
Mit ihrem 10-jährigen Jubiläum erreichen Prismode & Solvane den bisherigen Zenit ihres künstlerischen Schaffens. Das fest mit dem Ritter Butzke verwurzelte DJ- und Producer-Duo ist zum globalen Aushängeschild des Berliner Kultclubs avanciert, prägt den „Butzke-Sound“ seit Jahren und ist zudem für das hauseigene Label und das Artist-Booking zuständig. Simultan zu ihren energiegeladenen Performances finden sich Robert Weidemann und David Kreutzer – so die bürgerlichen Namen der beiden – auch im Studio immer wieder aufs Neue zusammen und produzieren Musik, die bereits auf traditionsreichen Labels wie Katermukke und Stil vor Talent landete. Im Gespräch mit Prismode & Solvane wird schnell klar – die Jungs sind noch lange nicht am Ziel.
Herzlichen Glückwunsch zum 10-Jährigen! Ein kurzer Flashback zu eurem ersten gemeinsamen Gig? Ihr habt euch im Butzke kennengelernt, richtig?
Prismode: Das Ritter Butzke ist definitiv einer der prägendsten Orte für unser Musikprojekt. Aber wir haben uns schon vorher kennengelernt – wir beide sind tief in der Clubkultur verwurzelt und wir lieben das Berliner Nachtleben. Mit seiner Vielfalt und Offenheit ist es ein einzigartiger Schmelztiegel für elektronische Musik. Aus dieser Leidenschaft heraus haben wir uns in verschiedenen Musik- und Clubprojekten engagiert. Dadurch entstanden nach und nach die ersten – anfangs noch holprigen – Verbindungen. Wirklich intensiv zusammengearbeitet haben wir dann, als wir vor zehn jahren Teil eines gemeinsamen Künstlerkollektivs wurden. Ursprünglich war unser Projekt gar nicht als Duo geplant. Es gab nie diesen einen „ersten richtigen Gig“, weil wir zunächst oft als Teil des Kollektivs auftraten. Vielmehr hat sich unser Duo organisch aus dieser Konstellation entwickelt – wir haben uns musikalisch perfekt ergänzt und schnell gemerkt, dass wir als Team super funktionieren. Bis heute macht es uns riesigen Spaß, gemeinsam Musik zu machen, und ich freue mich auf viele weitere Abenteuer mit Solvane.
Eine gute Freundschaft fußt immer auch auf Gegensätzlichkeiten. Wie ergänzt ihr euch – privat und auch im Studio?
Solvane: Robert und ich sind echt ein Kontrastprogramm – ich aus dem Allgäu, aufgewachsen zwischen Bergen und Kühen, er aus Ost-Berlin, mitten im Großstadttrubel. Unterschiedlicher geht’s kaum! Allein die Mentalität macht schon was: Ich bringe die sonnige Allgäuer Gelassenheit mit, er den Berliner Schnauze-Charme.Aber das Witzige ist – wir sind beide alles. Mal wild und fast schon chaotisch, meist aber schon sehr strukturiert. Mal ist der eine laut, mal der andere tiefenentspannt. Dann rauschen wir wieder unbewusst die Rollen. Es kommt einfach auf die Situation an. Und genau das macht’s so gut: Im Studio oder privat spüren wir intuitiv, was der andere gerade braucht. Wenn einer festhängt, gibt’s entweder einen liebevollen Schubs oder einen kompletten Quatsch-Move, der alles auflockert. Wir fordern uns gegenseitig heraus, feiern unsere Unterschiede und haben vor allem unfassbar viel Spaß dabei. Ohne das wär’s auch langweilig!
Apropos Studio: Am 18. erscheint euer Jubiläumsrelease „X“. Was können wir erwarten?
