Stereo Underground – Auf der Suche nach dem Heiligen Gral

Wer bisher noch nichts von Stereo Underground gehört hat, sollte das schleunigst ändern. Der aus Haifa, Israel stammende Yariv Etzion alias Stereo Underground produziert schon seit zehn Jahren House-Musik, die keine Grenzen kennt und sich zwischen deep und progressive bewegt. Im Mai erschien auf dem australischen Label Balance Music sein Debütalbum „The Art Of Silence“, auf dem er sich musikalisch gereift zeigt und klangliche Ausflüge in mehrere Richtungen unternimmt. Wir haben uns mit Yariv unterhalten, um mehr über das Album und den Künstler Stereo Underground zu erfahren. Was er gesagt hat, lest ihr hier.

Alles begann in der Hard-Rock-Szene von Haifa, in der der junge Yariv als Drummer in verschiedenen Bands unterwegs war. Erst nach seinem Umzug nach Tel Aviv entdeckte er die elektronische Musik für sich, und zwar als sein großer Bruder ihm das erste Album von The Prodigy auf Kassette überspielte. Von der Energie der Musik überwältigt, legte er sich den typischen Keith-Flint-Haarschnitt zu und wurde dafür von seinem Schulrektor zum Friseur gezwungen. Das hielt ihn nicht davon ab, fortan in einem der Plattenläden der Stadt zu arbeiten und nebenher als DJ erste Auftritte zu absolvieren. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Gründung des „BPM College for Sound and Music“. Mit seinem Schulfreund Iran Hana gründete er das College, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch zu entwickeln und dafür die besten Voraussetzungen zu finden. Innerhalb der letzten Dekade konnte es sich dann zur größten Schule für Musik und Produktion in Israel entwickeln – sie wird mittlerweile von 1600 Studenten jährlich besucht. Die Master-Classes des Colleges werden von namhaften Künstlern wie Minilogue, Pan Pot oder Robert Babicz geleitet.

Ab 2009 widmete sich Yariv vermehrt dem Produzieren eigener Stücke – bereits mit seinem ersten Release konnte er große Erfolge besonders bei Progressive-House-Fans und -DJs feiern. Seine Herangehensweise an die Musik habe sich, wie er selbst sagt, in den letzten zehn Jahren jedoch nicht verändert, da er sich als Mensch ständig entwickle und selbstsicherer werde. Aus dieser Haltung heraus entstand auch das Debüt-Album, das nicht nur Hits für den Dancefloor enthält, sondern auch leisere Töne anschlägt. Hier spielt auch Yarivs Erfahrung als Drummer eine Rolle – die Abwechslung der Rhythmen des Albums komme aus seiner Zeit als Drummer, sagt er. Trotz seiner Erfahrung sieht er ein Album für Musiker noch immer als eine Art „Heiligen Gral“ – es erfordert Zeit und vor allem Hingabe. Um sich während der Produktionsphase nicht ablenken zu lassen, lehnte er alle weiteren Anfragen in Bezug auf Auftritte, Remixe und Veröffentlichungen strikt ab. Dabei half ihm auch sein Umzug aufs Land, wo er in einem großen Haus, umrahmt von Bäumen, fernab von Nachbarn lebt und arbeitet. Diese klare Fokussierung auf ein Ziel merkt man dem Album auch sofort an. Es verbindet auf spielerische Weise Deep House, progressive Sounds und Ambient zu einem stimmigen Ganzen. Darauf angesprochen, erzählt Yariv, dass es sein Ziel gewesen sei, etwas zu schaffen, was all seine musikalischen Einflüsse verbindet und doch unverkennbar nach Stereo Underground klingt. Trotz eines großen Synthesizer-Fuhrparks hat er sich auf einige wenige Synthesizer und Effekte beschränkt, um das Album wie aus einem Guss klingen zu lassen. Nun, zufrieden mit dem Ergebnis, wird er sich auf die Realisierung seiner Live-Show konzentrieren, die zusammen mit der Sängerin Sealine entstehen wird. Ende Juni wird er dann auf Tour gehen und sein Album der Welt präsentieren.

 

Aus dem FAZEmag 088/06.2019
Text: Daniel Matthias
Foto: Gabriel Baharlia
www.stereoundergroundmusic.com