
Luca-Dante Spadafora, geboren 1999 in Hörstein, ist zurzeit wohl einer der angesagtesten Akteure im elektronischen Kosmos. Der aufstrebende DJ und Produzent, der sich binnen kürzester Zeit einen Namen gemacht hat, hatte bereits früh eine kreative Ader: In seiner Jugend begeisterte er sich noch für das Filmen und spezialisierte sich auf Brickfilme – Stop-Motion-Animationen mit Lego-Steinen. Mit seinem Film „Raid“ gewann er beim Bayrischen Kinder- und Jugendfilmfestival 2018 sowohl die Anerkennung der Jury als auch den Publikumspreis, während sein Werk „Desaster“ den Preis des Bezirks Unterfranken erhielt.
Parallel zu seinen filmischen Erfolgen begann Luca-Dante im Jahr 2017, Musik über Plattformen wie Spotify, YouTube, Soundcloud und Instagram zu veröffentlichen. Seine Musik umfasst dabei Genres wie Techno, Hardstyle und House. Besonders bemerkenswert ist seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Tream und Sääftig. Den Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit erreichte Luca-Dante allerdings im letzten Jahr, als er gemeinsam mit Niklas Dee und Octavian einen Techno-Remix des Songs „Mädchen auf dem Pferd“ aus dem Film „Bibi & Tina“ veröffentlichte.
Der Track ging auf die Nummer 1 der deutschen Charts und wurde offiziell zum Sommerhit des Jahres gekürt. Seit Dezember 2023 veröffentlicht er zudem unter dem Pseudonym „Beats by Luca“ neue Produktionen und zeigt damit seine Vielseitigkeit als Künstler. Der Hype ist so groß, dass er in diesem Jahr die größten und renommiertesten Festivals der Republik bespielte, darunter auch das Parookaville.
Fangen wir ganz entspannt an – wer ist Luca-Dante Spadafora?
Haha, das fängt ja an wie in der Schule, wo die erste Frage bei der Prüfung direkt so schwer ist, dass man sie sich für später aufhebt. Ich bin in der Findungsphase und finde, ich bin ein ziemlich kreativer Chaot mit ambitionierten Zielen.
Was hat Aschaffenburg mit elektronischer Musik zu tun?
Nicht viel, würde ich sagen. Ich war zu meinen Aschaffenburg-Zeiten aber auch kaum feiern. Das erste Mal EDM habe ich damals 2011 mit Aviciis „Levels“ gehört. Das war Liebe auf den ersten Song.
Du hast ein sehr gutes Abi mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Entweder warst du ein mieser Streber oder du bist einfach klug. Was haben deine Klassenkamerad*innen über dich gesagt? Und was sagen sie zu deinem großen Erfolg? Hast du noch viele Freunde aus deiner Schulzeit?
Ich habe eher das Nötigste gemacht, und das immer auf den letzten Drücker. Aber ich war schon sehr ehrgeizig und habe mir selbst den Druck gemacht, um nach dem Abi an meiner Traumhochschule angenommen zu werden. Für die Filmhochschule HFF hat es aber dann aufgrund – Zitat – „mangelnder Lebenserfahrung“ doch nicht gereicht. Schon in meiner Schulzeit war ich sehr auf meine berufliche Entwicklung fokussiert. Witzigerweise
wurde ich in der Abizeitung auch auf Platz 1 bei „zukünftiger Promi“ und „Künstler“ gewählt. Ein paar Freunde habe ich schon noch aus der Schulzeit, aber das Studium hat uns alle ziemlich auseinandergerissen. Ich freue mich aber immer, alle zu sehen. Was sie heute über mich sagen würden, gute Frage. Ich glaube, viele haben immer an mich geglaubt und sind stolz.
Du hast sehr früh eine Begeisterung für Musik verspürt. Woher rührte diese? Haben dich deine Eltern dafür sensibilisiert oder mit welcher Musik bist du aufgewachsen?
Meine Mutter hat mich schon zu Kindergartenzeiten in die musikalische Früherziehung geschickt. Ich durfte mir am Ende dieser Zeit auch ein Instrument aussuchen, das war ein Klavier. Dann bin ich ab der 2. Klasse auch in den Klavierunterricht gegangen. In der 4. Klasse habe ich mit einem Freund, der Schlagzeug gespielt hat, eine „Mini-Band“ gegründet, bis ich dann in der Schulrockband und später in der Musical-Band der Schule war. Meine Eltern selbst haben nie ein Instrument gespielt. Wir haben früher oft CDs aus den 80ern gehört, Neue Deutsche Welle halt. Und als Kind war ich großer Fan von Pop, Punk und Rockmusik, das war ja das Ding zu der Zeit. Zu EDM hatte ich damals noch keinen Bezug.
