
Sie ist zurück! Wir freuen uns, Lilly Palmer für unseren Mix des Monats September präsentieren zu dürfen. Und es gibt weitere fantastische Neuigkeiten zu verkünden: Die gebürtige Nürnbergerin hat kürzlich ihren langjährigen Partner Egbert geheiratet. Das DJ- und Producer-Duo gab sich in den benachbarten Niederlanden das Ja-Wort und freut sich auf die bevorstehende Zeit mit spannenden Releases und Kollaborationen. Wir konnten Lilly einige Details zur Hochzeit entlocken und haben sie nach ihren Highlights des Sommers befragt. Außerdem kehrt die in Zürich aufgewachsene Künstlerin zu Beginn der Herbstsaison an einen für sie äußerst besonderen Ort zurück …
Hallo, Lilly. Schön, dich wieder bei uns zu haben und zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Du hast kürzlich deinen langjährigen Partner Egbert geheiratet. Wie war die Hochzeit? Habt ihr groß gefeiert?
Hey, vielen Dank! Wir sind immer noch geflasht von diesem Tag, er hätte nicht schöner sein können. Wir haben bei uns in Holland am Strand im eher kleineren Kreis mit unseren beiden Familien und engsten Freund*innen gefeiert. Es war einfach perfekt so!
Wir müssen es einfach fragen: Lief Techno bei eurer Trauung?
Haha, das ist schon witzig, wie das jeder wissen will. Also: Ursprünglich wollte Thomas Schumacher ein eher House-lastiges Set spielen, allerdings hat er mich zwei Wochen vor meiner Hochzeit sitzen lassen. Ich habe dann einen sehr coolen kommerziellen DJ gebucht, da Egbert und ich auch gar keine Techno-Hochzeit wollten. Es will ja nicht unbedingt jeder Techno auf einer Hochzeit hören. Es lief zwar einmal „Elektriciteit“ von Egbert, da dies der Track ist, wegen dem wir uns kennengelernt haben, ansonsten liefen aber viel House und diverse bekannte Hits. Die Stimmung war einfach sensationell. Ich muss jedoch sagen, dass es echt eine schwere Entscheidung ist, als DJ einen DJ auszusuchen, hehe …
Ihr gebt nicht nur vor dem Altar ein Dreamteam ab, sondern auch im Studio. Was gibt es hier an Neuigkeiten und hat sich durch eure Hochzeit irgendetwas geändert?
Oh, wir haben so viele neue Tracks produziert, dass wir momentan gar nicht wissen, welchen wir zuerst promoten sollen. Nein, durch die Hochzeit hat sich nichts geändert, wir dachten zwar, dass wir durch die ganzen Vorbereitungen noch weniger Zeit im Studio haben würden, allerdings habe ich festgestellt, dass je mehr bei mir im positiven Sinne passiert und je erfolgreicher alles wird, mein Team umso produktiver und motivierter ist. Die Hochzeit, die übrigens drei Tage vor meinem Mainstage-Auftritt beim Tomorrowland war, hat uns also alle noch viel mehr beflügelt, weiter Vollgas zu geben!
Du hast es bereits angeteasert. In diesem Sommer hast du erneut bei den ganz großen Kalibern à la Tomorrowland & Co. gespielt. Erwähnenswert ist aber auch die Nature, wo du einen ganz besonderen Auftritt hattest.
Ich liebe meine deutschen Fans und die deutsche Techno-Szene mit ihren mega Festivals und Clubs einfach. Die Nature One ist wirklich ein Riesen-Highlight! Das ganze Team von I-Motion ist richtig cool. Bei ihnen steckt ganz viel Liebe und Effort drin, das merke nicht nur ich als Artist, sondern auch mein Team. Bei meinem Manager fühlt es sich fast so an, als würde er keine Business-, sondern Freundschaftscalls mit I-Motion führen.
Vertreten warst du auch mit einem eigenen Wagen auf der diesjährigen Street Parade in Zürich. Wie hast du das Spektakel erlebt?
Okay, das war einfach unfassbar! Erst einmal muss ich dazu sagen, dass das alles ohne das Team von We Love Techno Switzerland nie möglich gewesen wäre. Sie sind wirklich großartig und die Zusammenarbeit mit meinem Manager lief tadellos. Diese fünf Stunden auf dem Truck, in meiner alten Heimat – in der ich damals angefangen habe aufzulegen – zusammen mit Egbert, Joyhauser, Frankyeffe, Jose Bonetto und fast einer Million Techno-Fans werde ich niemals vergessen. So viel Liebe, Leidenschaft zur Musik, Positivität und Frieden habe ich noch nie gefühlt. Ich würde wirklich sagen, dass dies die beste Party ever war! Kann man sich übrigens auf meinem YouTube-Kanal auch nochmal anschauen, wir haben alles gefilmt.
Der Festivalsommer neigt sich dem Ende entgegen. Welche Highlights erwarten dich noch auf den letzten Metern und was hat dich in diesem Jahr besonders bewegt – abseits deiner Heirat?
