit.

Neben vielen neuen Tracks findet man auch Klassiker wie „Voices In My Head“ im neuen Club-Mix und bereits veröffentlichte Titel, die das Album rund machen.

Enthalten sind auch zwei Remixe von Dominik Saltevski, mit dem du bereits mehrfach zusammengearbeitet hast. Auf Tinder würde man sagen: „It’s a match!“ Was denkst du, warum passt es so gut zwischen euch?

Dominik zählt mittlerweile zu meinen engsten Freunden und teilt den gleichen kranken Humor, aber auch die Leidenschaft zur Musik mit mir. Da musste ich nicht lange überlegen, ob er mit seinem Talent auch dieses große Projekt musikalisch unterstützt. Sein Beitrag ist auf jeden Fall eine Bereicherung für „Incomplete“.

Hast du eigentlich ein Idol oder dergleichen? Welche/r Künstler*in hat dich während deiner Laufbahn wohl am meisten inspiriert?

Zu den zwei prägendsten Künstlern gehören definitiv Ben Böhmer und Worakls. Auch wenn meine Produktionen musikalisch anders sind, sind sie die totale Inspiration für mich. Ich war sogar privat im vergangenen Jahr vor meinem eigenen Auftritt in Köln auf einem Konzert von Ben Böhmer.

Zum Release wird es außerdem ein fettes Merch-Paket in Kooperation mit dem Modelabel Lifted geben.

Pünktlich zum Release am 3. Februar erscheint eine neue Kollektion von Lifted, die Merch zum neuen Album und mir beinhaltet. Im Gesamtpaket befinden sich Kleidung, die LP, signierte Poster und Sticker.

Wie sieht eigentlich so ein Studioalltag bei dir aus? Hast du deine festen Routinen? 

Der Tag startet immer mit einem starken Kaffee, ohne den geht nichts! Wenn der dann wirkt, werden erst einmal Mails gecheckt. Danach werden sich unfertige Projekte nochmal angeschaut und gegebenenfalls weitergeführt. Feste Routinen habe ich aber eigentlich nicht. Am liebsten und besten funktioniert für mich aber das nächtliche Produzieren unter der Woche.

Was ist dein bevorzugtes Equipment beim Auflegen? Vor geraumer Zeit hat Pioneer ja den CDJ-3000 auf den Markt gebracht. Schon einmal drauf gespielt? Merkt man da überhaupt Unterschiede?

Ich persönlich feiere die 3000er-Player. Ich bin jemand, der viele Loops setzt und da sind die größeren Bildschirme mit den überlappenden Waveforms schon cool. Vor allem beim Festivaleinsatz ganz praktisch.

Im Bereich der Mixer hat man den Eindruck, dass immer mehr Leute zu den analogen Xone-Geräten von Allen&Heath greifen. Du bist aber nach wie vor pro Pioneer, oder?

Ich bevorzuge nach wie vor Mixer von Pioneer. Allein wegen der Effekt-Sektion lässt sich da beim Auflegen noch ein wenig mehr Abwechslung reinbringen als bei den Allen&Heath-Mixern.

Abschließend noch etwas Privates: Was machst du eigentlich so in deiner Freizeit?

Bei mir dreht sich Tag und Nacht eigentlich das Meiste um Musik.  Auf der anderen Seite bin ich aber auch total vernarrt in Autos, habe eine eigene kleine Sammlung und schraube auch mal gern. Außerdem spiele ich überdurchschnittlich viel Videogames mit meinen DJ-Kollegen und Freunden Ben Dust, Mark Dekoda, Mollycule und Dominik Saltevski. Mir wird also nie langweilig.

„Incomplete“ erscheint am 3. Februar via Error Records.

Aus dem FAZEmag 132/02.2023
Text: Hugo Slawien
www.klanglos.com