So manch eine*r, so wurde mir zugetragen, durfte den einen tranceähnlichen Zustand während der immer live gespielten Sets von Marco & Lars erleben. Mit all dem Equipment, das aus weitaus mehr als nur den Markenzeichen der beiden, E-Schalgzeug und Didgeridoo, haben die beiden seit nunmehr zehn Jahren die Welt um ihren individuellen Sound bereichert. Ich freue mich riesig, Lebendige Menschen, passend zum zehnjährigen Jubiläum euch die eine oder andere Frage stellen zu dürfen.
Wer sind die kreativen Köpfe hinter „Lebendige Menschen“?
Marco steuert den Maschinenpark und spielt das Didgeridoo, Lars bearbeitet die Live-Drums.
Was hat euch inspiriert, Musikinstrumente zu spielen?
Beide: Ein ausschlaggebender Punkt war das Fusion Festival, wo wir 2006 die Bands Orange und Highlight Tribe gesehen haben und erlebten, dass man diese Musik auch live machen kann. Daraufhin hat sich Marco ein Didgeridoo gekauft und Lars sein Schlagzeug gegen ein E-Drum getauscht. Ein Jahr später gründeten wir gemeinsam mit Freunden die Band Druminc, die den Weg zu Lebendige Menschen bereitete.
Marco: Musik war schon immer der Raum, um negative Gefühle auszufiltern und die dadurch erzeugte Positivität auch an andere Menschen weiterzugeben. Aus der Leidenschaft, Musik zu hören, wurde die Leidenschaft, Musik zu machen. Beginnend mit DJing auf Plattenspielern (die ersten Platten waren u. a. Sin City – Three ‚N One und Electric Universe – Stardiver), kaufte ich Ende der 90er-Jahre die Groovebox MC-303 von Roland und kreierte eigene Tracks.
Lars: Schon mit acht Jahren habe ich angefangen, Schlagzeug zu spielen. Bela B. von den „Ärzten“ war die größte Inspiration. Ich habe dann ein paar Jahre in einer Punkband gespielt, obwohl ich damals auch schon fast ausschließlich Techno hörte.
Erinnert ihr euch noch, wann euch die elektronische Musik zum ersten Mal quasi packte und nicht mehr losließ?
Marco: Meine ersten elektronischen Kontakte hatte ich bereits als Kind, z.B. durch Depeche Mode „Master and Servant“ und New Order „Blue Monday“.
Lars: Mr. Vain hat bei mir alles geändert. Kraftwerk, Tangerine Dream, Underworld, Detroit Techno, Plastikman und die Musik der 90er-Jahre von Dancefloor über Rave bis zu Schranz und Hardcore haben uns genauso geprägt wie auch Bob Marley oder deutscher Hip-Hop. Dieses Kapitel könnte locker noch zwei Seiten füllen. 😉
Euer erstes Album kam 2019 raus. Warum habt ihr so lange damit gewartet?
Beide: Wir haben immer wieder zwischendurch einzelne Tracks veröffentlicht, aber auch sehr viel live gespielt. In den letzten zehn Jahren hat sich einiges angesammelt und entwickelt.
Wir brauchten diese Zeit, um an den Punkt zu kommen, zu sagen: „Wir müssen das jetzt zusammenpacken und veröffentlichen.“ Unser erstes Album „Vergessene Welten“ ist ein Exposeé an zehn Jahre Lebendige Menschen, sozusagen eine Bestandsaufnahme. Das Album enthält unser „Best of“ an Sequenzen und Samples der vorherigen Jahre. Weitere EPs folgten: Psychedelic Rave (April 2020), Neue Welten (September 2020), Wald der Wesen (Januar 2021). Unser zweites Album „Live in Concert @ Atelier Licht.n.Stein“ erschien im Februar 2021 und ist, wie der Name schon sagt, ein Livealbum, das unsere Weiterentwicklung zeigt. Im Jahr 2021 haben wir unser zehnjähriges Bestehen gefeiert. Im Dezember 2021 haben wir die EP „Grinsekatze“ veröffentlicht.
Was ist Musik für euch, was bedeutet sie für euch?
Beide: Musik ist alles für uns. Sie war schon immer da und ist immer da. Ohne Musik geht es nicht. Sie ist unsere große Leidenschaft, wir lieben und leben Musik.
Bei euren Auftritten sucht man Dinge wie Laptop oder USB-Stick vergebens, warum?
Beide: Weil wir live performen. Somit haben wir die Möglichkeit, über die Maschinen und die Live-Drums jederzeit unseren Sound direkt zu kreieren und auf die Stimmung des Publikums einzugehen. Die Performance ist immer ein Zusammenspiel zwischen der Stage, dem Publikum und natürlich unseren aktuellen Gefühlen, die wir mitbringen, wenn wir auf die Bühne gehen.
Erzählt doch bitte von eurem Best Moment on Stage, bitte.
Beide: Immer wieder der Moment, wenn das Publikum mit uns interagiert und uns das zurückgibt, was wir an Liebe und Gefühl in die Musik reinstecken.
Euer Sound passte nie und passt in keine Schublade, er ist in kein Genre des Psy-Trance-Sounds einzuordnen, warum nicht?
Allein von der Auswahl der Maschinen her ist es schon gegeben, dass wir anders klingen. Dazu kommen dann auch noch das Schlagzeug und das Didgeridoo. Dadurch ergibt sich unser eigener Sound, der mehrere Schubladen bedienen könnte. Aber auch unsere musikalische Herkunft und unsere Persönlichkeit spielen da natürlich mit rein.
Auf diese Frage habe ich mich schon im Vorfeld gefreut, wie sieht euer Setup regulär aus? Marco, du nutzt wirklich jeden Platz am Pult aus und hast einiges an Equipment bei jedem Auftritt vor dir aufgebaut, wo anderen bei so vielen Reglern schwindelig werden könnte, bleibst du recht entspannt und spielst sogar noch live dazu dein Didgeridoo. Aus welchen Geräten zauberst du Live-Gig für Live-Gig diesen unvergleichlichen Sound?
Marco: MC-505, Virus TI2, Virus C, Octatrack, TB-303, SP-404, Didgeridoo.
Lars: Roland V-Drums TD-12 + Samplepad SPD-SX mit Rohema LightStixx.
Wie lautet eure Message an die Leser*innen und natürlich auch an eure treue Crowd da draußen?
Beide: Elektronische Musikkultur ist uns sehr wichtig. Wir tragen die Vergangenheit weiter und machen neue Dinge daraus. Keep the spirit!
Natürlich sind wir auch gespannt, was die Zukunft bringt. Im aktuellen Jahr 2022 kommen neue Veröffentlichungen und wir spielen einige tolle Konzerte und Festivals, auf die wir uns sehr freuen. Aktuelle Daten findet ihr auf unserer Website. Kommt vorbei, wir wollen Lebendige Menschen aus Euch machen.
Aus dem FAZEmag 121/03.22
Text: Jeanette L. – SenseFluence
www.lebendige-menschen.de