Eure Schulband hat ein Stück von dir öffentlich aufgeführt. Das klingt nach einem Durchmarsch in Richtung Musikkarriere. Trotzdem hast du dich nach dem Abitur eher in Richtung Filmemachen orientiert. Wieso?
Das stimmt. Ich war sehr aufgeregt, mir war sehr schlecht und ich habe mich im Solo mal eben verspielt vor ein paar hundert Menschen, haha. Das alles war nur ein Hobby für mich, mein Ausgleich zum Filmemachen. Mit Musik konnte ich meine Gedanken ordnen und dabei abschalten. Vielleicht hatte das sogar etwas Meditatives. Für meine Kurzfilme, die ich zu der Zeit gedreht habe, wollte ich dann eigene Stücke komponieren und
habe Garageband als erste DAW genutzt. Ich wollte, dass irgendwann Millionen Menschen durch meine Geschichten gefesselt werden, lachen oder weinen oder einfach eine gute Zeit haben. Beim Filmedrehen und Schneiden war ich hyperfokussiert und habe alles um mich herum vergessen, alles hat sich nur um dieses Thema gedreht. Natürlich wollte ich das dann auch studieren. Heute hat sich das alles aufs Musikmachen übertragen.

Welcher Film war für dich die Initialzündung, selbst Filme drehen zu wollen?
Das hat einfach so angefangen. Ich habe mit Lego gespielt und diese Geschichten dann mit einem Camcorder festgehalten, da dürfte ich so acht Jahre alt gewesen sein. Als ich mit zehn Jahren „Vergessene Welt: Jurassic Park“ gesehen hatte, war’s um mich geschehen, haha. Mein absoluter Lieblingsfilm. So etwas wollte ich auch erschaffen.
Du hast einen Anti-Kriegsfilm mit dem Titel „Kameraden“ gedreht. Erzähle uns mehr dazu.
Ich habe monatelang recherchiert, das Drehbuch geschrieben, Freunde gecastet, ein Crowdfunding über 2.000 Euro gestartet, gefilmt, Regie geführt, geschnitten, gegradet, Soundtrack inklusive Score und auch visuelle Effekte gemacht. Neun Monate hat das gedauert. „Kameraden“ handelt von einer vierköpfigen Gruppe junger Soldaten, die sich im Jahr 1944 auf dem Vormarsch nach Warschau befindet. Dann werden sie das erste Mal mit dem Grauen des Krieges konfrontiert. Es ist ein ziemlich brutaler und emotionaler Film, der tatsächlich einige zum Weinen gebracht hat.
2017 hast du deine Vorliebe für elektronische Musik entdeckt. Was war neben Avicii hier die Initialzündung?
Ich habe 2017 mit Garageband und recht bald danach mit Logic Pro meine Filmmusik-Software gefunden. Da waren die Synthesizer und elektronischen Drum-Kits nicht weit entfernt und ich habe ab und zu mal etwas probiert. Als ich kurz darauf den Film „We are your friends“ mit Zac Efron gesehen hatte, mitsamt der Szene, in der er die Menschen mit seiner Musik mitreißt, hatte ich wohl das erste Mal dieses Kribbeln im Bauch: „Mit Musik kann ich auch Menschen kreativ erreichen.“ Mein erster elektronischer Song „Alpha“ folgte in derselben Nacht und war absolut räudig, aber voller Enthusiasmus (lacht).
Vielerorts wird deine Musikrichtung als Hypertechno bezeichnet. Wie findest du diese Klassifizierung und wie bezeichnest du selbst deine Musik?
Egal, welchem Genre man seine Musik zuordnet, man wird in den TikTok- und Reel-Kommentaren von irgendeinem selbsternannten Klassifizierungs-Guru eines Besseren belehrt. Und genau deshalb nutze ich Begriffe wie Techno oder Hardstyle oder Uptempo. Das triggert schön den Algorithmus. Hypertechno finde ich schwierig. Lasse ich mich da in eine Schublade stecken, sterbe ich mit dem Begriff, siehe Slap-House. Ich bediene mich bei so vielen verschiedenen Genres wie Psytrance, Rawstyle, Hard-Techno, Drum ’n‘ Bass. Nennen wir meinen Style einfach mal „Musik mit Bass“.
Dein Durchbruch war zweifellos „Mädchen auf dem Pferd“. Ein Track, der sehr erfolgreich war, dich aber auf gewisse Weise in eine Schublade manövriert hat. Wie siehst du den Erfolg des Tracks? Bist du dankbar für den Hype, der damit einherging, oder wäre der Erfolg auch mit einer anderen Nummer irgendwann gekommen?