Solvane: Oh yes, das wird ein absolutes Highlight für uns. Ein Feuerwerk. Zu unserem 10-jährigen Jubiläum lassen wir’s richtig krachen – neben einem brandneuen Original gibt’s Remixes von unseren liebsten Homies aus ganz Europa. Jeder Track hat seinen eigenen Vibe durch die Bearbeiter bekommen, aber alle tragen trotzdem unseren „Prismode & Solvane“-Spirit in sich. Wir feiern das wicklich hart! Von deep bis episch, von hypnotisch bis treibend – da ist irgendwie echt alles dabei! Biskuwi, Bohm, Moonwalk, Nihil Young und Frieder & Jakob haben unseren Songs einen neuen Anstrich verpasst, und wir können es kaum erwarten, dass ihr euch das ganze Ding reinzieht. Also: Save the Date – 18. April ist X-Day! Das Ding wird einabsoluter Tanzflächen-Tsunami, ein Ekstase-Express und ein Bass-Buffet in einem!
Zuletzt erschien die Single „Eyes“ im Januar:
Ihr seid zwei essenzielle Figuren im Ritter-Butzke-Kosmos, habt Booking und das Label übernommen. Wie hat sich das ergeben? Den Club gibt es ja schon deutlich länger.
Prismode: Wir waren bereits in verschiedenen Konstellationen in der Berliner Musikszene aktiv und hatten dadurch immer wieder Berührungspunkte mit dem Team des Ritter Butzke. Einige Jahre später kam dann die Anfrage, ob wir uns stärker im Club engagieren möchten. Für uns war das eine riesige Chance, unsere Ideen an einem zentralen Ort zu bündeln und weiterzuentwickeln. Natürlich haben wir anfangs unterschätzt, was es wirklich bedeutet, Teil eines so großen Clubs zu sein. Doch gerade diese Herausforderung hat uns enorm wachsen lassen – wir konnten viel ausprobieren, experimentieren und uns musikalisch wie persönlich weiterentwickeln. Deshalb sind wir unglaublich dankbar, im Ritter Butzke ein fantastisches Zuhause für unser Musikprojekt gefunden zu haben.
Seit 2015 hat sich in der (Berliner) Clublandschaft vieles verändert. Wie habt ihr diesen Wandel im Kontext des Ritter Butzkes erlebt? Was bewertet ihr positiv? Was beäugt ihr kritisch?
Prismode: Ich denke, die Clublandschaft befindet sich seit je her in einem ständigen Wandel. Manchmal nimmt man ihn kaum wahr, und manchmal trifft er einen umso härter. Je länger man Teil dieser Szene ist, verschiedene Trends kommen und gehen sieht und seinen eigenen Geschmack entwickelt, desto größer ist die Gefahr, sich bestimmten Veränderungen zu verschließen – das habe ich auch an mir selbst schon beobachtet. Deshalb ist es uns als Team wichtig, uns stetig weiterzuentwickeln, einander aus der Komfortzone zu holen und uns immer wieder selbstkritisch zu hinterfragen. Wir wägen bewusst ab: Welcher Sound passt zu uns persönlich, zum Team und zur Identität des Clubs? So stellen wir sicher, dass wir offen für neue Impulse bleiben, ohne unsere musikalische Handschrift zu verlieren.
Solvane: Ich habe Veränderung in der elektronischen Musiklandschaft nie als Bedrohung, sondern immer als Einladung gesehen. Eine Chance, sich neu zu erfinden und den eigenen Horizont zu erweitern. Für mich bedeutet Wandel, dass sich neue Räume öffnen, in denen man sich kreativ austoben kann. Klar, manchmal fühlt es sich an, als würde der Boden unter den Tanzflächen neu verlegt, aber genau das hält die Szene lebendig. Stillstand war noch nie mein Ding – ich lasse mich lieber überraschen und such und finde mir dann meinen Platz im Neuen.
Zum Jubiläum geht ihr auf große Tour und spielt unter anderem auch beim Rave The Planet. Definitiv ein Highlight, oder? Habt ihr eine Loveparade damals noch miterlebt?
