Logitech For Creators – Von zu Hause in die Welt

Wenn ich an den Tech-Hersteller Logitech denke, fallen mir spontan drei Dinge ein: Lan-Party, Dosenravioli und meine erste Surround-Anlage von Logitech. Das Schweizer Brand verband ich immer mit Tastaturen, Mäusen und anderen eher unauffälligen, aber wichtigen Accessoires rund um den heimischen Rechner. Ein Blick in die Firmengeschichte zurück zeigt, dass zumindest mein erster Eindruck ein Stück weit auch passt: Logitech erfand die erste Computer-Maus mit einer mechanischen Kugel und drei Funktionstasten – für uns heute ganz selbstverständlich. Seitdem ist die Produktpalette in jegliche Richtungen erweitert worden, was beim ersten Blick auf die Produktpalette der Logitech-for-Creators-Serie sofort auffällt: Alles zum Audio- sowie Video-Recording bietet Logitech hier an. Grund genug für uns, die interessantesten Tools aus diesem Spektrum für das FAZEmag auszusuchen und zu testen.

Logitech Blue Sona

Als dieses Mikrofon bei mir zu Hause ankam, erinnerte mich der Name Blue an einen legendären Mikrofonhersteller. Eine Google-Suche weiter wusste ich, dass ich hier richtig lag und Logitech Blue Microphones vor einiger Zeit übernommen hatte. Das ist schon einmal ein gutes Zeichen: Es gibt kein Blue-Mikrofon unter 100 Euro und so einige über 1.000 Euro. Wir sind damit eindeutig im Bereich von ernstzunehmendem Audio-Gear angekommen, und das Sona mit seinen 350 Euro liegt in einer Preisklasse zusammen mit Klassikern wie dem Shure SM 7 B oder Electrovoice RE 320. Ein Aspekt, bei dem Blue Mikrophones schon immer ganz vorne mit dabei war, ist der Look. Egal, in welchem Studio, die Mikrofone mit den schönen Namen Kiwi, Bottle oder Yeti waren sofort ein Schmankerl für das Auge. Wenn man jetzt noch daran denkt, dass Logitech das neue Modell für Streamer*innen, Podcaster*innen und Creator*innen konzipiert hat, ist der Look des Sona mindestens die halbe Miete wert. Und tatsächlich sieht das Ganze auch mehr nach einem Design-Objekt denn nach einem elektromagnetischen Schallwandler aus: minimalistisch, kantig, slick.

In Schwarz und in Weiß ist das Blue Sona zu kaufen, etwas mehr Farbe bringt der optionale knallrote Poppschutz ins Spiel. Im Paket dabei ist eine ebenso stylisch designte Halterung, ein Adapter für Mikrofon-Stative und eben der zusätzliche Windscreen beziehungsweise Poppschutz. Logitech gibt Streamer*innen ein dynamisches Mikrofon an die Hand, das recht ungewöhnliche Eigenschaften hat: Trotz des dynamischen Wandlerprinzips, das eigentlich eine sehr geringe Empfindlichkeit und enorm hohen Schalldruck verträgt, braucht das Sona kaum Vorverstärkung. Das liegt an den eingebauten „Clear-Amp“-Verstärkern. Hiermit wollte Logitech wahrscheinlich vermeiden, dass Podcaster*innen das Signal in einem günstigen, sehr rauschenden Interface vorverstärken und liefert lieber ein rauschfreies, lautes Signal direkt aus dem Mikrofon.

Die erklärte Zielgruppe sind Menschen, die streamen, podcasten, Tutorials produzieren oder sich immer wieder in professionellen Web-Meetings wiederfinden. Während sie sich mit einer Webcam filmen, soll das Blue Sona im Bildausschnitt zu sehen sein und erstens eine gute Figur machen und zweitens eine perfekte Klangausbeute der Stimme erzielen. Beim Testen war also Sprache der Hauptfokus – was ziemlich gut klappt. Aber auch Harmonie-Instrumente und Percussions wurden detailgetreu eingefangen. Da der Fokus aber auf Content-Creators liegt, ist der gesamte Aufbau so gemacht, dass man auch als Laie fast nichts falsch machen kann: Um die Hauptmikrofon-Kapsel ist noch eine zweite Kapsel gebaut, die Vibrationen abfedert. Die Mikrofon-Halterung federt Ruckler und Handling-Noises ziemlich stark raus, sodass man auch bei etwas Bewegung am Schreibtisch die Sprache noch gut versteht. Natürlich ist die Blaupause für so etwas eine Mikrofonspinne à la Neumann U87, doch die gefederte Halterung und die zweite Kapsel canceln wirklich viele Störgeräusche.

