Rainers Ratgeber – Teil 7: Wie gründe ich ein eigenes Label?


Jeder, der sich in Deutschland mit elektronischer Tanzmusik auseinandersetzt, ist schon auf den Augsburger Rainer Weichhold getroffen. Sei es in seiner Funktion als Chef von DJ-Propaganda, A&R und Labelmanager von Great Stuff Records, Macher von Kling Klong Records oder einfach bei seinen DJ-Gigs. Neben seinen DJ Coaching-Seminaren gibt Rainer Weichhold nun auch in FAZEmag jungen Produzenten jeden Monat Tipps, was sie beachten sollten, wenn sie den inneren Drang verspüren, in der großen weiten Welt der Musikindustrie ihr Glück zu suchen. Kontaktiert Rainer gerne direkt unter rainer@klingklong.com!

Leider kann es ja auch mal vorkommen, dass kein anderes Label Interesse an deinen Demos zeigt. Das kann natürlich unterschiedliche Gründe haben, aber es besteht schließlich auch die klitzekleine Möglichkeit, dass deine Tracks einfach noch nicht (vorsichtig ausgedrückt) ganz ausgereift sind. Auch wenn man sensationelles Feedback von den eigenen Kumpels bekommt und die Nummern im eigenen DJ-Set die absoluten Granaten sind, bedeutet dass noch lange nicht, dass auch andere Leute das so empfinden. Erfahrungsgemäß dauert es ein paar Jahre, bis die Studio-Ergebnisse gut klingen und mit den anderen internationalen Topproduktionen mithalten können. Falls du nun aber der Überzeugung bist, einen möglichen Super-Seller in den Händen zu halten, dessen Potenzial von den kontaktierten Labels einfach nicht erkannt wurde, dann besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass du einfach selbst ein Label gründest. Sei dir aber bewusst, dass besonders der Digital-Markt mit kleinen Labels absolut überschwemmt ist. Um dort aus der riesigen Masse herauszustechen, reicht nicht nur ein amtlicher Track, sondern du musst mit einem ungewöhnlichen Konzept, mit toller Grafik, mit brillantem Sound und cleverem Marketing auftrumpfen. Dein Label wird umso mehr Aufmerksamkeit bekommen, je mehr bekanntere Künstler dort veröffentlichen bzw. remixen. Dann brauchst du ein erstklassiges Profi-Mastering, damit dein Release auch gut klingt. Schließlich sind auch Name (deine ‚Marke’) und auch die visuelle Umsetzung (das Logo, das Cover etc) super wichtig. Denk immer daran: Neue und kleine Labels gibt es zu Tausenden, und du musst versuchen dort irgendwie herauszustehen. Und schließlich erhoffst du dir ja auch, dass deine Veröffentlichungen bei Vinyl- und MP3-Shops mit guten Platzierungen, mit Bannern, Features etc. bedacht werden. Nun gibt es aber erstmal einiges Technisches/Administratives bei der Labelgründung zu beachten: Als erstes ist es natürlich äußerst wichtig, dass der Labelname nicht bereits von anderen benutzt wird. Aldi Records und Apple Tunes fallen dadurch schon mal weg. Einfach mal googlen bzw. bei Discogs und Beatport schauen, ob es bereits so ein Label gibt oder nicht. Dies ist auch sehr wichtig bei deiner Labelanmeldung bei der GVL, von der du auch deinen Labelcode (LC) bekommst. Anhand dieses Codes werden dir nachher Einnahmen durch z.B. Radio/TV-Plays deiner Releases zugeordnet.

Dann solltest du dich beim Bundesverband Musikindustrie e.V. melden, denn dort bekommst du (leider kostenpflichtig) deine ISRC-Codes. Das sind Zahlenfolgen, die du später jedem deiner zu veröffentlichten Titeln zuordnest, dadurch sind sie auf ewig identifizierbar. Diese Codes sind absolut notwendig, um deine Musik bei den Download-Shops listen lassen zu können, und du brauchst sie genauso, wenn Titel von dir von anderen Plattenfirmen lizenziert werden (z.B. auf Compilations). Falls du planst, auch physische Tonträger (Vinyls/CDs/DVDs) herzustellen, dann musst du dich auch bei der GEMA anmelden, es sei denn, dein Presswerk übernimmt das.

Du siehst, so einfach ist es also nicht, man muss einiges vorab erledigen, was auch zum Teil Geld kostet. Der nächste wichtige Punkt ist dann die Überlegung, wie deine Releases denn vertrieben werden sollen. Also wer liefert sie an die Plattenläden und MP3-Stores aus. Darüber dann in der Oktober Ausgabe.