Solvane: Oh yesss, Rave The Planet wird definitiv next level! Ich war damals mal als Gast auf der Loveparade und hab sogar auf einer Afterparty aufgelegt. Aber ganz ehrlich? Ich war noch so jung, dass ich gar nicht raffen konnte, was da eigentlich abgeht. Und wie wichtig dieses Event für die gesammte elektronische Musik ist bzw war. Erst später, als es die Loveparade nicht mehr gab, hab ich ein paar Mal auf der Street Parade in Zürich aufgelegt – unter anderem auf der Hauptbühne. Und das war einfach nur irre! Einer der intensivsten Gigs meiner Karriere. Diese riesen Events sind sehr wichtig für die Szene. Dieses Jahr in Berlin, unserer Homebase, bei Rave The Planet dabei zu sein, macht das Ganze natürlich noch mal besonderer. Ich hab bisher nur Gutes über diesen Rave gehört, und wenn Berlin eins kann, dann ist es eskalieren mit Stil. Wird fett!
Die Tour beschränkt sich auf Europa, ihr wart aber auch schon interkontinental unterwegs. Ein besonderer Moment, den ihr niemals vergessen werdet?
Solvane: Klar, unsere aktuelle Tour hält uns erstmal in Europa – mit Club-Stops unter anderem in Rom, Paris, Oslo und natürlich Berlin bevor es dann im Sommer auf die ganzen Festivals geht. Ich hatte das Glück, schon auf allen Kontinenten spielen zu dürfen – und dabei Geschichten zu erleben, die man seinen Enkeln -oder zumindest den Freunden auf der Afterhour- erzählen kann. Von magischen Sonnenaufgangs-Sets in Mexiko bis zu durchgedrehten Nächten in Tokio, von einer Rooftop-Afterhour in New York (da stand eine Kirche auf dem Dach!?!) bis zu den wildesten Exzessen in Australien mit versehentlichem schwimmen mit Haien. Alles schon erlebt… Und natürlich: zehn Tage Burning Man in der Wüste in Nevada – der absoluter Wahnsinn. Mal kurz für ein Wochenende nach Singapur und Thailand jetten? Komplett surreal und so krass dass man es erst danach checkt was da grad alles los war. Wir versuchen unser Routing natürlich so zu optimieren, dass es nicht völlig eskaliert – aber am Ende geht’s darum, mit Menschen auf der ganzen Welt diese besondere Energie zu teilen. Und das ist einfach unbeschreiblich erfüllend. Jetzt für die 10-Jahres-Tour sind wir erstmal in Europa unterwegs, aber im Winter geht’s auch wieder auf andere Kontinente – die Pläne stehen schon, und es wird definitv wieder absolut verrückt und wunderschön!
Wie geht es nach dem Release bei euch weiter? Stehen wieder Veröffentlichungen auf anderen Labels an?
Prismode: Wir arbeiten bereits an weiteren Veröffentlichungen – auch wenn wir leider nicht so viel gemeinsame Studiozeit haben, wie wir es uns wünschen würden. Natürlich werden wir weiterhin regelmäßig bei unserem eigenen Label Ritter Butzke Records releasen, das ist uns sehr wichtig! Darüber hinaus gibt es einige Labels, mit denen wir eine enge Verbindung pflegen und sehr gerne zusammenarbeiten – darunter 3000°, Katermukke und Stil vor Talent. Wichtig ist für uns, dass der Vibe eines Tracks auch zur aktuellen Ausrichtung des jeweiligen Labels passt. Daher stehen wir auch Kontakt mit neuen Labels auf denen wir bis dato noch nicht released haben. Seid gespannt!
„X“ von Prismode & Solvane erscheint am 18. April.
Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: M.T.
Web: www.club.ritterbutzke.com, www.instagram.com/prismode, www.instagram.com/iamsolvane