So krass schubladig ist es heute gar nicht mehr, finde ich. Zumindest merke ich bei meinen Shows, dass die Leute allgemein meine Musik feiern und wegen neuen Tracks am Start sind. Aber klar, wenn jemand fragt, was ich so für Musik mache, nenne ich natürlich meinen bisher größten Erfolg. Ich bin meiner Ex-Freundin unglaublich dankbar, die den Song seinerzeit unbedingt von mir geremixt haben wollte und mich zwei Wochen damit genervt hat, bis ich ihn ihr zum Geburtstag geschenkt habe. Dass ausgerechnet dieses Ding, das ich in wenigen Stunden mit Fieber und Corona auf meinem Bett zusammengebastelt hatte, zum Sommerhit des Jahres 2023 wird, will immer noch nicht in meinen Kopf. Den Hype danach habe ich gut genutzt, um meinen Namen in der Szene zu festigen. Der Song hat meine Karriere definitiv beschleunigt und viele Türen geöffnet. Mein Mentor meinte aber, es wäre jedoch nur eine Frage der Zeit gewesen. Und der Meinung bin ich auch.
Du remixt bzw. produzierst dich ein bisschen durch die jüngere und etwas ältere Musikgeschichte. Icona Pop, Snap!, Sigma. Alles recht unterschiedliche Stücke, denen du deinen eigenen Touch verliehen hast. Nach welchen Kriterien suchst du Stücke aus?
Es ist eigentlich nur das, worauf ich gerade Bock habe. Viele der Songs sind aus meiner Kindheit bzw. frühen Jugend und daher für mich und andere in meinem Alter nostalgisch. Beispielsweise meine letzte Single „Nobody to Love“ zusammen mit Sigma, den Song habe ich mit meinem Manager auf Autofahrten zu den Shows mehrmals in einer Playlist gehört und konnte ihn mir in meinem Style gut vorstellen. Nach ein paar Stunden stand die erste Skizze. In den letzten Monaten habe ich mir trotzdem immer mehr Gedanken machen müssen, welche Songs auch wirklich Hit-Potenzial haben. Wichtig ist mir jetzt vor allem, mehr Originals zu bringen, die so einen Impact haben, dass sie vielleicht in zehn Jahren auch von anderen geremixt werden. Deshalb bin ich gerade oft in Sessions mit anderen Künstler*innen, um den nächsten Hit zu schreiben. Da könnt ihr euch in nächster Zeit auf einige Banger freuen.
Die aktuelle Single „Nobody to Love (By Luca)“ von Luca-Dante Spadafora, zusammen mit den Original-Interpreten Sigma:
Du bist gerade einmal 25 Jahre alt. Inwiefern gibt es Momente, in denen du Gelegenheit hast, deinen kometenhaften Aufstieg zu reflektieren? Wie weit planst du deine nächsten Schritte im Voraus?
Was da letztes Jahr abging, ist wirklich heftig und viel auf einmal gewesen. „Mädchen auf dem Pferd“ hat alles auf den Kopf und meine zwischenmenschlichen Beziehungen und meine Stressresistenz auf die Probe gestellt. Als der Song auf die 1 der deutschen Charts ging, habe ich zeitgleich meine schlimmste Phase durchlebt. Ich habe meine erste Trennung durchlebt, meinen Abschlussfilm an der Hochschule gedreht, fast jeden Tag Interviews gegeben, weil wir zum Sommerhit des Jahres gewählt wurden und meine ersten großen Shows gespielt, teils auch im Ausland. Das kam alles auf einen Schlag. Und es gab wirklich wenig Möglichkeit zum Reflektieren. Im Januar waren wir drei Wochen in Thailand, um rauszukommen, aber da hat man wieder so viel erlebt, dass man alles andere auch nicht wirklich verarbeiten konnte. Für die nächsten Monate haben wir natürlich einen groben Plan, aber ich habe schnell gemerkt, dass man nicht viel planen kann, da die Trends so wechselhaft sind. Zum Glück bin ich ziemlich anpassungsfähig, was das angeht. Wenn alles so klappt wie geplant, werden aber bald sehr, sehr coole Sachen dazukommen.
Du hast in diesem Jahr auf vielen bekannten und großen Festivals gespielt. Wie waren diese Erfahrungen für dich?
