Knöpfchendreherei

Happy new gear und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der Knöpfchendreherei. Auch im neuen Jahr werden wir euch an dieser Stelle regelmäßig über die Tools informieren, die den Hype bekommen sollen, der ihnen gebührt. Da wir auch diesmal wieder tief für euch gebuddelt haben, kommen wir direkt zur Sache, um keine kostbare Zeile zu verschwenden.

Ein unfassbarer Sound-Bolide kommt aus dem Hause GRP. Ein kleiner Synthesizer im XL-Hosentaschenformat mit einem saftigen, kraftvollen Sound, den man sonst eher von größeren Maschinen gewohnt ist. Die hochwertige Qualität ist typisch für GRP. Der A1 ist monophon und bietet auf kleinstem 17 cm breiten und 13 cm tiefen Raum alles, was ein guter Synth im Heimstudio haben muss: Es gibt einen Oszillator, wahlweise Square, Triangel, Sägezahn, einen Suboszillator (Rechteck) und Noise. Dazu einen Mischer, aus dem man die Signale in den VCA jagen kann sowie einen flexiblen Lowpass-Ladder-Filter mit Cutoff & Resonance, Regler, die man mit zwei ebenfalls vorhandenen LFOs modulieren kann. Die obligatorische ADSR-Hüllkurve darf natürlich nicht fehlen. Natürlich gibt es viele CV-Ins und –Outs, um den A1 ins Modularsystem einzubinden. MIDI geht aber sogar auch über USB-C- oder DIN-Stecker. Und der Sound? Wie eingangs bereits gesagt hört man äußerst selten solch wuchtige Sounds aus einem so kleinen, substraktiven Synthesizer. Wir sind hier wirklich fasziniert, und alle Erwartungen wurden in allen Bereichen übertroffen.

Wenn es darum geht, sein Modularsystem mit Ableton Live zu verbinden, gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten. Eine sehr charmante Lösung hat die Firma Circuit Happy parat. Wie der Firmenname schon sagt, hat man sich hier auf die Fahne geschrieben, uns glücklich zu machen: in Form eines kleinen Kästchens namens „The Missing Link Junior “ – der perfekten Clock-Schnittstelle zwischen Soft- und Hardware. Alles läuft tight, indem man hier von Modularsystem bis hin zu Grooveboxen und Synthesizern via Netzwerk zu Ableton Link synchronisiert. The Missing Link erzeugt einen eigenen WiFi-Accesspoint, zu dem sich alle unterstützen Devices verbinden können. Für DIN-MIDI gibt es einen passenden Adapter, mit dem man sich an den 3,5 mm-TRS-Ausgang hängen kann. Über ein professionelles Webbrowser-basiertes Control-Panel kann man zusätzlich viele weitere Einstellungen wie PPQN oder Delay/Latenzkompensation vornehmen. Die kleine schwarze Box mit dem roten vierstelligen Display sieht unheimlich schick aus und ist absolut hochwertig verbaut. Auch für den Einsatz „on stage“ sicher für den ein oder anderen Live-Act eine tolle Lösung.

Lösungen sind immer dann gefragt, wenn es kompliziert wird. Gerade wenn man im Studio viel mit Hardware arbeitet, ist die Verkabelung ein essenzielles Thema, das viel Aufmerksamkeit bekommen muss. Von der kleinen Boutique-Company NF Audio gibt es jetzt eine charmante Desktop-Patchbay, deren Struktur einfacher nicht sein könnte. In puncto Effektivität kann sie aber umso komplexere Aufgaben übernehmen. An der Rückseite befinden sich hier sechs Stereo-In/Outs sowie 4 FX-In/Outs . Diese sind als 6,3 mm so konzipiert, dass sie jeweils zwei Kanäle ein- und ausgeben. Über das Frontpanel kann man dann mit 3,5 mm-Patchkabeln die Signalwege schalten und auch kreuzen. Um es in der Praxis zu verdeutlichen: Ist hinten auf dem Eingang 1-2 ein Synthesizer angeschossen und auf Ausgang 1-2 ein Audiointerface, hört man einen Sound. Möchte ich nun aber lieber den Synthesizer, der auf 3-4 anliegt, ins Audiointerface schicken, stecke ich auf dem Frontpanel ein Patchkabel von A1-2 in B1-2. Und das Ganze funktioniert genauso mit den FX-Kanälen. Über eine kleine Klappe kann man zusätzlich einstellen, welche Kanäle normalisiert werden sollen, um sich das Patchen zu sparen. Manchmal sind es die einfachsten Dinge, die das Musizieren schöner machen. Von der Verarbeitung her muss sich die Minibay absolut nicht verstecken. Robust und edel.

Edel ist auch das Steady-State-Gate-Modul von SSF, über das wir bereits in der letzten Ausgabe kurz berichtet haben. Ein wahnsinnig geiles Low-Pass-Gate Modul, das entweder traditionell verwendet werden kann – oder aber, und das macht es so interessant, als Kombination aus VCA und Filter, die die Klangfarbe des Vactrols emuliert. Die Filtertypen, die zur Auswahl stehen, sind 6dB Bandpass sowie 6dB oder 12dB Lowpass. Dazu kommt ein Resonanzparameter sowie ein internes Decay-Envelope. Die kreativen Möglichkeiten sind unfassbar, und wer auf der Suche nach einem Low-Pass-Gate ist, bekommt hier ein Vielfaches davon.

Abschließend haben wir auch in dieser Ausgabe wieder einen Gast, der uns seine aktuellen Top 5 Eurorack-Must-Haves verrät. Mario Hammer & The Lonely Robot, leidenschaftlicher Sounddesigner & Ambientmacher aus Meerbusch empfiehlt mit dem „Morpheus“ von Rossum Electro Music einen erstklassigen 14-pol-Digitalfilter, dessen Grundidee es ist, acht verschiedene Filtertypen zu einer Konfiguration zusammenzufassen. Wer seine modularen Klänge dreidimensional erleben will, bekommt mit dem „Quasar“ von Neuzeit Instruments einen ganz tollen Mixer auf 14TE.

Ein niedliches kleines Spielzeug ist „Weather Drones“ von Eowave, ein digitaler Triangle-Oszillator mitsamt LFO, Filter, AD-Hüllkurve und vielem mehr. Auf Platz 4 landet Lúbadh von Instruo.

Ein Modul, das analogen Bandmaschinen nachempfunden ist und sowohl als einfacher Looper, aber auch als Manipulator eine Rakete im System darstellt. Last but not least gibt es auf Platz 5 gleich drei Module von XAOC Devices, die man unbedingt abchecken sollte: „Odessa“, „Sofia“ und „Belgrad“. Mit diesen multikulturellen Namen verabschieden wir uns für diesen Monat und wünschen euch ein viel Spaß bei an was auch immer ihr dreht.

 

Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Text: Frank Sonic
www.knoepfchendreherei.de