Panda Bear – Universelles Denken und Selbstverwirklichung

Panda Bear – so lautet der Künstlername von Noah Benjamin Lennox, der im Februar sein neues Album „Buoys“ auf Domino veröffentlicht hat. Nach „Panda Bear“ (1999), „Young Prayer“ (2004), „Person Pitch“ (2007), „Tomboy“ (2011) und „Panda Bear Meats The Grim Reaper“ (2015) ist „Buoys” nun bereits sein sechstes Soloalbum, das dieses Mal allerdings eine ganz andere Richtung einschlägt. Der Grund ist simpel: Lennox wollte sich nach eigenen Aussagen „nicht selbst wiederholen“. Koproduziert und am Album mitgemischt hat der New Yorker Rusty Santos, der schon an „Person Pitch“ mitgewirkt hat. Unter dem Einfluss ihrer gemeinsamen Begeisterung für Hip-Hop und inspiriert von einem anhaltenden Interesse an den Techniken der zeitgenössischen Musikproduktion, entstand ein Kunstwerk, das einen Meilenstein in Panda Bears jahrzehntelanger Musikkarriere darstellt.

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Aufgewachsen ist der Musiker, Singer und Songwriter sowie Gründermitglied seines Zweitprojektes Animal Collective in einer der wichtigsten Hafenstädte im US-amerikanischen Bundesstaat Maryland: Baltimore. In der Schulzeit lernte er Klavier und Cello und sang zusätzlich im Chor. Neben seiner musikalischen Begeisterung war Lennox auch ambitionierter Sportler im Fußball und Basketball. Deshalb unterstützte er das Basketballteam der Schule, in dem unter anderem auch sein Bruder Matt ein führender Spieler war. Eine weitere Passion im Leben des jungen Lennox war das Zeichnen. Dieser verdankt er heute seinen Künstlernamen, Panda Bear. Pandabären waren damals die Lieblingstiere des mittlerweile 40-Jährigen, die er immer wieder versuchte auf Papier zu bringen. Als er zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben begann, diese Zeichnungen für seine Mixtapes zu verwenden, war sein heutiger Künstlername geboren.

Während seiner Schulzeit lernte der US-Amerikaner durch Josh Dibb – besser bekannt als Deakin, Deaken oder Deacon – eines Tages David Michael Portner alias Avey Tare und Brian Weitz alias Geologist kennen. Dieses Treffen sollte dazu führen, dass die vier im Jahr 1999 ihre gemeinsame Popband „Animal Collective“ ins Leben rufen würden. Bereits die Jahre zuvor trafen sich die musikbegeisterten Jugendlichen, um in verschiedenen Gruppenkonstellationen gemeinsam Musik zu machen und Ideen auszutauschen. Im Jahr 2000 zog Lennox dann zusammen mit Deakin nach New York, wo sie zusammen musikalisch durchstarteten.

Vier Jahre nach seinem Umzug in die Weltstadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten zog es den passionierten Musiker in seine heutige Wahlheimat Lissabon. Seine Liebe für die portugiesische Hauptstadt entwickelte sich im Jahr 2013, als er dort nach einer langen Animal-Collective-Tour Urlaub machte. „Seit ich hier zum ersten Mal aus dem Flugzeug gestiegen bin, habe ich ein gutes Gefühl für diesen Ort“, sagt der gebürtige US-Amerikaner. Zudem fühle er sich mit der europäischen Lebensweise verbunden. Manche mögen von Glück reden, dass er sich für diesen Ort entschieden hat, denn Lennox lernte hier seine heutige Frau und Mutter seiner zwei Kinder kennen.

Schaut man sich Panda Bears Musikkarriere genauer an, stellt man fest, dass der Musiker und Produzent nicht nur mehr als zwei Jahrzehnte im Musikgeschäft tätig ist, sondern neben seinen sechs Soloalben auch zahlreiche Alben unter dem Namen Animal Collective produziert hat, zusammen mit den Bandkollegen Geologist und Avey Tare. „Spirit They’re Gone Spirit They’ve Vanished“ gilt heute als ihr erstes gemeinsames Album. Ursprünglich wurde es im Jahr 2000 unter dem Namen „Avey Tare und Panda Bear“ auf Animal veröffentlicht. Animal entstand aus dem von Joshua Dibb gegründeten Label „Soccer Star Records“ mit der Intention, Musik für Animal Collective zu veröffentlichen. Später entstand daraus das Label „Paw Tracks“, auf dem bis heute sowohl Animal Collective und Panda Bear veröffentlichen als auch Künstler wie Black Dice, Eric Copeland oder Dent May. Im Jahr 2001 folgte das zweite Album „Danse Manatee“, das vorerst unter dem Namen „Avey Tare, Panda Bear, and Geologist“ veröffentlicht wurde. Zahlreiche weitere Longplayer erschienen über die Jahre auf FatCat Records, Domino, My Animal Home oder Paw Tracks. Zu den letzten Alben von Animal Collective zählen „Tangerine Reef“, „Painting With“, „Centipede Hz” und „Strawberry Jam”.
Lennox’ eigene Produktionen sind sehr stark durch elektronische Genres wie Techno oder House geprägt. Ebenfalls hatten Künstler wie Aphex Twin oder Black Dice einen großen Einfluss auf seinen Musikstil; von beiden habe er sich für seine eigene Band viel abschauen können, wie der 40-jährige US-Amerikaner selbst sagt. Seit der Erstveröffentlichung seines selbstbetitelten Soloalbums im Jahr 1999 ist Panda Bear nicht mehr wegzudenken. In regelmäßigen Abständen produzierte er bis heute insgesamt sechs Soloalben. Sein drittes Album „Person Pitch“ aus dem Jahr 2007 ist dafür bekannt, dass es eine breite Palette nachfolgender Indie-Musik maßgeblich beeinflusst hat. Mit seinem neuen Album „Buoys“, das im Februar veröffentlicht wurde, wollte sich Lennox neu definieren; erneut holte er sich Inspirationen von Rusty Santos: „Er kam für eine eigene Arbeit vorbei und sprach über Musik, mit der er sich kürzlich beschäftigt hatte – hauptsächlich traurige Trap- und Reggaeton-Produktionen“, erklärt Lennox. „Wir sprachen über zeitgenössische Musik und die Produktionsprozesse und -techniken, die bei ihrer Entstehung verwendet wurden. Ich hoffte, die neuen Lieder in Musik zu übersetzen, die sich, wenn auch nur an der Oberfläche, den Ohren eines jungen Menschen vertraut anfühlen könnte.“ Thematisch geht es Lennox sowohl um das heutige Klima als auch um die Zukunft. „Was in der Welt vor sich geht, hat das Album definitiv beeinflusst“, sagt er. „Ich wollte universeller denken, wie die Verhaltenspsychologie; warum Menschen das tun, was sie tun“, erläutert er den lyrischen Inhalt von „Buoys“. „Ich hoffe, dass ich mit dem Album etwas tiefer graben kann.“

Text: Denise Kelm/@wayofdk  

Foto: Fernanda Pereira

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