Das stimmt. Ich bin ja quasi ins kalte Wasser geworfen worden und war von 0 auf 100 plötzlich auf einigen der größten Festivals Deutschlands. Ich habe pro Woche im Schnitt drei Shows gespielt, was recht schnell anstrengend wird, wenn man bei jedem Gig 200 Prozent gibt. Aber es hat sich gelohnt: Das Feedback war brutal, und deswegen wird weiter durchgezogen. Das Parookaville war der Abschluss einer harten Woche mit vier Shows und vier Flügen. Wir sind absolut fertig dort angekommen. Die Größe des Festivals hatten wir bis zu dem Zeitpunkt irgendwie nicht auf dem Schirm. Ich meine, die Backstage hatte sogar einen eigenen McDonald’s. Wie eine eigene kleine Welt.
Der Auftritt war tatsächlich einer der heftigsten Plottwists meiner Karriere. Der Act vor uns hatte unter 100 Leute auf der relativ kleinen „BrainWash“-Stage. Es sah nach Regen aus und ich war absolut enttäuscht. Doch fünf Minuten vor Beginn standen da plötzlich Tausende Leute, die eine Energie hatten, die ich noch nirgends gesehen hatte. Das müssen am Ende so 5.000 Menschen gewesen sein. Was für eine geile Crowd. Und dann noch ein emotionaler Abschluss als Special Guest bei HBz auf der Bills Factory Stage vor 25.000 Leuten. Ich habe so Bock auf nächstes Jahr. Das alles wird auch in der Doku „Fiebertraum“ zu sehen sein, die wir die Saison über gedreht haben und deren Release für Ende des Jahres geplant ist.
Einer der wohl ausgefallensten „Gigs“ von Luca:
Du releast sehr viele Tracks in relativ kurzen Abständen. Wie viele Stücke hast du noch in der Schublade und wie viele wurden letztendlich abgelehnt, weil sie den Qualitätsansprüchen von dir oder deinem Label nicht entsprachen?
Ich bin ein Fan von hohem Output. Ich will meinen Hörer*innen einfach ganz viel neue Musik liefern, und jeden Song, der releast wird, sehe ich als ein Los mehr in der Hit-Lotterie. Das ist auch der Grund, weswegen ich neben meinem Hauptprofil als Luca-Dante Spadafora noch mein zweites Profil „Beats by Luca“ habe. Da kommen eher meine ausgefalleneren Projekte rein. Es liegen gerade trotzdem noch bestimmt ca. 30 unreleaste Ideen herum. Wenn ich etwas veröffentlichen möchte, erscheint das aber eigentlich immer, und auch recht zeitnah. Da ist mein Label echt cool.
„Position gefunden (Blitzer App)“, die aktuellste Single unter dem Projekt-Namen Beats By Luca:
Kommen wir zu den Shortcuts. Wie viele Heiratsanträge hast du schon bekommen von Mädchen, die gerne reiten?
Zum Glück noch keinen direkten Heiratsantrag, haha. Aber dafür ganz viele weitere Remixvorschläge.
Welche drei Nummern auf deinem Mobiltelefon rufst du am häufigsten an?
Meinen Manager Jonas, mein Label und meine Mama.
Welche sind deine Lieblingssneaker?
Ganz klar die Air Force 1 White, aber es wird Zeit für etwas Neues.
Was ist dein Lieblingssport?
Tennis eigentlich, aber dafür habe ich im Moment wenig Zeit. Vielleicht das Auspowern auf der Bühne zurzeit? (lacht)
Welche ist deine Lieblingsmannschaft?
Da bin ich raus, sorry (lacht).
Drei Orte in Aschaffenburg, an die du immer gerne zurückkehrst.
Mein Zuhause, zu Oma und Opa und zu meinen Freunden.
Drei Spitznamen, die du während der Schulzeit bekommen hast.
Ehrlich gesagt habe ich nie einen bekommen, ich war eher der, der sie an jeden verteilt hat.
Drei Tracks, die du gerne einmal bearbeiten würdest.
Kommt ganz drauf an, worauf ich derzeit Bock habe. Bei Songs von Avicii kribbelt es mir schon lange in den Fingern, aber die sind irgendwie ein unberührbares Heiligtum.

Die Single „Somebody To Love (By Luca)“ von Luca-Dante Spadafora x Sigma ist am 16. August 2024 via 3Beat Productions erschienen. „Position gefunden (Blitzer App)“ unter dem Zweitprojekt Beats By Luca ist am 6. September 2024 via Crash Your Sound erschienen.
Aus dem FAZEmag 151/09.2024
Text: Triple P
Credits: Marek Hofmeister, Joel Bougnot, Niclas Ruehl
Web: www.instagram.com/lucadantespadafora