SINEE – Tipp des Monats: Basiswissen Effekte

Effekte, abgekürzt FX oder auch Post Processing genannt, definieren Sounds und können ganz unterschiedliche Atmosphären und Stimmungen erzeugen. Meist weiß man gar nicht, wo man was anwenden soll.
Vom Mischpult unseres Vertrauens kennen wir schon einige Effekte, wie z. B. Reverb – also Hall–, Echo, Delay, EQ und Filter. Aber was ist ein Bitcrusher? Oder können Phaser/Flanger tatsächlich gut klingen? Wir geben euch diesen Monat einen Einblick in das Basiswissen über Effekte und wie du deine Klänge verwirklichen kannst.

 

Zu jedem Audio-Bearbeitungsprogramm wird eine breite Palette an Effekten mitgeliefert.

Für die Grundbedürfnisse sollte das reichen und ich muss sagen, dass Ableton-Stock-Plug-ins echt rocken! Performance-technisch kommt man nirgends schneller an das gewünschte Klangziel.

Wenn man diese Palette noch erweitern will, kann man von Drittanbietern Plug-ins kaufen. Hier präsentiert sich eine Galaxie – nein, ein ganzes Universum an Möglichkeiten!

Der Markt reicht von vielen kostenlosen Plug-ins bis hin zu hochwertigen Nachbauten und Multifunktionseffekten. Zu diesen zählen zum Beispiel digitale Nachbauten von Hardware-Effekten, Bandmaschinen und Konsolen, aber auch Innovationen, wie Izotope Neutron. Das übernimmt das Mischen einer Produktion problemlos in wenigen Sekunden. Das klingt vielleicht zu schön um wahr zu sein, aber das Machine-Learning bietet eine gute Vorlage für einen optimalen Mix.

Die gängigsten Dateiformate für Plug-ins sind VST- für Windows und AU- für macOS.

 

Im Preset-Menü verraten die Kategorien wie „Drums“, „Vocals und „Spaces/Halls“ schon Einiges über die Grundfunktion eines Effekts.

Der kostenlose TDR Kotelnikov hat den Namen Mastering Compressor und zeigt so deutlich, wo der Effekt einzusetzen ist – auf der Masterspur. Dabei gilt grade bei Effekten: just tools, no rules“ – alles sollte erlaubt sein. In diesem schieren Überangebot an Möglichketen fühlen sich viele Einsteiger verständlicherweise verloren.

Am besten versteht man dabei den Effekt nicht wie einen Filter auf einem Bild, sondern als Werkzeug für Definition. Muss dieser Sound ruhiger oder aggressiv klingen? Soll er weiter vorne oder weiter hinten wahrgenommen werden? Wo fehlt dem Sound womöglich noch etwas? Diese Fragen sollte man sich stellen, bevor man Effekte anwendet. So behält man eine überschaubare Struktur seiner Arbeitsschritte, trotz noch so langer Effekt-Ketten. Jeder Effekt erfüllt eine klare (hörbar verändernde) Rolle – mit diesem strengen Vorsatz verhindern Produzenten erfolgreich, dass ein Mix nicht zu einem einzigen Klangbrei wird. Doch genau wie alles andere ist das eine reine Wiederholungssache: Knöpfe drehen, Erfahrungen sammeln.

Filter sind wohl noch aus der letzten Ausgabe bekannt, sie beschneiden einen Klang indem Bässe, Mitten oder Höhen rausgefiltert werden. Mit einem Bandpass-Filter beschränkt man das hörbare Frequenzspektrum auf einen ganz kleiner Bereich (Band). Auf Stimmen kann dieser Filter klingen wie ein blechendes Radio. Mit einer Verstärkung an der Filterfrequenz entsteht ein dröhnender, manchmal verzerrter Resonanz-Ton, der den Acid-303-Sound ausmacht.

Mehrere Filter zusammen können die Frequenzbereiche wie Höhen, Mitten und Tiefen ausgleichen, deshalb heißt dieser Effekt Equalizer. Der EQ bearbeitet die Klangfarbe. Auch gezielte Frequenzen können angehoben oder abgesenkt werden, wie dröhnende, ungewollte Resonanzfrequenzen.Visuelle EQs geben einem die Möglichkeit, die unangenehmen Frequenzbereiche visuell ausfindig zu machen und ohne Einbußen zu entfernen.

Frühere Mischpultkonsolen hatten analoge EQs eingebaut. Da konnte man nicht sehen, sondern nur hören, was sich verändert hat. Analoge EQs wurden daher meistens für das Verstärken oder auch Boosten benutzt, denn das färbt den Klang.

