SUNSHINE LIVE – 25 Jahre

Am 20. Juni 1997 als Lokalsender in Schwetzingen gestartet hat SUNSHINE LIVE sich, mit heute 1,4 Millionen Hörer*innen täglich, zur größten Plattform für elektronische Musik der Republik entwickelt. Damals noch mit dem Claim „Wir sind unter euch“ setzten die Verantwortlichen auf ein seinerzeit noch äußerst nischiges Genre. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Sender zu einer nationalen Größe mit Studios in Mannheim sowie seit 2016 auch in Berlin, gewann dabei unzählige Medien- sowie Radiopreise und etablierte sich zu einer festen Größe der Szene, und das weit über die Landesgrenzen hinaus. Dabei ist SUNSHINE LIVE weit mehr als ein herkömmlicher Radiosender, durch eine breite Palette an Kanälen, wie z.B. Podcasts, Social-Media-Auftritten oder Events ist die Marke im digitalen Zeitalter optimal aufgestellt. In diesem Jahr feiert SUNSHINE LIVE ein Viertel-Jahrhundert Jubiläum. Dazu unterzog sich die Marke einem kompletten Re-Brand, bei dem ein ikonisches Merkmal in den Ruhestand geschickt wurde. Wir haben uns mit Andreas Reiboldt unterhalten, seines Zeichens Head of Marketing bei SUNSHINE LIVE und seit 1997 im Team.

Foto: RochaPedro-Photography

Andreas, ein Viertel-Jahrhundert. Glückwunsch dazu. Wie geht es dir bzw. dem Team dieser Tage?

Vielen Dank. 25 Jahre SUNSHINE LIVE, ja, absoluter Wahnsinn im positiven Sinne. Wir haben im Team in den letzten Wochen und Monaten wunderbare Momente, in denen diejenigen, die schon von Anfang an oder zumindest sehr lange dabei sind, unseren vielen jungen Kolleginnen und Kollegen die eine oder andere schöne Story aus dieser Zeit erzählen. Und wir haben einiges erlebt. Insgesamt überwiegt im Team und bei mir vor allem Stolz. Stolz auf eine unvergleichliche, einmalige und erfolgreiche Reise in der deutschen Radiolandschaft.

Lass uns vorne beginnen – wie entstand die Idee, 1997 eine damals noch extravagante Nische zu bedienen?

SUNSHINE LIVE hatte einen Vorgänger namens Radio Sunshine. Ausgestattet mit UKW-Frequenzen vor allem in Teilen von Baden-Württemberg. Ein Format mit einem absurden Musikmix. Konnte nicht funktionieren, hat es auch nicht. Mutige Mitarbeiter*innen, mutige Gesellschafter*innen und ein mutiger Chef beschlossen daraufhin, ein Format on air zu bringen, das es so in Radiodeutschland noch nicht gab. Frech, jung und mit dem musikalischen Schwerpunkt „Techno“, dem damaligen allgemein gültigen Begriff für elektronische Musik. Das Konzept ging auf, auch wenn es dem Format und der Idee damals nicht wirklich zugetraut wurde. Umso schöner, was daraus geworden ist.

Mittlerweile zählt ihr 1,4 Millionen Hörer*innen jeden Tag. Welche Meilensteine waren in der Geschichte die wichtigsten deiner Meinung nach?

Das ist schon eine krasse Zahl, oder? 1,4 Millionen Menschen. Jeden Tag. Ein ganz besonderer Moment war natürlich der Sendestart am 20. Juni 1997, mit der damals jüngsten Radiomoderatorin Deutschlands, ganze 14 Jahre alt – wir waren alle so gespannt und auch nervös. Unvergesslich aber auch die Geburt von „Clubby“, dem SUNSHINE-LIVE-Baby, Ende 1999. Wer hätte gedacht, was dieses „Maskottchen“ für ein Erfolg werden würde. Die Entscheidung, SUNSHINE LIVE überregional und final sogar national auf dem Radiomarkt zu platzieren, war für unseren weiteren Weg wohl die wichtigste.

