Kruder & Dorfmeister – Who wants to live forever

Kruder & Dorfmeister – Who wants to live forever. Credit: Udo Titz

Als Peter Kruder und Richard Dorfmeister 1993 ihre erste EP „G-Stoned“ veröffentlichten, ahnten sie wahrscheinlich noch nicht, was ihnen damals blühte. Doch wurde es ihnen wahrscheinlich recht bald klar, denn schon ihr Debüt hinterließ tiefe Spuren in der elektronischen Musiklandschaft und rückte ihre Heimatstadt Wien in den Fokus. Was war das, was machten die da? So unfassbar lässige Downbeats, trippig, acidjazzig, elektronisch und dazu dann dieses Cover. Es folgten: Remixe und die Errichtung des eigenen Denkmals. Denn das, was Kruder & Dorfmeister remixten, war im wahrsten Sinne des Wortes veredelt und es war irgendwie ihr eigener Track. 1996 lieferten sie ihre „DJ-Kicks“ für !K7 Records ab, auch hier setzten sie mit ihrem atmosphärischen Mix Maßstäbe und verzückten Kritik und Fans. 1998 kam die große Werkschau der Remixe, ebenfalls auf !K7: „The K&D Sessions“. Spätestens zu dem Zeitpunkt –  als komplette Essenz auf einem Tonträger – war klar, dass hier etwas sehr Großes und Zeitloses geschaffen wurde.

„Wir haben damals relativ schnell gemerkt, dass das Album breiten Zuspruch findet. Das ging ziemlich flott, weil wir kurz nach der Veröffentlichung eine Amerika-Tour gemacht haben. Dort waren wir auch in mehreren Plattenläden, in denen die Platte an der ganzen Wand ausgestellt war. Das ist ja schon ein Zeichen, dass das Interesse größer ist. Dass sie sich allerdings so gut hält und dass man nach über 25 Jahren immer darüber spricht und das jetzt auch sogar betourt, das hätte man sich jetzt natürlich nicht vorgestellt. Aber es ist natürlich wunderbar, dass es so ist“, erklärt Peter Kruder.

Das Besondere, das Zeitlose, was damals kreiert wurde, hing auch mit den technischen Möglichkeiten und der Einstellung zur Musik zusammen, wie Richard Dorfmeister erklärt: „Wir haben das mit altem 90er-Equipment gemacht, mit Akais, Ataris, mit einer komplett anderen Produktionstechnik als heute, in einem erweiterten und ausgebauten Homestudio. Das war damals so zeitintensiv und speziell in der Machart, dass wir das heute so natürlich nicht mehr machen würden. Aber vielleicht ist dieses Prozedere auch der Grund dafür, dass das so gut geworden ist, weil der Entstehungsprozess so lang gedauert hat. Man hört ja dieses Musikstück im Produktionsprozess immer wieder und immer wieder. Dann versuchst du natürlich, dafür zu sorgen, dass du auch etwas machst, das du gerne immer wieder und immer wieder hören möchtest. Das verstehe ich dann auch nicht bei solchen Kommerznummern heutzutage, wo ich mir denke: Der Typ hat das Stück 500-mal gehört und der Typ im Studio beim Abmischen hat sich das 300-mal anhören müssen, der Arme …“

2024, gefühlt unzählige Generationen und diverse technische Quantensprünge später, kommt die Jubiläumsausgabe ihres Meisterwerks heraus – die „25th Anniversary Boxset Edition“ – und der Sound holt einen immer noch ab, als ob es gestern gewesen wäre. Da sind sie also versammelt, Roni Size, Depeche Mode, Lamb, Count Basic, Rockers Hi-Fi, Bomb The Bass … Aber nicht jede*r kam in den Genuss eines Remixes, Anfragen von  Stars wie David Bowie lehnten sie ab, weil der Song einfach nicht gepasst hat. Einfach wegen des großen Namens wollten sie es nicht machen. Der Madonna-Remix „Nothing Really Matters“ aus dem Jahr 1998 hat es, wie auch weitere rare Tracks, auf die neue Ausgabe der Compilation geschafft – die große Jubiläumsbox, wahlweise als Vinyl oder CD und inklusive eines 40-seitigen Booklets sowie digital.
Darüber hinaus gibt es wie bereits erwähnt eine Jubiläumstour, auf der die Sessions live mit Musiker*innen präsentiert werden. Eine Idee, die allerdings eher spontan entstanden ist, wie Peter verrät: „Als wir mit !K7 Records im Gespräch waren, dass die Platte nun 25 Jahre alt ist und dass wir eine besondere Veröffentlichung machen würden, kam auch der Gedanke, dass es supercool wäre, wenn wir das spielen würden. Wir wollten allerdings nicht einfach die Platte vorspielen wie in einem DJ-Set. Daher ist dann die Idee mit der Band entstanden.“ Seit Juni wird an der Umsetzung gearbeitet und regelmäßig mit den Musiker*innen geprobt. Aufgeführt werden die Sessions vor allem in klassischen Konzerthäusern wie der Elbphilharmonie, der Alten Oper in Frankfurt oder der Isarphilharmonie. Venues, die natürlich mit Bedacht ausgesucht wurden, wie Richard erklärt: „Wir haben keine großen Berührungsängste mit klassischen Venues. Wir haben bereits vor Jahren z.B. im Wiener Burgtheater oder anderen Konzerthäusern gespielt. Ich finde, dass das eher noch die Musik unterstreicht, gerade bei den Sessions, weil das Ambiente besser reinspielt als bei einer Mehrzweckhalle. Und es hat einfach viel mehr Charme.”

Klare Ansage: Die Live-Umsetzung solltet ihr nicht verpassen. Sonst müsst ihr auf das 30-jährige Jubiläum setzen. Oder wann auch immer. Die Musik wird dann immer noch wunderbar und zeitlos durch die Konzerthallen klingen. Definitiv, für immer. Nicht mehr und nicht weniger.

„The K&D Sessions – 25th Anniversary Boxset Edition“ ist bereits auf !K7 Records erschienen, die Live-Tour startete Ende Oktober in der Elbphilharmonie. Im November gibt es einige DJ-Gigs, live geht es im Februar 2025 weiter.

Tourtermine:
14.11.2024 | Boogaloo, Zagreb, Kroatien (DJ-Set)
16.11.2024 | Fi, Köln, (DJ-Set)
29.12.2024 | Kaufleuten, Zürich (DJ-Set)
30.12.2024 | Kaufleuten, Zürich (DJ-Set)
03.02.2025 | Isarphilharmonie, München
04.02.2025 | Philharmonie, Berlin
05.02.2025 | Alte Oper, Frankfurt
07.02.2025 | Danzig, Polen
08.02.2025 | Warschau, Polen
09.02.2025 | Budapest, Ungarn
18.02.2025 | Nijmegen, Niederlande
19.02.2025 | Antwerpen, Belgien
21.02.2025 | Amsterdam, Niederlande
23.02.2025 | Luxemburg, Luxemburg
24.02.2025 | Mailand, Italien
27.04.2025 | Barcelona, Spanien
01.05.2025 | Bristol, Großbritannien
02.05.2005 | Manchester, Großbritannien
04.05.2025 | London. Großbritannien
19.06.2025 | Wien. Österreich