Museum of Modern Electronic Music – Alex Azary im Interview

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Neues Museum für Frankfurt am Main – das MOMEM kommt!

Das Museum Of Modern Electronic Music, ein Projekt, das vor drei Jahren von Alex Azary, Andreas „Talla 2XLC“ Tomalla und Stefan Weil ins Leben gerufen, steht vor seiner Verwirklichung. Auf einer Pressekonferenz am 23. Januar verkündete der Oberbürgermeister Peter Feldmann mit den drei Initiatoren, dass im Frühling die Schlüsselübergabe erfolgt und das MOMEM dann in die ehemaligen Räume des Kindermuseums an der Hauptwache zieht. Nun geht es endlich los. Zum aktuellen Stand der Dinge und den Museumsstart haben wir mit Alex Azar gesprochen.

Drei Jahre nach der Ankündigung, wie groß ist die Erleichterung, dass es endlich losgeht?

Die ist natürlich riesig, zumal über lange Zeit nicht klar war, ob wir die zugesagte Location wirklich bekommen können, da für die Stadt dort an der Hauptwache umfangreiche Umbaumaßnahmen anstehen. Deshalb sind wir sind sehr froh, dass wir mit den verantwortlichen Dezernenten den Kompromiss aushandeln konnten, die Räume zumindest so lange als Pop-up zu nutzen, bis der erste Bagger anrollt.

Setzt euch das Pop-up-Konzept jetzt vor neue Herausforderungen? Inwiefern sind eure bisherigen Pläne jetzt umsetzbar?

Natürlich ist es schon so, dass wir unsere Planungen umstellen müssen, zumal uns zu Beginn die Räumlichkeiten für zehn Jahre plus Option auf weitere zehn Jahre Verlängerung zugesagt wurden. Da wir die Räume vorerst nur für zwei bis vier Jahre vertraglich zugesichert bekommen, macht es keinen Sinn, mehr als ein Jahr für Umbaumaßnahmen aufzuwenden oder große Investitionen in Dinge zu stecken die gegebenenfalls nicht mobil sind. Aber wir sehen die Pop-up-Variante inzwischen durchaus auch als Chance – es gibt uns die Möglichkeit anders an die Planungen zu gehen. Das MOMEM kann dadurch natürlich wachsen und außerdem eröffnet es uns die Möglichkeit, noch in diesem Jahr zu starten.

Gibt es schon ganz konkret etwas Inhaltliches, was du uns verraten kannst, was den Besucher erwarten wird?

Ich hoffe, dass ich damit nicht schon zu viel verrate, aber als erste große Retrospektive wird ein Künstler/Act präsentiert, der wie kaum ein anderer eine Benchmark für das ist, was das MOMEM mittel- und langfristig an Relevanz, Tragweite und inhaltlicher Ausgestaltung bieten wird: musikalisch, stilistisch, ikonografisch, visuell – in Bezug auf Videos, Artwork, Bühnenappearance, Image usw. Ein komplettes Rundumpaket, das die kreative Inspiration und innovative Kraft dieses Kulturphänomens greifbar macht und auch für Außenstehende uneingeschränkt offenbart.
Wir haben für die Museographie und Szenographie einen Partner, der für die Besonderheit Sorge tragen wird. Ein interdisziplinäres Studio, das sowohl in technischer Finesse ,on the edge‘ ist: interaktive, generative Exponate und Räume, „Software Driven Spaces“, als auch in der inhaltlich fundierten Gestaltung von Ausstellungen und Museen: das Atelier Markgraph aus Frankfurt. Deren Mitinhaber und CCO Stefan Weil ist ein großer Freund der elektronischen Musik, der vieles miterlebt und mitgeprägt hat – u. a. hat er schon Mitte der 80er-Jahre unsere ersten Frontpage-Magazine gestaltet. Der Kontakt ist seitdem nie abgebrochen. Er und sein Team sind mit Herzblut bei der Sache.

Wie sind die letzten drei Jahre gelaufen? Habt ihr euer Konzept weiterentwickelt? Gab es Vieles vorzubereiten oder war man eher gehemmt, weil die Lage noch ungeklärt war?

