Pratersauna Wien – Die Wahrheit über die Schließung

Pratersauna

Unzählige Gerüchte kreisten über die Zukunft des Wiener Kult-Clubs in den vergangenen Wochen und Monaten – nicht nur durch die elektronische Szene, sondern auch weit darüber hinaus. Auch wir berichteten über das Thema. Die beiden bisherigen Betreiber Hennes Weiss und Stefan Hiess schwiegen lange – nun lieferten sie Antworten dazu, was mit dem Club in der Waldsteingartenstraße 135 in der österreichischen Bundeshauptstadt passiert, der die Szene des Landes in den letzten sieben Jahren maßgeblich beeinflusste.

Im Interview mit dem Kurier bestätigen sie: „Wir steigen fix aus und können bestätigen, dass Martin Ho mit seiner Dots-Gruppe vom Verpächter als Nachfolger ausgewählt wurde. Es gibt noch einige ungeklärte Punkte, wir stehen aber kurz vor dem vertraglichen Abschluss.“ Gründe für den Ausstieg liegen mitunter in ihrem steigenden Alter und der damit verbundenen Entfernung zum Publikum, sagt Stefan. „Die Entscheidung stand schon länger im Raum. Was wahrscheinlich kaum jemand weiß: Ursprünglich hatten wir die Pratersauna immer nur als fünfjähriges Projekt geplant. Wir werden älter und entfernen uns von Jahr zu Jahr mehr vom Durchschnittsalter unserer Gäste, wir können uns also immer weniger in sie hineindenken. Wir können und wollen nichts verkaufen, was wir selbst nicht sind. Es sein zu lassen, war die logische Konsequenz. Es ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.“ Hinzu kam, dass sie und der Verpächter unterschiedliche Interessen hatten, sodass der sich nun für einen anderen Eigentümer entschied, berichtet Hennes. „Wir lieben nach wie vor den Spirit, aber das Gebäude war für uns immer ein Fass ohne Boden und eine gröbere Sanierung war nur mehr eine Frage der Zeit. Wir räumen somit das Feld, um dieser nicht mehr im Weg zu stehen.“

2008 war es, als Weiss und Hiess ihr Projekt starteten. Nun fühlten sie sich zunehmend wie in einem „Hamsterrad“ und bemerkten eine schwindende Motivation. „Es war ein Ziel, die Wiener Clubkultur nachhaltig zu prägen und eine internationale Marke aufzubauen. Wir glauben, diese Mission erfüllt zu haben. Es wird Zeit, unsere Energie in neue Projekte zu investieren. Nach so vielen Jahren auf der Überholspur ist es schlicht und einfach an der Zeit, mal kürzer zu treten. Wir gehen beide auf die 40 zu und sehnen uns nach etwas Normalität und einem geregelten Leben. Überlegungen, wie man seine persönliche Zukunft nach der Pratersauna gestaltet, gab es bei mir zumindest schon länger. Am Ende sind es auch eine Work-Life-Balance und Kosten-Nutzen-Frage, die mit steigendem Alter mehr an Bedeutung gewinnen. Die Antwort darauf haben wir beide nach sieben Jahren nicht mehr so wirklich gefunden.“ Wie ein Sprecher des neuen Gastronomen gegenüber dem Standard bestätigte, habe man bereits einige Ideen. Der Club solle jedenfalls „revitalisiert“ werden, ohne den „typischen Saunacharakter“ zu verlieren. So wolle man etwa die Poollandschaft im Garten erneuern, kulinarisch aufwerten und stärker für den Tagesbetrieb öffnen. Auch die Preise sollen sinken. „In etwa um 15 Prozent, vor allem bei den Getränken“, so der Sprecher. Musikalisch soll alles bleiben wie gehabt, es gehe weiterhin um elektronische Musik. „Keine Angst, es soll kein Sushi-Tempel daraus werden. Als Teil unserer Unterstützung übergeben wir dem nächsten Betreiber auch die Wortmarke ,Pratersauna’. Die Pratersauna steht mittlerweile in allen Reiseführern als Party-Tipp, es gibt zahlreiche Geschichten in den verschiedensten Medien und wenn es um Clubkultur geht, dann kennt man uns tatsächlich auf der ganzen Welt – von Tokio bis nach L. A. Wir wollen eine faire Übergabe und entsprechend soll der neue Betreiber davon profitieren.“

Mit dem Lighthouse Festival in Kroatien haben die beiden Macher seit einigen Jahren ein neues Projekt, welches nun voll und ganz in ihrem Fokus liegt. Während Wiess’ Plan, aufs Land zu ziehen und dem städtischen Trubel zu entfliehen, demnächst wohl in die Tat umgesetzt wird, ist Weiss für das Management von HVOB zuständig und freut sich auf das Reisen mit der Band. Der Januar soll aber erst mal als letzter Monat dazu genutzt werden, in der Pratersauna noch einmal alte Konzepte wie Hart aber herzlich, DuschDich oder Club Pompadour aufleben zu lassen. Als Acts wurden bereits Namen wie Art Department, Apparat, Kerri Chandler, Brodinski, Jennifer Cardini oder Karotte bekannt gegeben.

www.pratersauna.tv

 

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