Was bedeutet jetzt Färbung? Wenn der Klang übersteuert, also verzerrt, bekommt er zusätzliche Obertöne. Sind diese Obertöne hauptsächlich harmonische, nennt man die Wirkung auch „musikalisch“. Das passiert eher bei analoger Verzerrung.

Mit zunehmender Verzerrung brummt bis schreit der effektierte Sound – simpel gesagt. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Verzerrungseffekten, die je nach Stärke der Verzerrung einen anderen Namen haben. Bandsättigung (Tape Saturation) zählt zum Beispiel zu den subtileren Effekten, während Overdrive, Distortion, Fuzz, Bitcrush und Clipping zu den härteren zählen.

Bitcrush bedeutet dem Sound seine Auflösung zu verringern und so Übersteuerung zu erzeugen. Dieser sehr digitale Klang ist heutzutage viel im EDM-Bereich zu finden. Jedes Genres bedarf eine andere Art der Verzerrung, deshalb ist es wichtig, dass man für seine Musikrichtung die richtige Dosis Dreck portioniert.

Reverb

Ob aus einer großen Fabrik- oder Konzerthalle oder einem kleinen Abstellraum – alle kennen Hall, oder besser gesagt Raumreflektionen. Hall macht einen Sound immer echter.

Tränkt man einen Klang in Hall wird er undefiniert, aber schwingt länger nach und füllt den Raum, der sich digitale Stille nennt. Dieser Klangteppich versetzt eine Produktion in eine bestimme Atmosphäre und Stimmung. Fast jede Produktion hat ein Klangelement, das weit hinten im gedachten Raum stattfindet. Es dient als Kontrast für alles was ganz vorne spielt. Damit meint man meist lautere, höhenreiche Klänge ohne Hall.

Gepaart mit Verzerrung kann man Hall auch verdichten, höher oder kaputter klingen lassen, wenn gewünscht.

Claps, Hihats oder Snares können immer kleine bis mittlere Räume dezent zugemischt vertragen. Kurze Sounds verlieren bei langer Hallfahne ihre Definition. Im besten Fall klingt der Hall ab, bis der nächste Schlag kommt.

Delay

Verzögerung eines Sounds in rhythmischer oder unrhythmischer Wiederkehr. Feedback stellt die Anzahl der Wiederholungen ein und Dry/Wet die Lautstärke des verzögerten Signals. Ein am Tempo festgelegtes Delay mit Werten auf 3 basierend klingen dubby.

Ein Delay bringt rhythmische Veränderung und erweitert einen Sound in seiner Länge.

Chorus/Flanger/Phaser

Wir kennen alle die verteufelten Effekte am Mischpult, aber in der DAW kann ein Phaser oder Flanger leicht zugemischt aus einem gleichbleibend langweiligen Sound einen bewegten, breiten und somit interessanten Sound schaffen. Dafür muss die Rate sehr langsam schwingen.

Der wahrscheinlich wichtigste Effekt von allen ist der Kompressor. Wenn ein Klangsignal zu viel Variation in laut und leise hat, muss ein Kompressor her, um den sogenannten Dynamikbereich zu komprimieren. Der Attack-Regler bestimmt, wie viel Tick am Anfang des Signals noch zu hören zu sein soll. Also der erste Impuls einer Kick, die Transiente, kann mit einer Attack-Zeit von ein paar Millisekunden ihren Punch behalten und trotzdem druckvoller gemacht werden. Der Release-Regler bestimmt wie schnell die Nachreglung der Lautstärke zu hören sein soll. Je länger die Release-Zeit, desto unhörbarer wird die Arbeit der Kompression. Je kürzer die Release-Zeit, desto mehr boostet man das Ende des Sounds und es klingt explosionsartig.

Der Limiter ist ein sehr starker Kompressor, der ab einem gewissen Punkt die lautesten Spitzen angleicht, sodass keine digitale Übersteuerung – also Clipping – entsteht. In einen Limiter kann man stark reinfahren, um die Lautstärke seiner Produktion auf Industriestandard zu bekommen. Lange Attack- und Release-Zeiten sind hier der Schlüssel.

Im nächsten Teil gehen wir die wichtigsten Bestandteile für perfekte Rise-ups und dramatische Effekte durch. Wenn dir das gefallen hat und du mehr über das Mucke machen lernen willst, schau mal auf unserer Seite vorbei.

 

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Text: Johann Köhnen