SHMN – Über den Krieg in seiner Heimat Ukraine und sein Debütalbum

Der Ukrainer SHMN verknüpft seine Wurzeln der klassischen Musik mit seiner tiefen Passion für elektronische Klänge und präsentiert uns sein Debütalbum namens „Interstice“. Ohne ihren roten Faden zu verlieren, kombiniert die LP verschiedene Sub-Genres und resultiert in einem melodischen Gesamtwerk voller musikalischer Raffinessen. Für Gesprächsstoff sorgt aber nicht nur „Interstice“, sondern leider auch die aktuelle Situation des Künstlers im Kriegsgebiet der Ukraine …

Hallo SHMN, schön, dich bei uns zu haben. Du wohnst in Kiew. Wie geht es dir gerade? Wie sieht deine derzeitige Situation aus?

Meine Familie und ich sind an einem sicheren Ort. Seit dem Kriegsausbruch ist klar, dass das Leben für das ukrainische Volk nicht mehr dasselbe sein wird. Es fällt mir immer noch schwer zu realisieren, was hier gerade passiert.

Bekommst du aktuell den Kopf frei, um Musik zu machen? Wir können uns vorstellen, dass das Produzieren eine Möglichkeit zur Ablenkung von diesen furchtbaren Ereignissen bietet.

Ich habe eine Weile gebraucht, aber mittlerweile arbeite ich wieder an neuen Projekten. Das Produzieren stabilisiert mich definitiv in mentaler Hinsicht, allerdings ist es völlig unmöglich, das Kriegsgeschehen auch nur ansatzweise auszublenden.

Dennoch wollen wir auch über deine Debüt-LP sprechen, die auf deinem selbstbetitelten Imprint SHMN erschienen ist. Erzähl uns doch etwas zum Album.

„Du hast viel zu lange im Dunkeln getappt … Es ist Zeit für dich, ins Licht zu treten.“ Dieser Satz beschreibt dieses Album und meine künstlerische Reise zu diesem Zeitpunkt. „Interstice“ ist eine Einladung in ein neues Klanguniversum, sowohl für Leute, die meinen Sound noch nicht kennen, als auch für meine treuen Hörer*innen, die meine Reise vom ersten Tag an verfolgt haben. Durch das Self-Release möchte ich zudem die kreative Kontrolle behalten und eine engere Beziehung zu meinem Publikum aufbauen.

Welche Pläne verfolgst du für 2022? Gibt es etwas Spezielles, auf das du hinarbeitest?

Natürlich hoffe ich erst einmal, dass dieser Krieg so bald wie möglich zu Ende geht. Ich freue mich aber, mein Debütalbum mit der Welt teilen zu können und an neuem Material zu arbeiten. Ich habe wirklich viel erforscht und experimentiert, was zu einer Menge interessanter Demos geführt hat.

„Interstice“ ist am 25. März auf SHMN erschienen.

 

Aus dem FAZEmag 122/04.2022
Text: Milan Trame