Raver demonstrieren in Frankreich mit Tanzdemos für „Grundrecht auf Feiern“

Raver demonstrieren in Frankreich mit Tanzdemos für „Grundrecht auf Feiern“. Foto-Quelle: Facebook-Seite von Le Petit Méridional News

Am vergangenen Wochenende haben Raver in vierstelliger Zahl mit einer Tanzdemo gegen das als Repression empfundene Verbot von Free Raves in ihrem Departement demonstriert. Für das kommende Wochenende wurde eine Ausweitung mit ähnlichen Demonstrationen in Paris und zahlreichen anderen großen Städten in Frankreich angekündigt.

Rave als Politikum: „Free party is not a crime”, so lautete eins der Schilder, das während der Tanzdemo am letzten Wochenende in der französischen Großstadt Montpellier nach oben gehalten wurde.

Der Hintergrund: Seit Januar wurden sogenannte Free-Partys, also nicht angemeldete, kostenlose Raves in nicht-offiziellen Natur-Locations, verboten. Außerdem dürfen keine Soundsysteme mehr mitgeführt werden.

In der Region waren solche Raves, wenn sie weniger als 500 Teilnehmer haben, von der Meldepflicht ausgeschlossen. Jetzt wurden sie untersagt. Schon zuvor wurden derartige Veranstaltungen polizeilich beendet, obwohl sie nicht gegen das Gesetz verstoßen. Das könnte sich jetzt ändern, weswegen zahlreiche Demonstranten tanzend durch die Straßen Montpelliers zogen. Das entsprechende Departement Hérault zählt zu den ärmeren Regionen in Frankreich. Für Raves ist viel Platz vorhanden.

Bei der Tanzdemo am Wochenende in der Großstadt Montpellier fanden sich etwa 1500 Menschen zusammen, um für einige Stunden lang zu der Beschallung von sechs Lastwagen für ihr Recht auf das Feiern zu demonstrieren. Die Demonstranten sehen die Free Raves als ihr „Grundrecht zum Feiern“ an. Man plädierte dafür, dass das Kulturministerium zukünftig für solche Veranstaltung Verantwortung übernehmen solle, an Stelle des Innenministeriums.

So sah es auf der Tanzdemo in Montpellier aus. Weitere folgen am kommenden Samstag in mehreren französischen Großstädten. Foto-Quelle: Facebook-Seite von Le Petit Méridional News

Im März wurde ein neuer Gesetzesvorschlag von 40 Abgeordneten eingereicht, der bis zu einem halben Jahr Haft für Organisatoren von nun als „illegalen Raves“ betitelten Veranstaltungen vorsieht. Des Weiteren könnten in Zukunft Verbotsbeschlüsse, Gerichtsverfahren und die Beschlagnahmung von Material anstehen.

Die Demonstranten und Kollektive, die die Tanzdemo organisierten, sehen die Polizeikontrollen und Maßnahmen als „völlig unverhältnismäßig“ an. Ein Mitglied des Kollektivs Vaucluse: „Das Departement Hérault ist eines der Departements, in dem es die meisten Free-Partys gab. Es ist ein armes Departement, es gibt den Platz, man kann abgelegene Orte finden, an denen man niemanden stört“. Der Rave-Enthusiast weiter: „Heutzutage wird es immer schwieriger, etwas zu organisieren. Wir haben Beschlagnahmungen von Material bei Free Partys mit weniger als 500 Personen gesehen, was außerhalb des gesetzlichen Rahmens liegt, aber die Ordnungskräfte zählen die Teilnehmer nicht, das ist zwangsläufig nur ungefähr.“ (aus dem Französischen übersetzt)

Eine Demonstrantin bezeichnete die Demo als „Revolte der Jugend“. Diese Revolte soll sich am kommenden Wochenende auf zahlreiche französische Großstädte ausweiten. Für Samstag, den 12. April, wurden Proteste in Städten wie Paris, Lyon, Marseille, Nantes oder Toulouse angekündigt.

Videos einer privaten Nutzerin auf YouTube zeigen die Rave-Demo in Montpellier:

Quellen: Deutschlandfunk Kultur, Le Figaro

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