Ein weiterer Punkt, der die Sprache gegenüber Störgeräuschen deutlich betont, ist die Richtcharakteristik. Denn das Blue Sona ist eine Superniere und reagiert daher fast nur auf Schall von vorne. Geräusche wie Lichtbrummen, Tastaturklappern, laute Umgebungen oder Musik aus Lautsprechern werden somit fast ignoriert. Wichtig ist dann natürlich, dass man das Mikrofon auf den Mund beziehungsweise den Brustbereich der Sprechenden ausrichtet. Der oben erwähnte Poppschutz macht übrigens ebenfalls eine gute Arbeit: Im Test habe ich einen weiteren professionellen Poppschutz als Vergleich benutzt, um zu schauen, ob es einen Unterschied macht. Das Ergebnis zeigt: Nicht wirklich, denn das Sona holt schon sämtliche Explosivlaute aus der Stimme. Einige Störgeräusche wie Trittschall kann man mit dem integrierten Low-Cut-Filter direkt rausnehmen, während der zweite Filter die Stimmpräsenz bei 2 kHz anhebt. Diesen Eingriff in das Frequenzspektrum macht man am besten mit einem externen und etwas genaueren Equalizer, denn der „Presence“-Schalter boostet den Präsenz-Bereich schon eher zu deutlich.

Mit diesen Gedanken im Kopf braucht man jetzt nur noch ein XLR-Kabel sowie ein Interface und los geht es. Wer noch kein Stativ parat hat, kann für 129 Euro den passenden Schwenkarm bei Logitech kaufen, den man direkt am Schreibtisch festmachen kann. Übrigens finde ich nicht, dass man sich mit dem Blue Sona ausschließlich auf den Streaming-Markt ausrichten sollte. Denn auch bei musikalischen Signalen hat mir das Mikrofon gut gefallen. Mit 129 dB maximalem Schalldruckpegel kann man einiges mikrofonieren, was deutlich lauter als ein gewöhnlicher „Laber-Podcast“ ist.

Technische Daten:
Dynamisches Mikrofon
Superniere
Frequenzbereich: 40 Hz bis 18 kHz
Empfindlichkeit: 20,97 mV/Pa
Total Harmonie-Distortion: 0,06 %
Signal-Rausch-Verhältnis: 69,9 dB A-Gewicht
Max. Schalldruck: 129 dBSPL
Phantomspeisung: +48 V

Logitech Litra Beam

Auch wenn das zweite Gadget in diesem Test kein Gerät ist, aus dem in irgendeiner Form Sound rauskommt, kommt es ziemlich gut im FAZEmag-Studio an. Der Litra Beam ist eine 40 Zentimeter lange LED-Leuchte, die für das richtige Licht sorgt, wenn Kameras auf dich gerichtet sind: Denk dabei an Streams, Videomeetings, eigene Tutorials oder Videoshootings. Es geht einfach nur darum, ein stimmiges Lichtsetting zu erzeugen, ohne von der Umgebung abhängig zu sein. Ähnlich wie beim oben getesteten Blue Sona ist auch der Litra Beam sehr intuitiv und ohne Vorwissen zu bedienen.

Spannend ist, wie leicht und flexibel alles ist: In der Verpackung sind die Leuchte, ein Stativ und ein USB-Kabel. Mit dem Stativ kann man die Leuchte in der Höhe verstellen, sie vertikal und horizontal rotieren, sodass man drei mögliche Ausrichtungen hat. Im Betrieb kann man die Leuchte dann einfach vor oder hinter den Sprechenden platzieren, je nachdem, welchen Look man erzielen möchte. Das Licht wirkt sehr natürlich, kein Wunder mit einem Farbwiedergabe-Index von 93, aber sehr erstaunlich bei einem Preis von 119 Euro. Das Ergebnis ist sehr weiches, diffuses Licht, das einerseits sehr cineastisch, anderseits sehr erfrischend wirken kann.

Kommt das Licht zum Beispiel direkt von vorne, kann man auch auf zusätzliche Aufhellungen oder externe Softboxen verzichten. Somit hat man eine Lampe, die das gesamte Lichtdesign in einem Gerät bündeln kann. Anpassen lässt sich der Look entweder auf der Rückseite oder in der G-Hub-Software von Logitech, über die man die Lampe via Bluetooth steuern kann. Hier kann man die Helligkeit sowie die Farbtemperatur einstellen, um sich zwischen einer kalten und einer warmen Ästhetik zu orientieren.

Übrigens kommt aus der LED-Lampe tatsächlich kein Sound, vielmehr ist sie äußerst leise. Perfekt also für Audioaufnahmen. Während des Testzeitraums habe ich die LED-Leuchte auch als Schreibtischlampe während eines Konzerts in einem ansonsten dunklen Raum benutzt. Danach wurde ich öfter nach der auffallenden Leuchte gefragt, die Besucher*innen direkt sehr interessant fanden. Mit zwei Litra Beam kann man dann auch schon anfangen, einen ganzen Raum zu beleuchten und zu gestalten, indem man mit der Positionierung und Intensität etwas spielt. So etwas geht weit über den gedachten Zweck hinaus und macht die Lampe nicht nur catchy für Streamer*innen, sondern auch für Producer*innen und DJs.

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022
www.logitech.com/