Schon als wir unser Konzept 2015 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert haben, war es ziemlich ausgearbeitet und umfangreich. Dennoch haben wir die Zeit genutzt und mit diversen Künstlern, Labels und Organisationen Kontakt aufgenommen, unseren Inner Circle erweitert und vor allem auch mit Förderern und möglichen zukünftigen Markenpartnern gesprochen. Außerdem gab es die ersten wissenschaftlichen Anbindungen, wir haben im Rahmen von Symposien unser Konzept präsentiert und mit verschiedenen Hochschulen kooperiert. So haben im vergangenen Jahr mehrere Diplomanden der Studiengänge Innenarchitektur und Szenographie ihre Abschluss-arbeiten zum Thema MOMEM verfasst. Solche Kooperationen wollen und werden wir auch in Zukunft weiter ausbauen. Ansonsten haben wir uns auf die Politik und vor allem die neuen Dezernenten der Stadt konzentriert, um diese wieder mit ins Boot zu holen und von der Relevanz des MOMEMs zu überzeugen.

Wie kommt ihr an eure Exponate und welcher Art werden die sein? Werden z. B. auch Flyer, Plakate etc. gezeigt?

Die meisten Exponate müssen uns natürlich von den Akteuren, Künstlern, Clubs usw. zur Verfügung gestellt werden – wir haben da schon einiges beisammen und auch schon viele weitere die uns angekündigt bzw. zugesagt wurden. Das sind teilweise Sammlerstücke aus Clubs, aber auch Plattensammlungen, Geräte wie Synthesizer und Drum Machines, Artworks, Poster, Flyer bis hin zu Clubwear oder Bühnenoutfits. Dieter Meier hat uns beispielsweise das Yello-Archiv zugesagt. Was davon in welcher Form gezeigt wird, muss man sehen. Wir möchten langfristig eine speichernde Institution werden, ein Archiv der elektronischen Musik und Clubkultur allgemein.

Übrigens kann uns aber jeder gerne unterstützen. Wir haben dazu eine Spendenaktion gestartet. Jeder gespendete Euro wird in die Realisation dieses Projektes fließen. Alle Spender werden im Eingangsbereich des MOMEM namentlich, gerne auch mit Bild und Widmung (Gruß, Statement), auf unserer großen Infinity Disc sichtbar sein. Spenden kann man am besten online über unsere Seite www.momem.org. Dort bekommt man nochmal mehr inhaltliche Informationen und Eindrücke über den Stand des Projektes, findet die Onlineversion der Infinity Disc, unsere Inner Circle Members und vieles mehr.

Ostern könnt ihr ins Gebäude, gibt es denn schon einen Eröffnungstermin? Bzw. was glaubt ihr, wann es losgehen kann?

Die Schlüsselübergabe findet Anfang April statt, dazu werden wir eine große Pressekonferenz einberufen auf der wir sowohl inhaltlich als auch zeitlich unsere Planungen präsentieren. Wir hoffen und werden versuchen noch in diesem Jahr mit der oben genannten Retrospektive zu eröffnen. Es wird darüber hinaus bereits schon vorher – ab April – die ein oder anderen speziellen Events, Aktionen, Interventionen im Raum und auch eine mediale Bespielung der Außenfassade geben.

Gibt es denn schon Überlegungen für die Zeit danach oder ist das bisher noch völlig unklar?

Wir starten jetzt erst mal und das ist das Wichtigste: das MOMEM kommt, jetzt geht es los! Der Rest wird sich von Alleine ergeben. Schon im Vorfeld sorgt die Ankündigung weltweit für mediale Aufmerksamkeit und es ist bereits jetzt absehbar, dass wir mit dem MOMEM wieder Clubber, Musik- und Kulturinteressierte aus der ganzen Welt nach Frankfurt locken werden. Wenn es uns dann auch noch gelingt die kulturelle Relevanz unter Beweis zu stellen, kann ich mir gut vorstellen, dass uns die Stadt schon Ende des Jahres bitten wird, für das MOMEM ein eigenes großes Museum bauen zu dürfen. 😉

 

www.momem.org
www.markgraph.de
www.cosalux.com

 

Foto Alex Azary: Daniel Wöller