Ratigan Era – Länder, Menschen, Abenteuer: Uganda

Foto: Daniel Tiedemann

Eine neue Episode „Länder, Menschen, Abenteuer“ führt uns ins ostafrikanische Uganda – Heimatland des Dancehall-Künstlers Ratigan Era, der seine vielfältigen Einflüsse aus Reggae, US-Hip-Hop und Afrobeats zu einem einzigartigen Stil formte. Sein Album „Era“ erscheint nun auf Hakuna Kulala, einem Label für afrikanische Underground-Musik. Uns hat Ratigan Era einen spannenden, ungefilterten Blick auf das Leben in seinem Heimatland gewährt.

Hallo, Ratigan. Was denkst du, was sind die bemerkenswertesten Merkmale der ugandischen Kultur? 

Uganda wird die Perle Afrikas genannt, daher legen die Ugander großen Wert auf ihre Tradition und Kultur. Die Menschen hier sind voller Gastfreundschaft. 

Gibt es so etwas wie einen Nationalstolz? Für was ist das Land bekannt?

In Uganda befindet sich die Quelle des Nil. Bekannt ist Uganda auf internationaler Eben aber vor allem für Idi Amin.

Lass uns über die Küche sprechen. Gibt es ein Nationalgericht?

Bananenbrei (Matooke), Bohnen und Fisch.

Die Landschaft in Uganda ist unglaublich vielfältig. Es gibt Regenwälder, Savannenlandschaften und schneebedeckte Berge zu entdecken. Was davon gefällt dir am besten?

Der Mabira-Regenwald in der Nähe der Hauptstadt Kampala ist der letzte erhaltene Teil des Regenwaldes in Zentraluganda. Wir fahren an den Wochenenden oft dorthin, um zu entspannen. Atemberaubend ist auch die Region der Kraterseen in Fort Portal im Westen des Landes. Hier gibt es über 100 vulkanische Kraterseen. Man kann die Gegend wochenlang zu Fuß erkunden und es gibt viele tolle Übernachtungsmöglichkeiten.

Foto: Karin Bridger/USAID

Wo findest du in der ugandischen Landschaft und Kultur Inspiration für deine Musik?

Ich nehme meine Inspiration aus vielen Quellen, da es ein großes Spektrum an individuellen kulturellen Eigenheiten gibt. Es gibt über 60 Stämme in Uganda und jeder Stamm hat einen anderen Musikgeschmack und andere Instrumente. Besonders bewegt und inspiriert bin ich von der Bamasaba-Kultur aus Mbale, ich liebe den Klang ihrer Trommeln. Auch unser Ghetto-Jugendleben in Makindye hat mich und meine Musik nachhaltig geprägt.

Lass uns über das Leben in der Hauptstadt Kampala sprechen. Wie ist dein Alltag dort?

Die Straßen der Hauptstadt sind hart. Der Lebensstandard ist niedrig, die Wirtschaft und Infrastruktur sind nicht sonderlich fortgeschritten. Wir leben in Ghettos und schließen uns Banden an, um in Sicherheit zu leben. Das Studio ist der beste Ort, um sich zu Hause zu fühlen. Wir leben von der Musik, aber auch die Einnahmen, die wir aus ihr generieren, reichen nicht immer aus. Manchmal gibt es kein Essen und auf den Straßen kommt es zu Kämpfen.

Nehmen wir an, ein Freund oder eine Freundin von dir reist zum ersten Mal nach Uganda: Welche Orte würdest du ihm oder ihr empfehlen?

Ahh, ich liebe diese Frage. Natürlich würde ich ihnen zuallererst Jinja empfehlen, eine Region im Osten, wo man Wälder, Wasserfälle und auch die Quelle des Nil findet. Großartig ist auch Entebbe, wo es Strände, Sandstrände und botanische Gärten gibt. Meine Heimatstadt Kawempe ist zwar auch schön, allerdings ist sie die gewalttätigste Gegend in Zentraluganda. Das kann ich also nur bedingt empfehlen (lacht). 

Ein klassisches oder besonders verrücktes Abenteuer in Uganda? 

Wir nennen es „Kukwacha“. Es beschreibt den Prozess des Kauens von Eingeweiden (Mira). In Uganda ist das zu einer weit verbreiteten Angewohnheit geworden, die den Geist in Schwingung versetzen, schnelles Denken, Einigkeit und Dankbarkeit bewirken soll. Ach, und abenteuerlich wird es auch, wenn man über den Präsidenten spricht. Der wird nämlich leicht sauer (lacht). Also lieber nicht machen.

Erzähl uns etwas über das Nachtleben. Gibt es dort eine Szene für elektronische Musik? 

Beliebt sind hier vor allem Genres wie Dancehall, Afrobeats und Reggae, aber es gibt auch Orte, an denen Techno, EDM und House gespielt werden. Gerade aufgrund der Vielzahl an Stämmen und Einflüssen aus ganz Afrika gibt es in Uganda eine enorme musikalische Vielfalt. 

„Era“ ist am 2. Februar via Hakuna Kulala erschienen. Hier geht’s zur Bestellung.

 

Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Foto: Daniel Tiedemann
www.instagram.com/ratigan_era