Kollektiv-Rundschau – bTbT Kollektiv (buntes Treiben, böse Töne)

Wer braucht schon internationale Bookings und kostspielige Clubeintritte, wenn lokales, ambitioniertes Talent direkt vor der Haustür schlummert? In unserem neuen Format möchten wir euch regional agierende Kollektive vorstellen, die ihre Leidenschaft für elektronische Subkultur nicht nur in Form von Beats und Bässen zum Ausdruck bringen wollen, sondern parallel etwas bewegen möchten. Den Anfang macht das bTbT Kollektiv aus Köln, das sich in der Politik für mehr Freiluftpartys einsetzt und den Fokus auf ein nachhaltiges Feiern richtet. Wir haben mit Maurin, einem der Kollektivgründer*innen, gesprochen.

Hi, Maurin! Erzähl uns doch etwas über die Anfänge von bTbT. Wie ist die Idee entstanden?

Unser Kollektiv entstand aus dem Wunsch heraus, an Karneval nicht nur zu Karnevalsmusik, sondern auch zu elektronischen Klängen zu feiern. Da wir dieses Bedürfnis mit anderen Menschen teilen wollten, beschlossen wir 2018, unseren eigenen kleinen Wagen zu bauen und damit durch die Stadt zu ziehen. Anknüpfend an dieses wirklich schöne Erlebnis entstanden schließlich immer mehr Ideen, sodass letztlich eine größere Nummer aus der Sache wurde – mit professionellem Equipment und einer wachsenden Anzahl an beteiligten kreativen Köpfen.

Ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein und eine DIY-Mentalität stehen bei euch ganz oben auf der Prioritätenliste. Inwiefern kommt das bei euren Partys und Projekten zum Tragen?

Da wir teilweise sehr technikversiert sind, lieben wir es, zu basteln und neue Möglichkeiten auszutüfteln. Wir versuchen, alles selbst zu bauen, wie beispielsweise unsere PA, die solarbetriebenen Akkus und natürlich den Wagen. Wenn das Wetter es zulässt, ist unser Wagen für die Anlage so konstruiert, dass wir das Panel als Dach obendrauf montieren und somit die Anlage mit Strom versorgen können, während wir Musik spielen. Wir haben immer Müll- und Pfandbeutel dabei und melden bei vielen Veranstaltungen eine Müllsammelaktion an.

Im Rahmen der Fridays-For-Future-Bewegung habt ihr regelmäßig Fahrrad-Demos organisiert – inklusive mobilem DJ-Pult. Das klingt großartig.

Mit unserem Wagen und unserer Radkutsche unterstützen wir verschiedene Demos, die von Mitgliedern unseres Kollektivs und Leuten aus dem Freundeskreis musikalisch begleitet werden, um dem Ganzen eine lautere Stimme geben zu können. Gelegentlich holen wir auch bekanntere DJs hinzu. Von 200 bis mehreren Tausend Teilnehmer*innen war schon alles mit dabei.

Ihr engagiert euch außerdem in der Politik. Was sind eure konkreten Ziele & Forderungen. Konntet ihr bereits Erfolge feiern? Was macht Hoffnung, wo liegen eurer Meinung nach die größten Probleme?

Durch die Demos haben wir schon lange Teilhabe an Belangen gegenüber der Politik. Auf die Straße gehen und gemeinsam Stärke zeigen, ist der einfachste und doch ein starker Weg Aufmerksamkeit zu erlangen. Darüber hinaus ist hier in Köln eine Stabstelle im Kulturamt errichtet worden, die sich unter anderem für die effektivere Nutzung von Open-Air Flächen einsetzen will bzw. diese versucht zu verbessern. Zuletzt haben wir dahingehend an einem Treffen der Stadt mit Kölner Veranstalter*innen teilgenommen, um als kleineres Kollektiv zu betonen, wie wichtig und realisierbar es ist, Grünflächen nutzbar zu machen. Es gibt bereits Konzepte, die als Vorreiter dafür stehen. Unsere Erfahrung mit dieser Stelle des Kulturamts sind bis heute positiv und machen Hoffnung, dass es einen Prozess angestoßen haben könnte, der uns als kleines Kollektiv in Zukunft mehr Freiheiten in der Umsetzung unserer Ideen für Veranstaltungen geben könnte.

Im Kölner Raum seid ihr in verschiedenen Locations und Venues präsent. Wo kann mit euch gefeiert werden?

Seit letztem Jahr veranstalten wir unsere Events auch in Kölner Clubs und verschiedenen Indoor-Locations. Darüber hinaus sind wir als unterstützende Crew auf dem Zugvögel Festival in der Eifel anwesend und konnten dank der neu geschlossenen Connections den Karneval der Kollektive wieder aufleben lassen. Es bieten sich mehr und mehr Möglichkeiten mit anderen Kollektiven Veranstaltungen zu planen und durchzuführen. Diese finden vorrangig indoor statt. Daneben gibt es regelmäßig Gigs unserer Leute in verschiedenen Locations.

Wie seid ihr musikalisch aufgestellt? Knallharten Techno gibt es bei euch nicht, oder?

Musikalisch geht es bei uns nicht in eine bestimmte Richtung. Von Downtempo über House, Techno und Psy ist alles vertreten. Aber ja, stumpf ist bei uns nicht gewünscht. Dies mag vielleicht auch an den negativen Begleiterscheinungen liegen, mit welcher die Szene aktuell viel zu Kämpfen hat.


Ihr habt Lust, euer Kollektiv im FAZEmag zu präsentieren? Dann bewerbt euch jetzt! Schickt uns einfach eine E-Mail an milan@fazemag.de, in der ihr erklärt, warum gerade euer Kollektiv das Zeug für ein Feature bei uns im Magazin hat. Einsendeschluss für die nächste Kollektiv-Rundschau im September-Heft ist der 1. August 2023. Viel Erfolg!


https://www.instagram.com/btbt_koellektiv/
Aus dem FAZEmag 136/06.2023