Ja, jetzt geht es bald wieder los mit den Clubs, aber natürlich auch wieder mit internationalem Touring. Im September mache ich diesmal etwas weniger Gigs (gut, immerhin acht und es gibt noch einige Anfragen …), aber ab Oktober bin ich bis Weihnachten eigentlich wieder konstant unterwegs, u.a. mit langen Tourneen in den USA, Australien und Indien.
Für mich war dieses Jahr mein „Jahr der Unabhängigkeit“. Wir haben uns darauf konzentriert, (außer mit Tomorrowland Music) nur eigene Projekte durchzuführen, wodurch ich genau mein Ding machen konnte, ohne mich irgendwelchen Erwartungen beugen zu müssen. Man verliert dadurch vielleicht kurzfristig die ein oder andere Möglichkeit, aber langfristig kann man seinen Namen und seine Brand einfach viel besser etablieren. Erst das hat Dinge wie meinen Spannung-Truck auf der Street Parade oder meine eigenen Nächte wie zum Beispiel im Ritter Butzke so erfolgreich gemacht, auch wenn diese Eigenständigkeit sicherlich nicht jedem gefällt.
Den Herbst läutest du mit einem Gig im legendären Airport in Würzburg ein, das sein 40-jähriges Bestehen feiert. Ein ganz besonderer Club für dich, oder?
Ja, das stimmt, ich komme ja aus Schwabach bei Nürnberg, ganz in der Nähe von Würzburg. Das Airport war für uns damals eine der besten Adressen, um feiern zu gehen. Ich bin auch echt oft alleine dorthin, das war wie Therapie. Sobald ich meinen Führerschein hatte, ging es ab ins Auto und zum Feiern ins Airport und wieder zurück, alles immer komplett nüchtern. Ich hatte immer eine tolle Zeit dort!
Wann warst du zum ersten Mal dort? Inwiefern hat sich der Club seitdem verändert?
Das ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr so richtig daran erinnern kann. Ich denke, gute 14 bis 15 Jahre. Ich freue mich eher darauf, wieder da zu sein, um zu sehen, wie sich der Club entwickelt hat.
Ich weiß, DJs wollen niemanden verärgern, aber hast du eigentlich einen Lieblingsclub und wenn ja, wieso?
Hehe, stimmt, das ist echt immer so eine „Hass-Interviewfrage“ von uns Artists. Aber Scherz beiseite. Es gibt einfach zu viele tolle Clubs, um nur den einen rauszupicken und da ich ja noch nicht so lange dabei bin und zwischendurch auch noch zwei Jahre Pandemie waren, gibt es auch nicht viele Clubs, in denen ich allzu oft und regelmäßig aufgelegt habe. Am häufigsten war ich bisher im Ritter Butzke und diesen Club muss man einfach lieben.
Du bescherst unseren Leser*innen den Mix des Monats September. Was dürfen wir erwarten? Sind unveröffentlichte Tracks dabei?
Ja, ziemlich viele sogar! Es ist ein Live-Mitschnitt von meinem Set bei Loveland in Amsterdam, ich hoffe, es gefällt.
Bei unserem bislang letzten Interview im Mai haben wir unter anderem über deine Musikvideo-Premiere zu „Fall In Love“ gesprochen. Gibt es bald einen Nachfolger? Das Echo war ja überwältigend.
Danke für die Blumen. Das Ganze war ein erster Versuch und ein besonderes Projekt für mich. Ich werde mit Sicherheit wieder ein Video drehen, aber aktuell gibt es keine konkreten Pläne.
Apropos Pläne: Wie sieht das Geschehen auf deinem Label Spannung Records aus? Gibt es Neuigkeiten?
Wir werden jetzt regelmäßiger Releases planen und wollen uns dabei auch auf neue und unbekannte Talente fokussieren, was jedoch nicht heißt, dass nicht auch mal ein paar „Big Names“ dabei sein werden. Wir wollen Künstler*innen eine Plattform bieten, um zu wachsen und von unseren Erfahrungen zu lernen. Wir haben ein tolles Team mit sehr viel Erfahrung und Know-how am Start. Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich selbst diese Newcomerin und ich weiß, wie schwer es gerade am Anfang einer Karriere ist, wenn man versucht, seine Träume zu verwirklichen. Heute kann ich nicht ganz ohne Stolz sagen, dass mein Erfolg jede schlaflose Nacht, den Schweiß und teilweise auch alle Tränen wert war. Mein Manager Karl sagt „You’re the hardest working woman in the showbiz“. Ich möchte diese Erfahrung weitergeben und anderen DJs und Produzent*innen eine Chance geben. Ich bin mir bewusst, dass dies nicht der einfachste Weg ist, aber meiner war es ja auch nicht. Um diesen Weg zu gehen, suchen wir loyale Künstler*innen, die diese Journey mit uns machen wollen und das entsprechende Potenzial und Talent mitbringen.
Welche Releases stehen als Nächstes in den Startlöchern? Gibt es spannende Kollaborationen?
Als Nächstes kommt „My Fanatsy“ von mir. Die Nachfrage ist riesig und ich kann es kaum erwarten, den Track zu veröffentlichen. Im Anschluss folgt eine Kollaboration mit Eli Brown, die es ebenfalls in sich haben wird.
Aus dem FAZEmag 139/09.2023
Foto:
Text: Hugo Slawien
www.instagram.com/lilly_palmerdj