Die erste Teilnahme mit eigenem Float an der Loveparade in Berlin, der wir dann bis zum Ende treu geblieben sind, war ein unvergessliches Erlebnis. Nach einer nicht ganz so einfachen Phase, für eine digitale Strategie und somit Trennung von unseren Homeland-UKW-Frequenzen in BaWü, was uns bis heute die erfolgreichsten Hörerzahlen ever beschert hat, sehe ich ebenfalls als wichtige Entscheidung an. Der Move, ein Studio in Berlin zu eröffnen und somit in der wichtigsten Stadt für elektronische Musik präsent zu sein, ebenfalls. Und es ist mittlerweile ein wunderschönes Studio geworden.

Ihr seid mittlerweile sehr breit aufgestellt – bedient alle möglichen Kanäle und die Marke ist digitaler denn je, inklusive Podcast, Events und Co. Wie sieht euer Team aktuell aus?

Unser Team ist auf zwei Standorte verteilt – Berlin und Mannheim mit jeweiligen Sendestudios. Bei den Live-Sendungen wechseln sich die Studios in Berlin und Mannheim ab. Mit „BPM“ (Beats per Morning) starten wir frühmorgens in Berlin und am Nachmittag übernimmt dann Mannheim mit „DJs Afterwork“. Die Kolleg*innen der Redaktion treffen sich jeden Tag in einem Videochat und besprechen Programm und Aktionen. In Mannheim, wo auch ich die meiste Zeit arbeite, sind wir vor allem für Marketing und Event zuständig. In Berlin sitzt Programm, Musik, und auch digitale Themen werden hauptsächlich aus der Hauptstadt verantwortet.

Ein Sender für elektronische Musik in Berlin war lange überfällig, oder?

Berlin ist der wichtigste Standort für Musik in Deutschland. Die elektronische Musikszene in Berlin mit allen Clubs und Labels vor der Haustür zu haben, ist von großem Vorteil. Viele DJs leben in Berlin oder kommen regelmäßig zu Auftritten in die Stadt. Da wir sehr gerne Gäste live bei uns im Studio begrüßen, lag es nahe, einen weiteren Standort neben Mannheim zu eröffnen. Zu sehen und zu hören gibt es das in vielen Sendungen, z.B. regelmäßig jeden Mittwochabend mit Resi bei den Studio-Sessions. Ein Sender für elektronische Musik gehört einfach in diese Stadt, definitiv.

In diesem Jahr fand ein großes Re-Branding statt. „Clubby“ wurde in den Ruhestand versetzt, hat euch aber eine riesige Aufmerksamkeit geschenkt.

Wir verdanken diesem Baby so viel. 1999 haben wir nach einem Motiv gesucht, das zu SUNSHINE LIVE passt und natürlich vor allem Aufmerksamkeit erregt. Hat alles prima funktioniert. Ich kenne keinen Radiosender, der es geschafft hat, ein so starkes, aber auch polarisierendes Motiv sein eigen zu nennen. Das Baby hat es doch tatsächlich als Poster in die Bravo geschafft. Das Baby hat uns viele Jahre begleitet und der Abschied fiel uns wirklich schwer. SUNSHINE LIVE hat sich verändert, inhaltlich, musikalisch und im Team. Es war an der Zeit, uns auch visuell neu aufzustellen. Seit Januar sind wir mit neuem Logo und neuen Farben unterwegs. Wir sind damit sehr happy, und auch unsere Hardcore-Fans haben sich so langsam daran gewöhnt.

SUNSHINE LIVE war schon immer ein reiner Privatsender. Wie finanziert ihr euch?

Ganz einfach: Durch Werbung, das ist unsere Haupteinnahmequelle. Klassisch on air, per Online-Audio oder schön verpackt als Sonderwerbeform. Hinzu kommen unsere Events und auch Merchandise, was für einen Radiosender ja auch nicht ganz normal ist.

Welche schönsten, aber auch schlimmsten Momente fallen dir in deiner persönlichen Geschichte bei SUNSHINE LIVE auf Anhieb ein?

