Marc DePulse – Hand in Hand

Credit: Teodora Andrisan


Wenn die letzten Monate, vor allem die von der Pandemie geprägten Wochen unter Garantie eines gemein hatten, dann war es die Tatsache, dass wir alle im selben Boot saßen. Die Szene auf Pause, die Club-PAs nahezu weltweit verstummt. Genau diesem Thema widmet sich Marc DePulse auf seinem dritten Langspieler „Together Alone“, das am 3. Juni auf dem prestigeträchtigen Label Katermukke erscheint. Alle 13 Titel sind dabei in Kollaborationen entstanden, insgesamt zwölf Künstler*innen waren neben DePulse selbst am Werk beteiligt, darunter Thomas Gandey, Jepe, Seth Schwarz, Carsten Halm und auch Sängerin Eleonora, mit der „To Be Written“ bereits vorab als Single-Auskopplung erschienen ist.

Die Idee zum Album entstand dabei bereits im ersten Lockdown im Frühjahr 2020, berichtet Marc: „Während dieser Zeit habe ich mich mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht, wie wir für uns das Beste aus der Situation herausziehen können, denn schließlich saß jeder ,allein‘ daheim. Der Gedanke, daraus etwas ,zusammen‘ zu machen, wuchs – und somit auch schon der Titel für das Album.“

Mit anderen Akteur*innen kollaboriert hat er dabei schon immer gerne, vor dem Album z.B. mit Several Definitions, Rafael Cerato oder auch Darin Epsilon: „Das wollte ich auf ein völlig neues Niveau heben und ursprünglich hatte ich vor, jeden einzelnen Act im Studio zu besuchen, die Restriktionen haben uns allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. So ist das Projekt komplett digital entstanden, d.h. wir haben uns über E-Mail, Telefon, Video-Call oder schlichtweg Chat unterhalten, Spuren ausgetauscht, Ideen geteilt und entwickelt. Den finalen Feinschliff habe ich gemacht. Jede Produktion wurde also in meinem Studio finalisiert.“

Insgesamt sechs Monate hat das Projekt gebraucht: „Ein Collabo-Album geht tatsächlich schneller von der Hand, denn man hat ja gefühlt nur 50 Prozent der Arbeit. Dennoch war es schwierig, alles zeitlich, kreativ und organisatorisch unter einen Hut zu bekommen und vor allem den roten Faden zu behalten. Musikalisch unterscheiden sich alle Acts sehr voneinander. Daher war es meine Aufgabe, aus all diesem unterschiedlichen Input eine Geschichte zu kreieren, sie ineinanderfließen zu lassen, ohne dabei einen Spannungsabfall zu haben. Es sind viele Genres vertreten, aber das ist grundsätzlich normal bei Alben, wie ich finde. Es ist sehr facettenreich geworden, teils poppig, aber vor allem weiter weg vom üblichen Club-Content. Genau das war von Beginn an mein Ziel.“ Generell unterscheidet sich das Werk sehr von seinen zwei bisherigen Langspielern, findet Marc DePulse. Vor allem frühere Einflüsse machten sich heute deutlicher bemerkbar: „Auf  beiden Alben zuvor hatte ich Features mit Sänger*innen, aber ansonsten waren es Solo-Projekte. Vor allem meine 1980/90s-Einflüsse sind heute deutlicher zu hören. Ich denke nicht, dass ich nochmal so ein Collab-Album machen würde, aber ausschließen will ich es auch nicht.“

Mit Dirty Doering, seines Zeichens Label-Chef von Katermukke, pflegt DePulse bereits seit vielen Jahren eine freundschaftliche Beziehung: „Ich mochte schon immer den Output auf dem Label. Dass es musikalisch mit uns passt, hat aber ein Stück gedauert. Das liegt daran, dass man sich immer mal voneinander wegbewegt, um irgendwann wieder eine gemeinsame Schnittmenge zu haben. Seit vielen Jahren finde ich mich musikalisch auf Katermukke wieder und wusste ab der ersten Minute, dass ich mein Album dort releasen möchte. Velten hat mir auch von Beginn an freie Hand gelassen. Das ist mental immer sehr wichtig, denn so produziert man ohne Handbremse einfach frei drauf los und kann sich besser entfalten.“

Auf seinem eigenen Label JEAHMON! erfreut sich DePulse eines Hypes, der seit gut zwei Jahren anhält und das Imprint zu einem der führenden Indie-Dance-Label werden ließ: „Von vielen großen und angesagten Künstler*innen bekommen wir mittlerweile Demos, die gern bei uns releasen möchten. Ich habe während der Pandemie auch viel Zeit und Arbeit investiert, das Label im Hintergrund neu aufgestellt, von Vertrieb, Grafiken bis hin zu PR, und ernte nun die Früchte dafür, wie es scheint. Es macht Spaß zu sehen, wie sich alles so positiv entwickelt und darauf will ich natürlich die nächsten Jahre aufbauen. Die nächsten acht Releases stehen schon in den Startlöchern und da kommen einige Granaten (lacht).“ Generell stehen in den kommenden Wochen zahlreiche Shows auf seiner Agenda, dafür etwas weniger Output als sonst: „Die letzten Jahre kam ja wirklich jeden Monat mindestens ein Release von mir raus. Das wird sich jetzt alles etwas beruhigen, auch damit ich wieder mehr Zeit für meine Familie finde und in Ruhe Pläne für die Zukunft schmieden kann. Irgendwo ist ein Album ja auch immer ein Abschluss einer Schaffensperiode. Daher wird es mal wieder Zeit für den Reset-Knopf.“

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Aus dem FAZEmag 124/06.2022
Text: Lisa Bonn
Foto: Teodora Andrisan
www.instagram.com/marc_depulse_mdp