
Handyverbot auf dem Dancefloor: eine Debatte, so alt wie Methusalem. In Berlin – und mittlerweile auch in London und auf Ibiza – werden die Kameralinsen deshalb heutzutage in vielen Clubs am Eingang abgeklebt. Zumindest das Fotografieren und Filmen soll auf diese Art und Weise unterbunden werden, um den Clubgängern ein möglichst intimes und atmosphärisches Feiererlebnis zu garantieren. Die Praxis gilt zwar größtenteils als akzeptiert und wird meist sogar befürwortet, doch einigen „Berghain Ultras“ ist das Abkleben der Kameras noch nicht genug. Angeregt von Miss Kittin, ist im Netz eine Diskussion darüber entbrannt, ob Mobiltelefone grundsätzlich auf dem Floor verboten werden sollten.
Wie die Berliner Zeitung berichtet, habe sich die Französin in einer Instagram-Story zu der umstrittenen Thematik geäußert. Auf die Frage, warum sie selbst keine Berghain-Sound-Videos (Video- und Tonaufnahmen mit abgeklebter Linse) teilt, schrieb sie: Bei allem Respekt, ‚kein Telefon‘ bedeutet: kein Telefon. Es bleibt in eurer Tasche.“
Eine Ansicht, die offenbar nicht jeder teilt: immer wieder posten Fans und auch Künstlerinnen und Künstler besagte monochrome Videoschnipsel aus dem Techno-Tempel auf Instagram & Co.
Für die 51-Jährige ein Grund zum Appell an ihre DJ-Kollegen: Sie sollten doch bitte ihren Narzissmus überwinden, damit das Berghain ein „Safe Space“ bleiben kann: „Was im Berghain geschieht, bleibt im Berghain und in unsern Herzen.“
Angeregt hat Miss Kittin mit ihrer Aussage nun offenbar auch eine Diskussion auf reddit, wo viele Nutzer noch einen Schritt weitergehen und ein komplettes Verbot aller Handys im Berghain in Erwägung ziehen. „Wärt ihr dabei, euer Telefon an der Garderobe abzugeben?“, fragt ein User, der die Debatte mit der Frage „Ist es an der Zeit, Telefone zu verbieten?“ auf der Plattform ins Rollen gebracht hatte. „Gibt es einen Grund, warum das keine gute Idee ist? Ich glaube, zu viele Leute haben die Nase voll davon, dass Leute filmen, simsen und soziale Medien nutzen, manchmal sogar direkt vor dem DJ“, schreibt er.
Zwar gehen viele Nutzer mit dem Thread-Ersteller konform, doch es gibt auch Gegenstimmen. Einer beklagt, dass das Nutzen der Shazam-App zum Erkennen von Tracks nicht mehr möglich wäre, ein anderer liefert ein triftigeres Argument: „Verschwindet man zum Beispiel für längere Zeit von seinen Freunden/Lieblingen, weil man auf der Toilette ist oder jemanden getroffen hat und ihn nicht finden kann und kein Handy dabei hat, während die anderen überall suchen und sich fragen, ob sie in Sicherheit sind, kann das für manche eine sehr beunruhigende und beängstigende Erfahrung sein.“
Ein gänzliches Verbot von Smartphones auf der Tanzfläche wird wohl vorerst eine Illusion bleiben – zu unabdingbar ist die Technik mittlerweile innerhalb der zwischenmenschlichen Kommunikation. Eine galante Lösung dürfte also weiterhin bleiben, das Handy nur zum kurzen Check auf der Tanzfläche zu nutzen und es ansonsten nur außerhalb des Dancefloors hervorzuholen.
Oder um es abschließend mit den Worten eines Reddit-Users zu sagen: „Abseits der Tanzfläche ist es mir wirklich egal, ob die Leute ihr Handy benutzen, um Freunde zu finden, den Timetable zu checken oder Candy Crush zu spielen, während sie an ihrem Espresso-Martini nippen.“
Quelle: Berliner Zeitung
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