Zehn Menschen, ein gemeinsamer Traum: Das Kölner Kollektiv Krakelee befindet sich auf der Suche nach einer geeigneten Location für einen Techno-Club. Das Team ist bereits seit vielen Jahren in der Szene aktiv und organisiert regelmäßig Partys, Open-Airs, Festivals sowie politische Veranstaltungen. Mit einem eigenen Club in der Rheinmetropole soll nun eine feste, nachhaltige Struktur entstehen und die Vision eines genossenschaftlichen, kollektiven und linken kreativen Raumes zum Leben erweckt werden. Auf Instagram gibt das Team regelmäßig Einblicke in die Immobiliensuche und erklärt, welche Hürden zu bewältigen sind. Wir haben uns mit Sophia und Jakob vom krakelee-Club getroffen, um mehr über das Projekt und den Status quo zu erfahren.
Hallo, ihr beiden. Vielleicht mögt ihr uns zu Beginn einen kleinen Überblick geben. Wer seid ihr und was treibt euch an?
Sophia: Wir kommen alle aus einem kollektiven Background und organisieren schon lange ehrenamtlich Partys und Veranstaltungen in soziokulturellen Zentren und Kulturräumen. Aus unserer gemeinsamen Leidenschaft hat sich im Laufe der letzten Jahre die Idee entwickelt, all das auf ein neues Niveau zu heben und die Kulturlandschaft in Form eines Clubs zu erweitern.
Das „Wir“ steht bei euch eindeutig im Vordergrund. Mögt ihr euer Konzept kurz erklären?
Jakob: Unser Projekt wird von einem kollektiven Leitgedanken angetrieben. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, unsere Vision in die Rechtsform einer Genossenschaft zu gießen, um uns im Verbund finanzieren und auch externen Personen die Möglichkeit geben zu können, uns beizutreten und zu unterstützen. Unser Antrag auf die Gründung der Genossenschaft befindet sich derzeit in der finalen Prüfungsphase, sodass wir in Kürze mit der Eintragung rechnen.
Sophia: Der Clubbetrieb soll als Rahmenwerk zum Ausleben unserer Philosophie fungieren. So möchten wir auch politische Bildungsarbeit betreiben und kulturelle Räume – zum Beispiel für Workshops, Lesungen, Konzerte & Co. – zur Verfügung stellen, die sonst nur schwer zu bekommen sind. Letztendlich ist das aber alles abhängig von der Location. Ein dunkler Kellerraum würde sich wohl eher nicht für eine Workshop-Gruppe eignen.
Ihr seid jetzt seit drei Jahren auf Clubsuche. Wie ist der aktuelle Stand?
Jakob: In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Gespräche mit Eigentümer*innen, Makler*innen und Mittelspersonen geführt, die natürlich erst einmal überzeugt werden müssen. Leider haben sie oft unbegründete Vorbehalte und sind von der Idee eines Techno-Clubs nicht selten abgeschreckt. Wir haben Hunderte Anfragen und Gespräche durchgeführt, zu ernsthaften Vertragsverhandlungen kam es aber erst zweimal.
Welche rechtlichen Anforderungen gibt es an die Location?
Sophia: Rechtlich fallen vor allem die Brandschutzkriterien ins Gewicht, Stichwort: Fluchtmöglichkeiten, Deckenhöhe und Bausubstanz. Stahl zum Beispiel ist bei einem Brand viel instabiler als Holz. Da gibt es viele Dinge, die wir noch nicht wussten. Hinzu kommen weitere Faktoren, die nicht selten mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, etwa wenn ein Lärmschutzgutachten erstellt werden muss.
Jakob: Und dann wären da noch zahlreiche bürokratische Vorgaben, die zum Teil völlig veraltet sind. So muss unter anderem eine Mindestanzahl von Autoparkplätzen bereitgestellt werden, obwohl der ÖPNV eine viel wichtigere Rolle spielen sollte. Zudem ist der Fakt, dass Clubs immer noch als Vergnügungs- und nicht als Kulturstätten gelten, ein enormes Hindernis im Hinblick auf eine mögliche Genehmigung. Aktuell ist aber eine große Kampagne im Gange, die eine Änderung dieses Gesetzes vorsieht. Davon würden sicherlich auch wir profitieren.
Dazu kommen eure persönlichen Bedürfnisse …
Sophia: Der Club sollte gut mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein und über einen barrierefreien Zugang verfügen. Inklusion und Awareness sind für uns essenziell, sodass wir hierfür gerne einen eigenen Rückzugsraum bereitstellen würden. Toll wären natürlich auch ein Außenbereich und die Möglichkeit, zwei Floors bespielen zu können, um für musikalische Diversität zu sorgen.
Ihr habt eine Idee für eine Location oder wollt das krakelee-Team anderweitig unterstützen? Dann schaut auf Instagram oder der offiziellen Website vorbei.
Aus dem FAZEmag 140/10.2023
www.krakelee.org