Die schönsten Momente sind die, wenn das Team für seine Arbeit belohnt wird und wir das zusammen genießen können. Ob das nun gute Hörerzahlen, eine erfolgreiche Veranstaltung oder auch eine tolle Idee ist, die zündet. Die „Mix Mission for Ukraine“ im April dieses Jahres, bei der mit Yuliana unter anderem die jüngste DJ der Ukraine auflegte, war ebenfalls besonders. Innerhalb von zwei Wochen von der Idee zur Umsetzung, und dann noch ein voller Erfolg: Statt der ursprünglich angepeilten 20.000 Euro für einen voll ausgestatteten Krankenwagen konnten mit dem DJ-Spenden-Stream innerhalb von 24 Stunden über 85.000 Euro gesammelt werden. Auch war ich immer sehr dankbar für jede Loveparade, die wir sicher und friedlich hinter uns gebracht haben. Somit findet sich hier natürlich auch einer der schlimmsten Momente, den wir 2010 leider erleben mussten. Der plötzliche Tod von unserem Kollegen Tillmann Uhrmacher war ebenfalls sehr traurig und wir vermissen ihn bis heute furchtbar.

SUNSHINE LIVE hat nahezu die komplette Entwicklung von elektronischer Musik begleitet und maßgeblich beeinflusst. Wie siehst du persönlich den aktuellen Status quo der Szene?

In der Tat – von Underground-Raves zu einer riesigen Industrie, wie sie es jetzt ist. Die Szene lebt, es ist Platz für alle und sie ist groß, sehr groß. Schaut hin, wie dankbar alle sind, endlich wieder die großen Festivals besuchen zu können. Hier bei SUNSHINE LIVE gibt es so viele Kolleg*innen, die diese Frage viel besser beantworten können als ich. Ich persönlich freue mich, wenn die elektronische Musik funktioniert und geliebt wird. Ob auf dem großen Festival, im kleinen Club oder vor allem bei SUNSHINE LIVE.

War die Pandemie für euch eher von Vorteil oder von Nachteil?

Ich behaupte jetzt mal – nein, ich weiß es: SUNSHINE LIVE ist für viele nicht nur ein Radiosender. SUNSHINE LIVE hat bei sehr vielen Hörer*innen eine besondere Bedeutung. Und dieser Verantwortung wollten wir in der Pandemie natürlich gerecht werden. Das Gefühl zu vermitteln, wir sind für euch da, wir bringen euch auch im Lockdown zum Tanzen, war uns sehr wichtig. Virtuelle Partys, viel Interaktion – wir haben uns einiges ausgedacht. Das gesamte Team war topmotiviert und ist in dieser Zeit der Isolation noch näher zusammengerückt. Aber auch unsere Hörer*innen waren für uns da. Dass es für einen Privatsender wirtschaftlich in der Pandemie auch nicht ganz einfach ist, haben wir ehrlich kommuniziert. Unsere Durchhalteparole: WE.RAVE.ON., die wir als Merchandise-Kollektion in jeglicher Form angeboten haben, wurde dank unserer Hörer*innen und Fans zum größten Erfolg in der Merch-Geschichte von SUNSHINE LIVE. Wir haben die besten Hörer*innen der Welt.

Wie sieht die Zukunft von SUNSHINE LIVE für dich aus?

SUNSHINE LIVE ist nicht mehr nur Radio. Podcasts, Events, Streams: Wir sind schon auf sehr vielen Ebenen aktiv. SUNSHINE LIVE steht für „electronic music“ – und das schon seit 25 Jahren. Wir waren immer vorne dabei, wenn es um neue Technologien oder neue Verbreitungswege ging. Wir haben so viele Ideen, sprechen mit vielen Partner*innen, wir sind eine Plattform für so viele Künstler*innen, die woanders keine Möglichkeit haben, ihre Musik zu präsentieren. Da sind ein paar schöne Dinge in der Pipeline. SUNSHINE LIVE – 25 Jahre, ich verspreche euch: Jetzt geht es erst richtig los.

 

Aus dem FAZEmag 127/09.2022
Text: Triple P
Foto: RochaPedro-Photography
www.sunshine-live.de