
London, Village Underground. Die Menge tobt, als der erste Synth-Akkord erklingt. „I Only Smoke When I Drink“ hat sich längst als Hymne etabliert – und das, bevor der Track überhaupt offiziell erschienen ist. Auf TikTok und Instagram wurde die Single millionenfach gehört und geteilt, was zu einer enormen Nachfrage nach dem Release führte. Für den Produzenten und Musiker nimino – mit bürgerlichem Namen Milo Evans – ist dieser virale Erfolg eine Bestätigung für sein musikalisches Gespür, auch wenn er selbst von der Geschwindigkeit überrascht wurde: „Wir wussten, dass der Track durchstartet, aber nicht, dass es so schnell und heftig passiert.“ Mit der am 21. März erscheinenden EP „Creek“ setzt nimino seine musikalische Reise fort.
Nach „Rooms on the Ark“ und „Woods“ taucht er diesmal in die komplexen Themen von zwischenmenschlichen Beziehungen und persönlichen Lastern ein. Doch anders als man es vielleicht erwarten würde, sind die Tracks keine lineare Erzählung. „Jeder Song steht für sich. Es geht weniger um eine einzelne Story als um die Sounds und Stile, mit denen ich mich in dieser Phase beschäftigt habe“, erklärt er. Seine Musik bewegt sich mühelos zwischen House, Hip-Hop und Garage – Genres, die er als offene Spielwiese betrachtet. Während ihn diese Vielseitigkeit zunächst schwerer greifbar machte, haben sich seine Fans mittlerweile an seine facettenreiche Klangsprache gewöhnt: „Anfangs war es schwierig, eine klare Position zu finden. Heute verstehen die Leute den roten Faden, der sich durch meine Musik zieht.“ Der kreative Prozess hinter „I Only Smoke When I Drink“ ist für nimino typisch: Zuerst entstehen die klanglichen Strukturen, erst dann entwickelt sich die passende Geschichte dazu. „Ich baue einen Song immer von der Soundebene aus auf. Das ist für mich, wie einen Kuchen um das Icing herum zu backen – andersherum fühlt es sich seltsam an.“ Auch bei dieser Single war es nicht der Text, der von Anfang an im Mittelpunkt stand, sondern die Idee, einen Track mit maximaler Wirkung für seine Live-Sets zu erschaffen: „Ich hatte einen House-Track, den ich immer als Abschluss gespielt habe – das Publikum ist dabei jedes Mal ausgerastet. Aber es war nicht mein Song. Ein Freund meinte dann: ‚Du musst so etwas in deinem eigenen Stil machen.‘ Also habe ich mich hingesetzt und genau das getan.“
Das Musikvideo zu „I Only Smoke When I Drink“:
Neben seinen eigenen Projekten arbeitet nimino immer wieder mit großen Brands und Künstler*innen zusammen. So komponierte er Musik für eine Lacoste x Zalando-Kampagne und remixte unter anderem Tycho. Diese Aufträge betrachtet er als separate künstlerische Herausforderung: „Jedes Projekt ist isoliert. Ich versuche immer, nur die Elemente hervorzuheben, die mich daran wirklich inspirieren.“ Dass er nun beim Ninja-Tune-Imprint Counter Records unter Vertrag steht, fühle sich für ihn wie ein natürlicher Schritt an: „Ich liebe das Label seit Jahren. Aber das Wichtigste war für mich, dass sie flexibel sind. In einer Zeit, in der Songs durch Social Media explodieren können, muss man schnell auf Veränderungen reagieren können.“
niminos Remix für Tycho:
Niminos Live-Show hat sich über die Jahre stetig weiterentwickelt. Neben aufwendig synchronisierten Visuals arbeitet er aktuell daran, sein Set instrumentaler zu gestalten – ein herausfordernder Prozess, den er jedoch mit Begeisterung angeht. „Ich muss meine Songs quasi neu auf verschiedenen Instrumenten lernen. Das ist irgendwie rückwärts gedacht, aber es macht Spaß.“ Mit einer bevorstehenden Nordamerika-Tour und einer Headline-Show im XOYO in London stehen große Momente bevor. Doch für nimino bleibt das wichtigste Ziel immer gleich: „Es geht darum, Songs zu machen, die ich liebe, und zu sehen, wie die Leute darauf reagieren – ob live oder online.“ Was nach „Creek“ kommt? „Soooo viel. Aber lasst euch überraschen.“
nimino live in London:
Zuletzt erschien die EP „Creek“, zu der es ein 20-minütiges Lyric-Video gibt:
Die EP „Creek“ von nimino ist am 21. März 2025 via Counter Records erschienen.
Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: Lisa Bonn
Credit: Yana Van Nuffel
Web: www.instagram.com/niminomusic