Oliver Hess – Einfach nur Musik machen

photo by Robin Wurster

Techno – ein auf ewig faszinierendes Mysterium. Wusstest du, dass das nur ein Genre von vielen im Bereich der elektronischen Musik ist? Wahrscheinlich schon … Oli weiß das auch. Er ist schon ein echt alter Hase unter den DJs. Er ist einer der Pioniere, die den Kölner Techno mit aufgezogen haben. 1988 hatte er zum ersten Mal ein Mischpult in der Hand. Kaum zu glauben, oder? 1994 fing er an, sich voll und ganz der elektronischen Musik zu widmen – in all ihren Facetten. Er zählte zu den Residents im Warehouse Club und sorgte mit seinen Sets für einige Abstürze. Wenn ich an Oli denke, erinnere ich mich gerne an diesen einen Abend im Odonien zurück, als ich ihn zum ersten Mal spielen hörte. Ich tanze meistens nicht viel und schon gar nicht lange. In diesem Fall tanzte ich die ganze Nacht durch. Im Anschluss fragte ich ihn nach einem Interview. Die Art und Weise, wie er Musik für sich verstanden hat und an sein Publikum weitergibt, faszinierte mich. Und das tut es noch heute. Oli ist alles andere als ein Geschäftsmann. Er ist ein Musiker, der seinen Traum verfolgt und nun, nach fast 30 Jahren im Musik-Business, sein eigenes Label ins Leben gerufen hat: Musikisegall.

Um Oli und seine Grundidee zu verstehen, muss man erst mal Oli verstehen. Er ist ziemlich unbegabt, wenn es um Technik geht. Der Mann hat einfach keine Ahnung, wie man einen Computer bedient. Ich schwöre es, wir hatten schon mehrfach das Vergnügen. Trotzdem schafft er es, Musik auf diese Weise zu produzieren: „Mit dem Internet bin ich nicht so konform. Mit dem Label kamen viele Sachen auf mich zu, die für mich nicht zu überwinden waren. Daran scheiterte es dann auch erst mal.“ Na ja, er hatte Glück, würde ich mal behaupten. Denn allzu lange musste er nicht warten, bis ihm Daniel Reinhold über den Weg lief, der Gründer von Suspected Music. „Eines Tages kam er auf mich zu und meinte, dass er mich unterstützen möchte. Da wir beide der Meinung sind, dass Musik auf Vinyl erscheinen sollte, wurden wir uns recht schnell einig“, erzählt er. So konnte Oli den ganzen organisatorischen Kram, den er ja doch nicht versteht, an Daniel abgeben und hatte Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Musik.

Wenn man mit Oli ein Interview führen will, muss man schon ziemlich starke Nerven haben. Eine normale Antwort bekommt man da nämlich nicht. Doch nicht nur er ist speziell, sondern auch seine Musik: „Ich möchte mich da nicht an irgendwelche Normen halten, das ist auch der Grund dafür, dass ich ein eigenes Label haben wollte. Ich bin 52 Jahre alt und mache Musik, weil es mir Spaß macht, und nicht, weil ich damit reich werden möchte.“ Er hat keinen Bock darauf, sich zu verbiegen, nur um im Anschluss in irgendwelche Sparten zu passen, die dann irgendwie doch zum Kotzen sind. „Ich mache einfach Musik. Musik, die mir gefällt“, sagt er immer wieder. Ich finde sie auch gut. Vor allem seine neue und damit die erste EP, die auf seinem eigenen Label erscheint. Als ich ihn fragte, um welchen Stil es sich dabei handle, bekomme ich nach zweimaligem Nachfragen sogar eine richtige Antwort: „Ich versuche, immer eine gewisse Art von Minimalismus reinzubringen. ,Call It‘ ist da ein gutes Beispiel. Der Track ist sehr konstant und hat nur ein Vocal und eine Hookline, die sich nach oben schrauben. ,Time Again‘ ist melodischer, für mich ist das etwas Ruhiges.“ Dabei folgt er keinen Regeln oder Richtlinien. Klar, hin und wieder muss auch er sich mal soundmäßig anpassen, weil es manchmal einfach nicht anders geht. „Ich glaube, das liegt einfach an meiner Generation. Heute ist alles in Schubladen aufgeteilt. In den 80ern ging man in die Disco und da gab es dann einen DJ, der einfach alles spielte. Funk, Soul, Disco oder auch mal Rock. Und aus jener Zeit komme ich eben. Für mich gibt es nur noch wenige, die einen kompletten Abend gestalten können.“

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